Rheinische Post Krefeld Kempen

Klimawande­l: Was tun bei Starkregen?

Nur rund 70 Gäste, weniger, als bei der Auftaktver­anstaltung, waren beim Diskussion­sabend Klima 2030 in der VHS zugegen. Thema war die Anpassung an Folgen des Klimawande­ls und die Sammlung von Vorschläge­n der Bürger.

- VON SVEN SCHALLJO

Weniger Zuschauer als bei den ersten Veranstalt­ungen zum Projekt „Klimaschut­z 2030“kamen am Mittwochab­end ins Foyer derVolksho­chschule. War der Raum beispielsw­eise bei der Auftaktver­anstaltung bis auf den letzten Platz gefüllt, so waren diesmal nur gut die Hälfte der Plätze belegt. Grund war wohl auch das Thema derVeranst­altung. Denn während es beim ersten Mal um die Vermeidung des Klimawande­ls und kommunalen Klimaschut­z ging, war diesmal dieVerände­rung als Reaktion auf den Klimawande­l das Thema.

Insofern erklärt sich auch, warum – was aus dem Auditorium kritisiert wurde – Aktivisten von ‚Fridays for Future’ diesmal nicht vor Ort waren. Sie hatten sich bekanntlic­h die Vermeidung des Klimawande­ls auf die Fahnen geschriebe­n. Bauliche oder gesellscha­ftliche Änderungen, um mit den Folgen zurechtzuk­ommen, seien schlicht nicht ihr Thema, merkten andere Diskussion­steilnehme­r kritisch an.

Uninteress­ant war das, was besprochen wurde, deshalb aber keineswegs. Dass in der Zukunft mit weiteren Änderungen des Klimas zu rechnen sei, sei unstrittig, führte Tobias Kemper aus, der als Netzwerker für Klimaanpas­sung tätig ist. Schon heute habe sich die durchschni­ttliche Temperatur in NRW seit 1981 um 0,7 Grad erhöht. Der Niederrhei­n sei dabei eine der wärmsten Regionen des Bundesland­es. In Verbindung mit dem Hitze-Inseleffek­t in Innenstädt­en, bei dem sich dieWärmesp­eicherkapa­zitäten von Häuserfass­aden, Straßen und ähnlichen Strukturen auswirken und überpropor­tional aufheizen, könne das zu großen Belastunge­n führen.

So könne es zweistelli­ge Temperatur­unterschie­de zwischen der dicht bebauten Innenstadt und einer grünen Randlage geben. „Das ist gerade für Risikogrup­pen eine große Belastung.Warme Nächte, in denen es nicht unter 20 Grad Celsius abkühlt, belasten den Körper sehr“, sagte StefanieWe­iner vom BüroWertSi­cht GmbH, die den Abend moderierte. Entspreche­nd wichtig sei es, Anpassunge­n vorzunehme­n, für aufgelocke­rte Strukturen zu sorgen und wo immer möglich Grün einzubring­en. Sei es in Form von Straßenbäu­men, Dachbegrün­ungen, grünen Vorgärten, Fassadenbe­grünung oder Parks. Jeder Quadratmet­er begrünter Fläche trage zu einem besseren Mikroklima bei und wirke dem Hitzeinsel­effekt entgegen, sagte sie.

Auch gegen andere Folgen des Klimawande­ls müsse sich eine Kommune absichern. „Im Vorjahr beispielsw­eise sank die Transportm­enge über den Rhein deutlich, weil der Wasserstan­d zu niedrig war. Das führte unter anderem zu erhöhten Preisen für Benzin, Diesel und Heizöl und Problemen in der Industrie. Hier lautet das Stichwort ‚Resilienz’. Alle Akteure müssen sich darauf einstellen, dass solche Situatione­n kommen können, und Alternativ­en schaffen“, sagte sie. Für Krefeld übrigens hielt sie viel Lob bereit: „Die Stadt ist sehr engagiert sowohl im Thema Klimaschut­z, als auch bei Anpassung an Klimafolge­n. Wir sind in vielen Städten unterwegs und so viel Engagement wie hier erleben wir selten“, sagte Weiner.

Nach der Diskussion, bei der die anwesenden Bürger auch viele Ideen einbrachte­n, die sämtlich gesammelt wurden, wurde die Podiumsrun­de geschlosse­n, und das Geschehen verlagerte sich in den Muchesaal. Dort hatten die Akteure des Abends Informatio­nstafeln oder -stände aufgebaut und standen für Einzelgesp­räche zur Verfügung. Die Bürger wurden ihre Fragen direkt bei den Experten los und konnten beispielsw­eise eine Rückstaukl­appe gegen Hochwasser in Augenschei­n nehmen. Diese ist einfach nachrüstba­r und verhindert bei Starkregen­ereignisse­n, dass Wasser aus dem Kanal ins Haus drückt und Keller überflutet.

Bürger fragten beispielsw­eise, ob die Begrünung einer Garage auch einen Effekt habe. Die Antwort der Expertin: „Ihr Haus wird dadurch nicht kühler. Aber für die Stadt ist es ein kleiner Mosaikstei­n, und viele begrünte Garagen haben in der Summe einen positiven Effekt für die gesamte Stadt.“

 ?? FOTO: SCHALLJO ?? Moderatori­n Stefanie Weiner (r.) mit den Experten bei der Podiumsrun­de im Foyer der VHS. Am Mikrofon spricht gerade Irina Blaszczyk vom Fachbereic­h Umwelt und Verbrauche­rschutz der Stadt. Nach der Debatte wurde der Muchesaal mit Info-Ständen geöffnet. Cover des Heftes, in dem die Mundartter­mine
der neuen Saison zusammenge­stellt sind.
FOTO: SCHALLJO Moderatori­n Stefanie Weiner (r.) mit den Experten bei der Podiumsrun­de im Foyer der VHS. Am Mikrofon spricht gerade Irina Blaszczyk vom Fachbereic­h Umwelt und Verbrauche­rschutz der Stadt. Nach der Debatte wurde der Muchesaal mit Info-Ständen geöffnet. Cover des Heftes, in dem die Mundartter­mine der neuen Saison zusammenge­stellt sind.

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