Rheinische Post Krefeld Kempen
Erfolg mit Spaß und System
Fast fünf Jahre Studium waren nötig, bevor ich sie erhielt: die Mitgliedschaft in einer Lerngruppe. Während die regelmäßigen Treffen in einigen Fächern als fester Bestandteil des Studiums gelten, war mein Freundeskreis bisher mit sporadischen Treffen ausgekommen. Wer Fragen hatte, traf sich mit jemanden, der sie beantworten konnte – ohne feste Termine, ohne feste Besetzung.
Diesem unprofessionellen Vorgehen schoben wir im vergangenen Semester endlich einen Riegel vor. Wie sich aus unseren sporadischen Treffen plötzlich eine vierköpfige Lerngruppe entwickelte, lässt sich im Nachhinein nicht mehr genau rekonstruieren. Plötzlich hatten wir einen festen Termin, eine feste Besetzung und sogar einen Namen: Wir waren „Die Lernbüffel“. Mit bürokratischem Eifer zerlegten wir das Vorlesungsskript in einzelne Abschnitte, die wir jeweils zusammenfassten und der restlichen Gruppe präsentierten.
Bemerkenswert war dabei die exponentiell steigende Qualität unserer Zusammenfassungen. Alles begann mit einer harmlosen Kopfzeile auf einer Kopie: Der Titel „Die Lernbüffel“schmückte die Zusammenfassung einer Freundin, darüber hinaus in der Kopfzeile enthalten waren das Datum der Sitzung und der Vorlesungstitel. Ab diesem Punkt war die Zeit unserer amateurhaften, hand
schriftlichen Notizen vorbei. Am Computer erstellte Mindmaps, Kopfzeilen mit eigens für unsere Gruppe gestaltetem Layout, Skizzen, ein Quiz – wir organisierten jede Woche ein didaktisches Feuerwerk.
Dazu gehörte auch unsere Besprechung von Wahr-Falsch-Aufgaben zum Ankreuzen: Nach ein paar Sekunden Bedenkzeit pro Aufgabe startete unser Beauftragter für gute Laune den Countdown. Anschließend formte jeder „Lernbüffel“mit seinen Händen eine Antwort, entweder ein Kreuz (falsch) oder ein Herz (wahr). Der Nachteil dieser Methode: Wir hatten das Gefühl, tiefer im Lehramtsstudium angekommen zu sein, als wir es jemals geplant hatten. Dem gegenüber standen jedoch die großen Vorteile, durch das regelmäßige Lachen die Motivation auf einem konstant hohen Niveau halten zu können und die Lerninhalte offenbar besonders nachhaltig abzuspeichern – die Klausurergebnisse der „Lernbüffel“legen diesen Schluss jedenfalls nahe.