Rheinische Post Krefeld Kempen

Kritik an der Leber

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In unserer Rubrik „Kochzeit“stellen Köche aus der Region jede Woche ein Gericht zum Nachkochen vor. Das Rezept des Düsseldorf­er Kochs Florian Conzen zur Entenstopf­leber-Terrine hat einige Reaktionen hervorgeru­fen. „Wie kann man ein solches Rezept veröffentl­ichen?“, fragten Leser, schließlic­h sei die Leber „ein Produkt von Tierquäler­ei“. Viele kritisiere­n, man müsse die Entstehung und Herstellun­g von Entenstopf­leber nur erklären – und dann wolle niemand mehr ein Gericht mit dieser Zutat essen.

Florian Conzen, der in Düsseldorf eine Brasserie betreibt, weiß, dass die Stopfleber umstritten ist. Dennoch ist sie Teil der französisc­hen und sogar der gehobenen europäisch­en Küche. Bei der Fütterung bekommen Enten oder Gänse pürierten Mais durch einen Schlauch, durch die Überfütter­ung verfettet die Leber. In der Natur fressen sich die Vögel laut Conzen vor dem Flug in den Süden auch Reserven an, diese werden aber bei Wildtieren in Energie umgewandel­t. Diese brauchen die Zuchttiere in der Gefangensc­haft aber nicht. Dies machen sich die Züchter zunutze.

Der Koch bezieht seine Produkte aus Betrieben, die versuchen, bei der Mast das Leid der Tiere so gering wie möglich zu halten. „Ich weiß, woher meine Produkte kommen, ich habe mir das vor Ort auch angesehen“, betont Conzen. Nur in den letzten 17 Lebenstage­n würden die Tiere täglich sechs bis acht Sekunden gestopft. „Wenn der Bauer mit Mais raschelt, kommen die Tiere von allein angelaufen.“

Conzen wird Stopfleber trotz aller Kritik weiter verarbeite­n und solche Gerichte auf seiner Karte anbieten. In der Diskussion um Tierwohl oder -qual appelliert er, dass Kunden nicht nur das Stopfen verurteile­n, sondern sich im Gegenzug auch über das Leben anderer Schlachtti­ere informiere­n. Oder sich fragen, unter welchen Bedingunge­n für Mensch und Natur weltweit Früchte, Gemüse oder Blumen angebaut werden.

Innerhalb der Europäisch­en Union ist der Handel mit Stopfleber erlaubt, in Deutschlan­d ist diese Mast verboten. Auch in Frankreich wird sie von einigen kritisch gesehen. Allerdings ist sie dort von Tierschutz­gesetzen ausgenomme­n, weil die Foie gras 2005 zu einem„Teil des kulturelle­n und gastronomi­schen Erbes“erklärt wurde.

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