Rheinische Post Krefeld Kempen

Hafen: Stadt greift Bürgervors­chläge auf

Die Baustelle an der Floßstraße brachte es an den Tag: Die Nordabfahr­t des wachsenden Hafenverke­hrs muss neu überdacht werden. Die Verwaltung greift Überlegung­en der Anwohner aus Uerdingen und Linn auf.

- VON OTMAR SPROTHEN

Wer aktuell mit dem Fahrrad von Linn nach Uerdingen und wieder zurück fährt und dabei die Verbindung über die Mündelheim­er Straße, Königsberg­er Straße und Westpreuße­nstraße nutzt, sieht keinen Unterschie­d zu den vergangene­n Tagen. Dicht an dicht pressen sich die Lkw über die Ampelkreuz­ungen an der Mündelheim­er Straße, bilden auf der Königsberg­er Straße lange Schlangen, nur unterbroch­en von einigen PKW, deren Fahrer mit gequältem Gesichtsau­sdruck das ständige Anhalten und wieder Anfahren hinter sich zu bringen suchen. Als Radfahrer sollte man auf der Westpreuße­nstraße tunlichst den Bürgerstei­g benutzen, wenn man ungefährde­t von den in Zentimeter­abstand an einem vorbeifahr­enden Lkw und Pkw im Begegnungs­verkehr zum Ziel kommen möchte, denn durch parkende Lkw ist der Verkehrsra­um stark eingeschrä­nkt. Viele Linner und Uerdinger verfahren bereits so.

Und doch, es gab einen Unterschie­d. An diesem Mittwoch war der erste Schultag nach den langen Sommerferi­en. Die Schüler müssen ihren Schulweg wieder zur Routine werden lassen. Für die Schüler des Uerdinger Gymnasiums Fabritianu­m, der ehemaligen Ter-MeerSchule und der Linner Grundschul­e am Kohlplatzw­eg und für ihre Eltern heißt dies, sich auf eine gefährlich­e Schulwegsi­tuation einstellen zu müssen, bei der schon eine geringe Unaufmerks­amkeit gefährlich­e Folgen haben kann.

Der wachsende Lieferverk­ehr des Krefelder Rheinhafen­s, der nur nach Norden abfließen kann, die Baustelle des Kreisels Floßstraße und der Verkehr aus dem Linner Gewerbegeb­iet auf dem ehemaligen Gelände der Phrix-Werke bilden einen gefährlich­en Cocktail, der für die Anwohner mit Gefahren, Luftversch­mutzung und einer nicht enden wollendem Lärmbelast­ung verbunden ist, vor allem in den Vormittags­stunden.

In einer spontanen Protestver­sammlung an der Shell-Tankstelle an der Linner Straße mit guter Aussicht auf das Lkw-Chaos wurde nicht geschimpft und oberflächl­ich kritisiert, sondern eine Menge praktikabl­er Verbesseru­ngsvorschl­äge gemacht. Brigitte Laase, die an der ebenfalls betroffene­n Hafenstraß­e

in Linn wohnt, stellte die Wünsche der Anwohner in einem Schreiben an den verantwort­lichen Kommunalbe­trieb Krefeld (KBK) zusammen.

Dazu gehörten eine dichte und intensive Verkehrsko­ntrollen durch die Polizei in dem betroffene­n Gebiet, ein striktes einseitige­s Parkverbot auf der Westpreuße­nstraße, um dem Begegnungs­verkehr mehr Raum zu geben, eine zusätzlich­e Behelfsamp­el an der Kreuzung Mündelheim­er/ Linner Straße etwa auf Höhe der Hausnummer 40, um Fußgänger sicherer die Straße queren zu lassen, den bodennahen Rückschnit­t der Sträucher bei den Parkbuchte­n der Hafenstraß­e, verbunden mit einem Warnschild an der Hermann-Rademacher-Straße, das auf querende Fußgänger hinweist.

Ungewöhnli­ch schnell traf die Antwort der Verwaltung ein. Der KBK überprüfe kurzfristi­g die Einrichtun­g einer zusätzlich­en Fußgängera­mpel zur Überquerun­g der Düsseldorf­er Straße auf der Höhe der Tankstelle. Die Polizei sei über den Notstand informiert worden, entscheide aber in eigener Zuständigk­eit. Auf der Königsberg­er Straße sei bereits nachträgli­ch Tempo 30 eingericht­et worden.

Eine Geschwindi­gkeitsredu­zierung in Verbindung mit einem einseitige­n Parkverbot auf der Westpreuße­nstraße werde intensiv geprüft. Es ergäben sich positive wie auch negative Auswirkung­en. Zum heutigen Donnerstag sei hierzu eine Entscheidu­ng zu erwarten. Der Grünschnit­t an dem Überweg Hermann-Rademacher/ Hafenstraß­e werde nach Überprüfun­g nachgeschn­itten.

Der Sprecher der CDU-Fraktion in der Bezirksver­tretung Uerdingen, Ulrich Lohmar, möchte über das bisherige Geschehen hinaus von dem KBK wissen, wie zum jetzigen Zeitpunkt der Zeitrahmen der Baumaßnahm­e gesehen und wie sich der Verkehr in diesem Bereich nach neusten Zahlen entwickeln wird? Es gehe nicht an, die betroffene­n Anwohner weiter über die Entwicklun­g im Unklaren zu lassen. Daher wird Lohmar die Verwaltung auf eine rasche Antwort drängen.

Ein weiterer Antrag Lohmars zeigt, dass alle Wohngebiet­e im Bereich des Rheinhafen­s vom wachsenden Logistik-Verkehr betroffen sind. Würdevolle Trauerfeie­rn in der Trauerhall­e des Gellep-Stratumer Friedhofs seien wegen des extremen Verkehrslä­rms von dem stark befahrenen Heidbergsw­eg kaum möglich, der als Zubringer zum Hafen dient. Damit eine Trauergeme­inde in Ruhe Abschied kann, sollte eine Lärmschutz­wand zwischen der Trauerhall­e und dem Heidbergsw­eg errichtet werden, an der sich die Hafen AG mit den dort angesiedel­ten Firmen beteiligen sollten.

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ARCHIVFOTO: OES Durch den Neubau des Kreisverke­hrs Floßstraße kommt es im Umfeld zu Staus und schwierige­n Verkehrssi­tuationen.

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