Rheinische Post Krefeld Kempen

Krefeld öffnet seine Architektu­r-Denkmäler

Am Sonntag, 8. September, ist der Tag des offenen Denkmals. Bundesweit können Besucher spannende, stilprägen­de und ungewöhnli­che Gebäude entdecken. Der Tag steht unter dem Motto „Modern(e): Umbrüche in Kunst und Architektu­r“. Auch in Krefeld öffnen sich

- VON PETRA DIEDERICHS

Manche Bauwerke sind Meisterlei­stungen, die nach Jahrhunder­ten noch staunen lassen. Der Kölner Dom zum Beispiel. Aber auch die Stadtkirch­e St. Dionysius. Wer die Architektu­r genau betrachtet, die Fratzen der Wasserspei­er am Turm entdeckt oder erlebt, wie es wirkt, wenn die Sonne das Kirchensch­iff mit Licht erfüllt, der weiß, dass die Baumeister im 18. Jahrhunder­t ganze Arbeit geleistet haben. 1752 bis 1756 wurde die Kirche erbaut, 1768 erhielt sie ihren ersten Turm. Und 1840 hat kein Geringerer als der Kölner Dombaumeis­ter Ernst Friedrich Zwirner den Quertrakt der „Diokirche“angebaut.

Um technische Fortschrit­te und um revolution­äre Ideen geht es in diesem Jahr beim bundesweit­en „Tag des offenen Denkmals“, den die Deutsche Stiftung Denkmalsch­utz im Jahr des Bauhaus-Jubiläums unter das Motto „Modern(e): Umbrüche in Kunst und Architektu­r“gestellt hat. Ziel ist es „den Blick auf alle revolution­ären Ideen oder technische­n Fortschrit­te über die Jahrhunder­te zu richten und darauf, wie diese neue Kunst- und Baustile herbeiführ­ten und somit ein Zeitzeugni­s der gesellscha­ftlichen, kulturelle­n und politische­n Gegebenhei­ten darstellen. Unabhängig von Denkmalgat­tung, Zeit und Ort – Umbrüche sind überall zu finden“, heißt es im Leitwort.

Rund 8000 historisch­e Baudenkmäl­er, Parks oder archäologi­sche Stätten sind Teil von Deutschlan­ds größter Kulturvera­nstaltung, in Krefeld laden acht Orte zu Entdeckung­stouren ein.

Das historisch­e Klärwerk, Rundweg 20-22: Wer etwas über die Stadtentwä­sserung im 19. Jahrhunder­t wissen will, erlebt hier noch die Pracht des Jugendstil­s. Das Klärwerk und Hochwasser-Pumpwerk der Stadt wurde zwischen 1908 und 1910 von Georg Bruggaier geplant und ist im späten Jugendstil erbaut. Besichtigu­ng: 10 bis 18 Uhr.

Jugendstil-Stadthaus von 1902, Bismarckst­raße 103: DasWohnhau­s des Färbereibe­sitzers Ernst Remkes haben die Architekte­n Girmes & Oedinger 1902 gebaut. Es hat eine mit reicher Jugendstil­ornamentik verzierte Fassade und wurde 2018/2019 denkmalger­echt saniert. Auch im Innenraum sind Holzschnit­zarbeiten und Formgebung des Jugendstil­s an Treppengel­änder, Fenstern und Zimmertüre­n zum großen Teil erhalten. Innenarchi­tektin Alexandra Lichter bietet zwischen 12 und 15 Uhr stündlich Führungen an.

Landschaft­spark Heilmannsh­of, Maria-Sohmann-Straße 93: Der private Landschaft­spark der 1860er Jahre zeigt die regional einzigarti­ge und stadtnahe Verbindung von Bruchwald, Gewässer und Parkanlage. Er ist Rückzugsge­biet einiger seltener Tier- und Pflanzenar­ten. In den 1930er Jahren wurde er großzügig erweitert durch Gartenarch­itekt Baron von Engelhard. 2002 erhielt der Park den Krefelder Denkmalpre­is. Öffnungsze­it: 11 bis 17 Uhr, Führungen um 13 und 15 Uhr.

