Rheinische Post Krefeld Kempen
Borussen-Trainer mit RB-Faktor
Gladbachs Chefcoach ist im Red-Bull-Universum gereift. Aber er stellt klar: Rose ist Rose geblieben.
MÖNCHENGLADBACH Wer sich das Startprogramm von Borussia Mönchengladbach in der Bundesliga anschaut, könnte auf die Idee kommen, Marco Rose, der neue Trainer der Gladbacher, habe bei der Planung seine Finger im Spiel gehabt, um mit der größtmöglichen Emotionalität in den neuen Job starten zu können. Am ersten Spieltag gab es das Treffen mit seinem Kumpel „Dave“, wie Rose zu sagen pflegt, Wagner, der neuerdings Trainer des FC Schalke 04 ist. In der zwei
„Ich kann nicht verhehlen, dass ich viel von der Spieliedee
profitiert habe“
Gladbach-Trainer Marco Rose
über seine sechs Jahre
bei RB Salzburg
ten Runde reisten die Borussen nach Mainz, dorthin also, wo Rose zehn Jahre als Profi spielte und Trainer wurde und wo sein allerbester Kumpel Sandro Schwarz Trainer ist. Und nun kommt RB Leipzig, der Klub aus Roses Heimatstadt und zudem der Verein, der wie sein früherer Arbeitgeber RB Salzburg, zu jenem Fußball-Universum gehört, das der österreichische Brause-Konzern Red Bull mit seinem Boss Dietrich Mateschitz aufgezogen hat.
Querverbindungen über Querverbindungen,„aber mit dem Spielplan hatte ich natürlich nichts zu tun“, versichert Rose grinsend. Er ist nicht der Typ, der die große Klaviatur spielt bei solchen Geschichten. Es gibt sie halt, und er gibt zu, dass solche Spiele „speziell“sind, aber das war es dann auch schon. Mit RB Leipzig selbst hat er ohnehin nichts direkt zu tun gehabt in der Vergangenheit. Er spielte in der Jugend für Rotation Leipzig und Lokomotive Leipzig, wurde dann beimVfB Leipzig Profi und später war Lokomotive seine erste Cheftrainer-Station.
Mit RB verbindet ihn, dass er die Sachsen mit seinem Salzburger Team aus der Europa League gekegelt hat in der Saison 2017/18. Das sorgte natürlich ebenso für Aufsehen in der Bundesliga wie vorher die Erfolge gegen Borussia Dortmund. Und vielleicht waren es auch gerade Spiele wie diese, die mit dafür gesorgt haben, dass Rose nun den Job in Gladbach hat.
Borussia will ein bisschen mehr so werden wie Roses früheres Team, härter, schneller, aktiver, aggressiver, und letztlich sind das alles Merkmale, die RB Leipzig ausmachen. Kurz: Rose ist ein Kind der RB-Schule. „Ich kann nicht verhehlen, dass ich mich bei Red Bull Salzburg sechs Jahre lang als Trainer sehr gut entwickelt habe und viel von der Spielidee profitiert habe“, sagte Rose unserer Redaktion auf die Frage wie viel Red Bull in ihm stecke. Er steht also durchaus für das RB-Prinzip, das der frühere Leipziger Sportdirektor und Trainer Ralf Rangnick als Salzburgs Sportdirektor drei Jahre mitgeprägt hat.
Roger Schmidt, der Bayer Leverkusen trainierte und dort einen radikalen Offensivfußball pflegte, und Adi Hütter, der Eintracht Frankfurts büffelige Mannschaft in der Vorsaison bis ins Europa-League-Halbfinale führte, sind zwei Trainer mit RB-Faktor, die in der Bundesliga schon für Aufsehen gesorgt haben. Rose ist nun der dritte, bei steigender Fallzahl ist RB Salzburg fast schon eine Art Nachwuchsschmiede für die Bundesliga. Jesse Marsch, der neuen Mann in der Mozartstadt, ging indes den anderen Weg, er war zuvor Co-Trainer von Rangnick in Leipzig.
Rose will derweil nicht auf seine RB-Vergangenheit reduziert werden. „Ich habe darauf geachtet, dass ich ich selber bleibe, dass ich mich eigenständig entwickle“, stellte er klar, dass in Rose vor allem Rose steckt. Dass er nur für einen Klub arbeitet, dessen aktive Fanszene das Modell RB entschieden ablehnt und dies auch in aller Deutlichkeit kund tut, weiß Rose. „Ich kann über RB nicht Schlechtes sagen. Ich hatte sechs herausragende Jahre bei einem herausragend und habe mit tollen Menschen zusammengearbeitet“, sagte er. Aber auch, dass er sich unter anderem für Gladbach entschieden hat, weil es ein Traditionsklub ist, ein Verein mit großer und langer Geschichte.
Diesen Verein soll er nun als Trainer in eine neue Ära führen – mit RB-Spurenelementen. Der langjährige Gladbach-Stil, Tiki-Taka-Fußball mit viel Ballbesitz- und -zirkulation sowie situativer Tempoverschärfung, soll vertikaler werden, soll mehr Tiefe haben, nicht punktuell, sondern als fast schon radikaler Grundgedanke. Das ist der neue Ansatz, Rose ist dabei, ihn in die Spielerköpfen zu pflanzen. Schalke und Mainz haben, angeleitet von den Rose-Kumpels, ähnliche Ansätze wie der Gladbacher. Nun trifft seine Borussia auf den RB-Fußball pur. Rose weiß genau, was auf ihn und Borussia zukommt. Er ist in schließlich diesem Konzept gereift.