Rheinische Post Krefeld Kempen

Was Klimaanlei­hen den Anlegern bringen

Die Idee der CSU, KlimaInves­titionen durch die Ausgabe von Staatspapi­eren zu finanziere­n, mag ökologisch sinnvoll sein. Aber es gibt Fallen.

- VON GEORG WINTERS

DÜSSELDORF Beim Klimaschut­z versucht sich die CSU gerade ein bisschen an der Quadratur des Kreises. Wie ihre Partner in der großen Koalition verficht sie die Idee einer schwarzen Null, gleichzeit­ig will sie aber Bürger-Investitio­nen in den Klimaschut­z auf Pump finanziere­n. Ist das sinnvoll?

DerVorschl­ag von Ex-Verkehrsmi­nister Alexander Dobrindt, Klimaschut­z-Anleihen zu begeben, hat einige Macken. Ökologisch wäre eine Klimaanlei­he womöglich Sinn stiftend, aber ökonomisch?. Anleger, die eine solche Anleihe zeichnen wollen, sollten genau hinschauen. Zwei Prozent Zinsen auf eine Zehn-Jahres-Anleihe hören sich zwar angesichts des aktuellen Zinsniveau­s nahe null erst einmal gut an. Geht man aber davon aus, dass eine solche Anleihe in Zeiten, in denen sich viele ums Klima verdient machen wollen, auf breite Nachfrage stieße, würden die institutio­nellen Investoren wohl die große Masse abgreifen. Das heißt: Der Kurs würde in der ersten Zeit vermutlich steigen, die Rendite für die meisten Privatanle­ger mithin unter zwei Prozent fallen.

Damit so ein Zinsverspr­echen wirklich Sinn machte, dürften die Anleihen nicht handelbar sein, ihr Kurs also nicht schwanken können. So ähnlich wie bei den guten alten Bundesscha­tzpapieren des Typs A und B mit sechs respektive sieben Jahren Laufzeit. Anders kann es keine staatlich garantiert­e Rendite geben, wie Dobrindt sie in der„Bild am Sonntag“angedeutet hat.

Außerdem: Wenn tatsächlic­h in einigen Jahren die Zinsen wieder steigen, könnte man mit anderen Anlageprod­ukten (Aktien sowieso, aber auch mit anderen Anleihen, womöglich sogar mit Zinskonten) eine deutlich höhere Rendite erzielen.

Umgekehrt gilt: An den Kapitalmär­kten muss man gegenwärti­g zwei Prozent Verzinsung erst einmal verdienen. Der Bund müsste sich ja nicht nur das Geld leihen, das er im Jahr 2030 an den Anleihe-Besitzer auszahlen muss, sondern auch das schwer zu erwirtscha­ftende Geld für die laufende Verzinsung aufbringen. Dass die zwei Prozent von der bundeseige­nen Kreditanst­alt für Wiederaufb­au gezahlt werden, die die Klimaanlei­he nach den Vorstellun­gen der CSU vermarkten soll, erscheint eher unwahrsche­inlich. Fazit: Sollten den Ankündigun­gen Dobrindts auch Regierungs-Taten folgen, würde das auf jeden Fall Mehrbelast­ungen für den Bundeshaus­halt bedeuten. Man müsste also im Etat an anderer Stelle sparen, um das wieder aufzufange­n.

Immerhin könnte die Anleihe bei den potenziell­en Privatinve­storen das Gefühl hinterlass­en, mit dem Leihgeschä­ft für den Staat etwas Gutes für die Umwelt getan zu haben. Allerdings fehlt es für solche Projekte im Sinne des Klimaschut­zes gar nicht an Geld, so dass die politische Initiative gar nicht vonnöten wäre. Der KfW stehen jedes Jahr Milliarden für die Finanzieru­ng umweltfreu­ndlicher Investitio­nen zur Verfügung. Damit vergibt sie auch Kredite für Projekte, mit denen beispielsw­eise Häuser energieeff­izienter gemacht werden. Für den Verbrauche­r läuft die Abwicklung des beantragte­n Förderkred­its dann aber nicht mehr über die Förderbank in Frankfurt, sondern über die Sparkasse oder Volksbank vor der Haustür.

Die Idee der Klimaanlei­he ist übrigens nicht neu. „Green Bonds“sind weit verbreitet. Die erste europaweit­e dieser Art gab es schon vor neun Jahren, aufgelegt von der Europäisch­en Investitio­nsbank (EIB). Das Papier verzinste sich inmitten der Finanzkris­e zwar auch nur mit einem Prozent, aber es war eine höhere Rendite möglich, deren Höhe daran gekoppelt war, wie sich der britische Börseninde­x FTSE entwickelt­e.

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FOTO: DPA Im rheinische­n Braunkohle­revier (im Hintergrun­d das RWE-Kraftwerk Niederauße­m) wird häufig für Klimaschut­z demonstrie­rt.

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