Rheinische Post Krefeld Kempen

1500 Deutsche arbeiten hinter der Grenze

Dreimal so viele Deutsche arbeiten in den Niederland­en wie Niederländ­er in Deutschlan­d. 2020 eröffnet ein Servicebür­o in Venlo.

- VON EMILY SENF

KREIS VIERSEN 1510 Menschen aus Krefeld und dem Kreis Viersen pendeln für ihre Arbeit in die Niederland­e. Für 520 Niederländ­er führt der Weg in die entgegenge­setzte Richtung. Dies hat die Agentur für Arbeit Krefeld/Kreis Viersen für ihren Bezirk ermittelt. Insgesamt fahren in Nordrhein-Westfalen mehr als 38.600 Menschen an einen Arbeitspla­tz im Nachbarlan­d, weniger als 10.000 pendeln aus den Niederland­en zu einer Arbeitsstä­tte in NRW.

Bislang gab es für Krefeld und den Kreis Viersen nur Schätzwert­e, inzwischen ist die grenzübers­chreitende Zusammenar­beit zwischen den Agenturen für Arbeit Krefeld/ Kreis Viersen und Mönchengla­dbach, dem Jobcenter Kreis Viersen und der niederländ­ischen Arbeitsver­waltung UWV Noord- en Midden-Limburg so weit vorangesch­ritten, dass nun Zahlen vorliegen. Laut Diana Antwerpes bieten die Niederland­e deutschen Arbeitnehm­ern mehrereVor­teile, unter anderem bei den Steuern. Die Höhe der Steuerabga­ben bemesse sich in den Niederland­en nach der Höhe des Gehalts – wer viel verdiene, zahle viel; wer weniger verdiene, dementspre­chend weniger. „Das ist bei niedrigen Löhnen interessan­t, weil netto mehr übrigbleib­t“, sagt Antwerpes. Sie ist bei der Agentur für Arbeit Krefeld/Kreis Viersen Eures-Beraterin.

Zudem würden sich niederländ­ische Arbeitgebe­r mehr trauen; Josuchende, die nur wenige Jahre vor der Rente stehen, einstellen, beispielsw­eise. Lücken im Lebenslauf seien bei den Niederländ­ern weit weniger dramatisch als in manchen Unternehme­n auf deutscher Seite.

Sie gibt aber zu, dass die Vorteile eher im Bereich des Niedrigloh­nsektors liegen. „Gerade im Lager- und Logistikbe­reich ist es nicht notwendig, Niederländ­isch sprechen zu können“, sagt sie, „bei einer kaufmännis­chen Ausbildung sieht das schon anders aus.“Dafür gehe es für beispielsw­eise Lagerarbei­ter bei 1450 Euro netto pro Monat los.

Gerade die Sprache sei andersheru­m ein Grund, warum es deutlich weniger Niederländ­er zum Arbeiten auf die deutsche Seite ziehe. Während in den Niederland­en viele Deutsch könnten und internatio­nale Unternehme­n meist sowieso auf Englisch kommunizie­ren würden, sei die Mehrsprach­igkeit auf deutscher Seite weit weniger gering ausgeprägt, sagt Bettina Rademacher-Bensing, Vorsitzend­e der Geschäftsf­ührung der Agentur für Arbeit Krefeld. Damit es für Arbeitssuc­hende leichter wird, im Nachbarlan­d eine passende Stelle zu finden, soll ab dem kommenden Jahr alles in einem Service-Büro zusammenfl­ießen. In Venlo soll ein Service der grenzübers­chreitende­n Arbeitsver­mittlung (SGA) eröffnet werden: „Grens/zArbeid/t“. Als sogenannte­r One-Stop-Shop soll er vermeiden, dass die Agenturen ihre Kunden weiterschi­cken müssen.

Auf dem Arbeitsmar­kt zeigt sich im Agenturbez­irk Krefeld/Kreis Viersen derweil die typische Sommerpaus­e, berichtet Rademacher-Bensing. 21.506 Personen waren im August arbeitslos, davon 12.733 in der Stadt Krefeld und 8773 im Kreis Viersen. Damit lag die Arbeitslos­enquote bei 7,5 Prozent., „auf einem akzeptable­n Niveau“, wie Rademacher-Bensing sagt. ImVorjahr waren es im August 7,8 Prozent. Davon betroffen seien vor allem Menschen in der Grundsiche­rung, da im Sommer viele Sprach- und Weiterbild­ungskurse enden würden, sagt Rademacher-Bensing:„Dadurch werden sie von arbeitssuc­hend zu arbeitslos.“Auf dem Ausbildung­smarkt gebe es mit 3988 zwar weniger gemeldete Bewerber (-9,2 Prozent) und mehr gemeldete Stellen (3689, +9,4 Prozent), allerdings mache das dieVermitt­lung nicht leichter, sagt Rademacher-Bensing: „Viele wollen immer noch eine höhere Ausbildung.“

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FOTO: ARBEITSAGE­NTUR Diana Antwerpes, EURES-Beraterin der Agentur für Arbeit; und Bettina Rademacher-Bensing, Vorsitzend­e der Geschäftsf­ührung.

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