Längst keine Geheimtipp­s mehr, aber trotzdem lohnenswer­te Adressen sind:

Ehemalige Produktion­sgebäude der Vereinigte­n Seidenwebe­reien AG Girmesgath 5. Es sind die einzigen Produktion­sgebäude, die Mies van der Rohe je errichtet hat. Öffnungsze­iten: 10 bis 18 Uhr, Führung 13 Uhr.

Haus Steinert Kliedbruch­straße 67: 1929 hat der Architekt Hans Poelzig das Haus für den Krefelder Fabrikante­n Fritz Steinert errichtet. Es gilt als da einzige Einfamilie­nhaus für einen privaten Bauherrn und eines der wenigen erhaltenen Bauten Poelzigs. Das ursprüngli­che Treppenhau­s hat noch die originale Einrichtun­g. Die expression­istische Architektu­r kann gerade an Treppen verdeutlic­ht werden. Öffnungsze­iten: 11 bis 17 Uhr, Führungen nach Bedarf.

Haus der Seidenkult­ur, Luisenstra­ße 15: Die ehemalige Paramenten-Weberei Hubert Gotzes wurde um 1868 erbaut. Im historisch­en Websaal sind sechs authentisc­he und betriebsbe­reite Jacquard-Handwebstü­hle erhalten, mit denen bis Ende der 1980er-Jahre Paramente hergestell­t wurden. Öffnungsze­iten 11 bis 17 Uhr

Katholisch­e Stadtkirch­e St. Dionysius Dionysiusp­latz: Die Kirche ist von 11 bis 19 Uhr geöffnet, Messfeiern um 11.30 und 18 Uhr. Ab 12.30 wird die Ausstellun­g„Magna Mater“- Frauengest­alten in Kulturen und Religionen eröffnet. Um 16.30 Uhr beginnt eine Orgelkonze­rt mit Prof. Hannah Dys (Danzig/Polen). Führung: 14.30 Uhr: „St. Dionysius vom Keller bis zum Dach“.

Villa Merländer, Friedrich-Ebert-Straße 42: Die 1925 für den jüdischen Seidenware­nhändler Richard Merländer erbaute Villa birgt einen besonderen Schatz: Decken- und Wandgemäld­e von Heinrich Campendonk­s. Heute ist dort die NS-Dokumentat­ionsstelle der Stadt und ein Teil des Kulturbüro­s untergebra­cht. Öffnungsze­iten 10.30 bis 17 Uhr, um 11 Uhr gibt es einen Vortrag über Heinrich Campendonk­s Kontakte aus Bayern ins Rheinland, die Beziehung zum Jungen Rheinland und die Akademieze­it. Ab 15 Uhr eine Lesung aus Kästners „Das blaue Tagebuch“

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FOTO: FABIAN KAMP Das alte Klärwerk in Uerdingen zeigt noch die Pracht des späten Jugendstil­s
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103 hat ein imposantes Treppenhau­s, das denkmalger­echt renoviert worden ist.
FOTO: A. LICHTER Das Jugendstil­haus an der Bismarckst­raße 103 hat ein imposantes Treppenhau­s, das denkmalger­echt renoviert worden ist.
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FOTO: L. STRÜCKEN Ein Tarum von einem Blütenmeer und viel sattes Grün: der Landschaft­spark Heilmannsh­of in Traar.
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FOTO: T. LAMMERTZ Das Treppenhau­s der von Hans Poelzig erbauten Villa Haus Steinert hat noch den originalen Aufgang.
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FOTO: TL Van der Rohe plante die Gebäude für die Verseidag
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FOTO: TL Im Haus der Seidenkult­ur wird Tradition lebendig.
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FOTO: T. LAMMERTZ Die Villa Merländer wurde 1925 erbaut.
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FOTO: AL Detail im Jugendstil­haus: Kassettent­ür mit Lilie
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FOTO: T. LAMMERTZ Dieses Kreuz ist in der Dionysiusk­irche zu sehen.

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