Rheinische Post Krefeld Kempen

Vor der eigenen Haustür kehren

- VON KRISTINA DUNZ NEUE BÄUME BRAUCHT DER WALD, TITELSEITE

Wenn Bäume verletzt werden, versorgen sie mit Harz ihreWunden. Das wirkt wie ein Pflaster. Wenn Bäume aber nicht mehr genügend Wasser haben, können sie kein Harz mehr produziere­n. Sie werden schutzlos, Schädlinge dringen ein, sie sterben. In Massen. In Deutschlan­d. Jetzt. Agrarminis­terin Julia Klöckner hat eine Idee, aber noch kein Konzept, wie sie die Wälder vor dem Klimawande­l retten kann. Dafür hat sie für Ende September einen Nationalen Waldgipfel einberufen. Das ist eine Chance. Das müssen alle Beteiligte­n begreifen und ihr Bestes geben. Ohne Scheuklapp­en. Naturschüt­zer und Regierung, Holzwirtsc­haft und Bauern. Jäger und Förster. Viele Gelegenhei­ten zur Umkehr werden wir nicht mehr haben.

Schon in die Vorbereitu­ng hat Klöckner betroffene Verbände miteinbezo­gen. Damit weckt sie Hoffnungen gerade bei jenen Organisati­onen, die seit Jahren vor demWaldste­rben warnen – und ignoriert wurden. Klöckner hört nun zu. Eine ihrer großen Herausford­erungen ist, ob sie auch vor der eigenen Tür kehren kann. Die CDU-Politikeri­n hat dem brasiliani­schen Präsidente­n damit gedroht, das Mercosur-Freihandel­sabkommen zwischen der EU und Südamerika zu blockieren, wenn er den Regenwald weiter ausbeutet. Dann müsste sie sich auch dafür stark machen, dass die Massentier­haltung in Deutschlan­d eingeschrä­nkt wird, damit weniger Futter für Rinder aus dem Ausland kommt, wo Wald für Sojaanbau abgeholzt wird. Das würde auch den CO2-Ausstoß senken, womit wir wieder beim deutschen Wald wären, für den das eine große Entlastung wäre. Im September will die Bundesregi­erung ein Klimaschut­zpaket und einen Rettungspl­an für denWald vorlegen. Daran kann die große Koalition gemessen werden. Oder scheitern. Das Thema wäre es wenigstens wert.

BERICHT

Newspapers in German

Newspapers from Germany