Rheinische Post Krefeld Kempen
Buchentod auf dem Egelsberg
Buchen sind wie Menschen: Die Alten leiden besonders unter der Hitze. Auf dem Egelsberg sind bei einem besonders schönen Exemplar alle Blätter braun. Krefelds Stadtförster sagt: Der Baum ist tot. Auch in Forstwald wie in ganz Deutschland kämpfen alte Buc
Es ist ein befremdliches Bild: Eine mächtige Buche, deren Stamm von drei Erwachsenen umfangen werden müsste, deren Rinde glatt und gesund aussieht, wie man es von vielen Buchen kennt und die umgeben ist von sattgrün prangenden Pflanzen, ist selbst in Gänze erbraunt. Jedes Blatt sieht aus, als sei es tiefer Herbst, fast Winter schon, wenn die Zeit der Buntheit in den Kronen vorbei ist. „Die Buche ist tot“, sagt Krefelds Stadtförster Jens Poschmann unumwunden. Die nun ins zweite Jahr gehende Dürre hat sie umgebracht.
Es ist bei diesen Bäumen wie bei Menschen: Die Alten leiden stärker als die Jungen. „Alte Buchen sind ab einem Alter von 110, 120 Jahren gefährdet“, sagt Poschmann, „Hitze und Trockenheit setzen ihnen mehr zu als jungen Bäumen.“Das sei nicht nicht nur in Krefeld so; „in ganz Deutschland sind alte Buchen Baumtod bedroht“. In Krefeld gibt es in Forstwald eine Reihe bedrohter Exemplare; im Stadtwald sind die Buchen meist in der Mitte ihres Lebens; schlank, hochaufgeschossen im Kampf um genügend Sonnenlicht.
Buchenlaub wird normalerweise frühestens Mitte, Ende September herbstlich bunt. „Junge Bäume halten es sogar sehr lange“, so Poschmann. Altbäume aber werden nicht mehr mit der Trockenheit fertig. Auf dem Egelsberg kommt der
sandige Boden dazu, der Feuchtigkeit nicht gut speichert. Buchen sind weder Flach- noch Tiefwurzler; ihr Wurzelwerk liegt so in der Mitte. Sie sind sogenannte Herzwurzler; diese Wurzeln reichen nicht wie ein Pfahl tief ins Erdreich, liegen aber auch nicht – wie bei der Kiefer – flach unterm Boden, sondern bilden eine Mischform, die schräg ins Erdreich wächst. Laut Dürremonitor des Helmholtz-Zentrums für Umweltforschung (UFZ) ist der Boden am Niederrhein bis in eine Tiefe von 1,80 Meter extrem trocken. Zu trocken für alte Buchen.
Die Dürre schwächt allgemein Bäume im Kampf gegen Angreifer wie den Borkenkäfer oder Pilze. Den Krefelder Bäumen macht zurzeit vermehrt der Rußkrankheit zu schaffen; der dazugehörige Pilz wurde aus Amerika eingeschleppt, berichtet Poschmann; es gibt auch eine verwandte heimische Pilzart, die aber harmlos ist.
Eingeschleppt, diesmal aus Asien, ist auch das Falsche Weiße Stängelbecherchen, ein Pilz, der hübsch und fein wie ein Becherchen geformt ist, aber leider tödlich für Eschen und hat ein regelrechtes Eschensterben ausgelöst. Der Pilz greift die Triebe des Baums an, so dass man von Eschentriebsterben spricht. Erfreulich ist: In Krefeld haben sich die Eschen weitgehend erholt, der Befall mit den Killer-Becherchen ist verschwunden – das ist eine der wenigen positiven Effekt der Dürre. Den Pilzen fehlt einfach die Feuchtigkeit zum Leben.