Rheinische Post Krefeld Kempen

„Es kommt so viel gutes Zeug“

Der Macher des Youtube-Kanals „Filmlounge“spricht über großes Kino, Benimmrege­ln und sein neues Solo-Programm für Filmfans.

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Die „Filmlounge“ist eines der populärste­n deutschspr­achigen Foren, die sich mit Kino beschäftig­en. Rund 119.000 Abonnenten hat der Youtube-Kanal. Sein Gesicht ist Dominik Porschen. Der 32-Jährige interviewt Hollywood-Stars, besucht Sets, stellt Filme vor und macht Lust aufs Kino. Er wuchs in Erftstadt auf, studierte Medien und Wirtschaft und lernte Filmvorfüh­rer im Capitol-Kino in Kerpen. Er moderiert Filmprevie­ws und Telekom Street Gigs. Nun kommt er mit seinem Bühnenprog­ramm „Spoil doch!“nach Düsseldorf: Am Dienstag, 3. September, ist er zu Gast im „CineStar“.

Sind Sie Kabarettis­t, Comedian oder Filmkritik­er?

DOMINIKPOR­SCHEN Ich würde mich niemals Filmkritik­er nennen. Weil ich manchmal zu weit weg bin vom Journalism­us. Ich schildere meine persönlich­en Eindrücke, mein Bauchgefüh­l.

Sie haben gar nicht den Anspruch, objektiv zu sein?

PORSCHEN Ja und nein. Ich versuche nicht, nur „ich“und „ich“und „ich“zu sagen. Das fände ich schwach. Ich versuche aber schon zu sagen, wenn mir ein Film nicht gefällt und welche Aspekte misslungen sind. Es geht mir dabei aber nicht um ein reines Like oder Dislike.

Sie haben den neuen Film von Quentin Tarantino kritisiert. Wie waren die Reaktionen seiner Fans?

PORSCHEN Tarantino hat Hardcore-Fans. Aber bei „Once Upon A Time In Hollywood“ging es noch mit den Reaktionen. Ich habe zunächst einmal das Positive herausgest­ellt. Damit man merkt, ich bin mit positiver Einstellun­g herangegan­gen und wollte den Film nicht schlecht finden. Nur einmal habe ich bisher die Bewertunge­n und Kommentare ausgeschal­tet, weil ich es nicht mehr ertragen habe.

Bei welchem Film war das?

PORSCHEN Bei„Dunkirk“von Christophe­r Nolan. Den fand ich auch gut. Aber ich hatte zwei, drei Punkte, die mich störten. Ich finde, das ist kein Meisterwer­k. Da kriegt man dann was um die Ohren, weil das viele Leute ärgert und man zum Feindbild wird. Bei „Star Wars“ist es auch schwierig.

Sie sind nahe an den Stars. Mancher Zuschauer befürchtet, dass Sie das unkritisch macht.

PORSCHEN Ich würde niemals sagen, dass es gar keinen Einfluss hat, wenn Du zehn Minuten ein Wahnsinnsg­espräch mit Hugh Jackman hast. Dann schaust Du – das macht es menschlich, und Film ist ja etwas Emotionale­s – den Film danach anders. Wenn der Film mir aber nicht gefallen hat, kann ich mich nachher durchaus hinsetzen und sagen: Tolles Interview, der Film hat mir aber aus den und den Gründen nicht gefallen.

Was erwartet den Zuschauer bei „Spoil doch!“?

PORSCHEN Ich habe eine kleine Band, es gibt Filmmusik, ich singe auch, und es gibt ein paar Stand-Up-Einlagen. Ich nenne die vier Goldenen Regeln, wie man sich im Kino zu verhalten hat.

Welche sind das?

PORSCHEN Handy aus. Halt die Fresse. Komm geduscht. Iss wie ein zivilisier­ter Mensch.

Kann man sich drauf einigen.

PORSCHEN Dann geht es um die absurdeste­n Filmideen, die Wirklichke­it geworden sind.

Zum Beispiel?

PORSCHEN „Tetris – der Film“.

Der kommt noch, oder?

PORSCHEN Ja, soll bald kommen. Dann gibt es einen Rückblick über das, was zuletzt ins Kino gekommen ist und was einen davon heute noch beschäftig­t. Nach hinten raus wird es stiller: Filme, die mir viel bedeuten.

Welche sind das?

PORSCHEN Zum Beispiel „Chiros Reise ins Zauberland“, weil das der erste Film war, den ich wegen einer Kritik gesehen habe. Und „A Broken Circle“, weil es da um ein krankes Kind geht. Ich war als Kind sehr krank und wäre fast gestorben. Ich habe den Film gemeinsam mit meinen Eltern geschaut, und da habe ich die Ängste meiner Eltern zum ersten Mal richtig gespürt.

Was entgegnen Sie jemandem, der sagt: Das Mainstream­kino ist heute nur noch etwas für große Jungs.

PORSCHEN Mach die Augen auf und geh die anderen Filme gucken! Es kommt so viel gutes Zeug.

Was denn?

PORSCHEN „Yesterday“von Danny Boyle. „Rocketman“. Oder demnächst„Gut gegen Nordwind“. Kein hochtraben­des Intellektu­ellenkino, aber alles sehr schöne Originaldr­ehbücher.

Was kann der deutsche Film?

PORSCHEN Ich finde es schön, wenn sie nicht versuchen, Hollywood zu sein. Hier sieht es nicht aus wie in L.A. „Der Junge muss an die frische Luft“fand ich großartig: Der identifizi­ert sich mit dem Ort, an dem er spielt. Er ist optisch toll und versucht nicht, etwas anderes zu sein. Das sind die Stärken, die ein guter deutscher Film ausspielen sollte.

Warum „Filmlounge“und nicht „Streamloun­ge“?

PORSCHEN Weil ich Kino geiler finde.

Wieso?

PORSCHEN Es geht um die große Leinwand. Und das Miteinande­r. Wenn Du eine Komödie im Kino guckst und der Saal ist voll, ist der Film so viel witziger.

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FOTO: DANNY JUNGSLUND Macht Lust auf Kino: Youtuber Dominik Porschen.

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