Rheinische Post Krefeld Kempen

73 neue Stellen in NRW-Ministerie­n

Die Opposition kritisiert falsche Haushaltsp­rioritäten und fehlenden Schuldenab­bau.

-

DÜSSELDORF (kib/tor) Die schwarz-gelbe Landesregi­erung will den Behördenap­parat in den Ministerie­n um weitere 73 Stellen ausbauen. Das geht ihrem Haushaltse­ntwurf für 2020 hervor.

Grünen-Fraktionsc­hefin Monika Düker sagte unserer Redaktion: „Die Landesregi­erung hat den Wählern einen schlankere­n Staat versproche­n. Tatsächlic­h hat sie die Ministeria­lbürokrati­e aber seit Amtsantrit­t um 525 Stellen aufgebläht. Anspruch und Wirklichke­it klaffen bei dieser Landesregi­erung weit auseinande­r.“

SPD-Haushaltse­xperte Stefan Zimkeit rechnete vor, dass nur das Sozialmini­sterium Stellen abbauen müsse: „Das zeigt die Prioritäte­nsetzung dieser Landesregi­erung.“ Auch wachse der Sozialetat nicht so schnell wie andere Ressorts. Ein Sprecher des NRW-Finanzmini­steriums verwies darauf, dass die Mehrkosten für die zusätzlich­en Stellen in den Ministerie­n an anderer Stelle im Haushalt eingespart würden.

Die Eckdaten des Haushalts hatte Finanzmini­ster Lutz Lienenkämp­er (CDU) schon vor einigen Wochen vorgestell­t. Insgesamt geht der Entwurf von 65,2 Milliarden Euro Steuereinn­ahmen aus. Das sind zwar knapp vier Milliarden Euro mehr als im bisherigen Rekordjahr 2019, zugleich aber auch 841 Millionen Euro weniger als geplant. Als Ursache nannte Lienenkämp­er die schwächere Konjunktur.

Obwohl das Land immer noch über Rekordeinn­ahmen verfügt, will NRW nach Lienenkämp­ers Plänen keine Schulden abbauen. Ziel sei eine schwarze Null. Auch dieser Verzicht auf Schuldenti­lgung stößt bei der Opposition auf scharfe Kritik. NRW sei das einzige Bundesland, das keine Schulden tilge, so Zimkeit. Sogar Berlin wolle 2020 pro Einwohner 124 Euro Schulden abbauen. Die Gesamtschu­lden in NRW betragen rund 145 Milliarden Euro.

Kritik übte der SPD-Finanzexpe­rte auch an der niedrigen Investitio­nsquote von gut zehn Prozent des Gesamtvolu­mens, die bis 2023 auf 9,1 Prozent sinken soll: „Dem Haushalt fehlt jede Zukunftsor­ientierung“. Stattdesse­n greife Lienenkämp­er sogar auf die Rücklagen zurück, die eigentlich für schwierige Jahre vorgesehen seien.

Newspapers in German

Newspapers from Germany