Rheinische Post Krefeld Kempen
Wenn die Welt brennt
In diesen Tagen zeigt sich der Sommer noch einmal von seiner kraftvollen Seite - und die
Welt brennt. Sie brennt tatsächlich am Amazonas wie an etlichen anderen Orten in der Welt. Und sie brennt im übertragenen Sinn. Das Klima bereitet die größten Sorgen. Die globale Erderwärmung - Überschwemmungen - Dürren -Tsunamis nehmen zu. Immer wieder flammen (fast) überall auf der Welt bewaffnete Konflikte auf. Die Schere zwischen Reich und Arm vergrößert sich. Es sind so viele Menschen weltweit auf der Flucht, wie nie zuvor. Eine wirtschaftliche, politische und strukturelle Kehrtwende ist nötig. Zugleich braucht es den Einzelnen, der aktiv wird, sich engagiert und das Seine dazu tut, um die Welt auf Frieden, Gerechtigkeit und Bewahrung der Schöpfung hin zu gestalten. Daneben gibt es die Tendenz sich ins Private zurückzuziehen und die eigene begrenzte Welt so zu gestalten, dass Bedrohungen draußen bleiben. Aber: Wir leben nicht in zwei Welten, einer privaten und einer globalen. Die Welt ist EINE. Was wir der Welt antun, tun wir uns selber an. - Diese Weisheit ist auf unterschiedliche Weise tief in vielen Religionen und Kulturen verankert. Wo wir Gewalt und Aggression tolerieren, eigenen Vorteil ohne Rücksicht verfolgen, uns von Machtlust und Besitzstreben leiten lassen, verletzen wir nicht nur andere, sondern auch uns selbst. Die Würde des Menschen ist unantastbar. So formulierten die Mütter und Väter des Grundgesetzes vor 70 Jahren seinen ersten Satz. Deshalb gilt: Können wir die Würde in uns selbst erkennen - die Würde, die etwas völlig anderes ist als der Satz: Das bin ich (mir) wert! - dann erkennen wir sie auch in unseren Mitmenschen und in der ganzen belebten Welt. Das eine geht nicht ohne das andere. Die in allem Leben liegende Würde zu mißachten, bedeutet unser Menschsein zu verfehlen. Verantwortliche Weltgestaltung braucht den achtsamen Blick für das Große, das im Kleinen liegt und für das Kleine im Großen.