Rheinische Post Krefeld Kempen
Kempen bei Manufactum gut vertreten
Die Kempener Künstler Gilbert Scheuß und Manfred Messing erhielten 1999 den NRW-Staatspreis für das Kunsthandwerk. Nach 20 Jahren stellten sie sich erneut der Jury. Beide sind nominiert und stellen in Köln aus.
Die beiden Staatspreisträger des Jahres 1999, Gilbert Scheuß und Manfred Messing, beide aus Kempen, beide im damaligen Fachbereich„Stein“, stehen nun nach 20 Jahren wieder gemeinsam im Wettbewerb. Heute heißt der Bereich „Skulptur“. Dort sind 33 Arbeiten nominiert. Die Ausstellung mit über 100 Arbeiten findet im Museum für Angewandte Kunst in Köln (MAKK) statt. Die eingereichten Möbel, Skulpturen, Schmuck- und Kleidungsstücke sowieWohnaccessoires werden vom 1. September bis zum 13. Oktober gezeigt. Die feierliche Eröffnung und Auszeichnung der Staatspreisträger erfolgt durch Ministerpräsident Armin Laschet am Samstag, 31. August. Es werden bis zu sechs Preise verliehen. Die Preisverleihung findet während der Ausstellungseröffnung statt.
Früher war es die Regel, dass ein Künstler nur einmal im Leben den Staatspreis erhält. Das wurde 2015 geändert, als das Wirtschaftsminis
„Um den schwedischen Granit, den härtesten und widerstandsfähigsten Stein, machen viele
lieber einen großen Bogen“
Manfred Messing
terium die Ausrichtung des Wettbewerbs übernahm. Für die beiden Kempener war es nach 20 Jahren wichtig, ihren Standort neu zu bestimmen: „Sind wir noch da?“Können sie aktuell noch mithalten? Sie können. Von 381 Bewerbungen wählte eine anonyme Fachjury 126 Kunstwerke in sechs Fachbereichen aus. Scheuß und Messing sind dabei, also für den Staatspreis nominiert. In der größten Gruppe Skulptur wurden 33 Künstler nominiert. Eine andere Jury wird dann aus den Nominierten die sechs Staatspreisträger auswählen. Diese erhalten jeweils 10.000 Euro Preisgeld.
Gilbert Scheuß, der gerade seinen 60. Geburtstag feierte, stellt seine Plastik „Shawl - Hängende Mauer“aus. Sie zeigt an Drahtseilen hängende Ziegelsteine, mit Kabelbindern zu einer Mauer verwoben. Industrielle Verblendziegel (Lochziegel) wurden nachträglich modifiziert und teilweise glasiert. Je nach Präsentation hängt dasWerk frei an der Decke oder im Kran. Die künstlerische Aussage fällt sofort ins Auge: Die Aufhebung der Schwere durch Schweben. Dem Künstler geht es um die Auflösung von Manifestationen und um das Spiel mit den Materialien Stein und Textil.
Manfred Messing ist in Kempen ständig präsent: Der Altar aus schwarzem Granit in St. Marien stammt von ihm, ebenso am Rathaus die Gedenktafel für die ermordeten Juden und zuletzt die Stele mit Illustrationen von Jürgen Pankarz am Concordienplatz. In der Ausstellung der Museums für Angewandte Kunst in Köln ist Messing mit einer quadratischen Stele mit dem Titel „Orpheus“vertreten. Die Stele aus weißem Laaser Marmor ist 1,95 m hoch. Die Stele ist allseits mit Texten aus den Metamorphosen von Ovid beschriftet, wer’s nachlesen will, findet die entsprechende Stelle im 10. Buch von Ovids Metamorphosen. Die Textfragmente sind auf zwei Ebenen in verschiedenen Techniken eingemeißelt. In seinem Steinmetz
betrieb in Kempen arbeitet Messing am liebsten mit schwedischem Granit, dem härtesten und widerstandsfähigsten Stein. Bei„Orpheus“hat er zum ersten Mal mit weißem Marmor aus Südtirol gearbeitet.