Rheinische Post Krefeld Kempen
Krefelds Entomologen werden Kunst
Die Ateliergemeinschaft Pausenhof öffnet ihre Türen in der alten Volksschule an der Marktstraße. Unter anderem wurden Mitglieder des benachbarten Entomologischen Vereins porträtiert. Und – passend dazu – eine Riesenfliege.
Es ist schon eine kleine Tradition: Die Ateliergemeinschaft Pausenhof an der Marktstraße 161 öffnet kurz nach den Sommerferien ihre Türen, so auch am kommenden Wochenende. Dass der Entomologische Verein Krefeld ebenfalls in den Räumlichkeiten der AltenVolksschule sein Domizil hat, fällt gleich bei den ersten Schritten in den ehemaligen Schulflur auf. In der kleinen Gemeinschaftsausstellung im Erdgeschoss gibt es zwei Hinweise auf die Insektenforscher. Man stößt gleich auf ein großes Fliegengemälde von Barbara Freundlieb und weiter rechts hängt eine Arbeit von Peter Schmitz mit Statements und Porträts von Mitgliedern des Entomologischen Vereins.
Die kleinen bis winzigen Tiere sind für Barbara Freundlieb auch in kleinen Formaten ein Thema. „Ich bin fasziniert von der Feingliedrigkeit“, sagt die Biologin. Dies lässt sich an ihren filigranen Insektendarstellungen auf Holzblöcken gut nachvollziehen.
Als Vorlage für ihre Acrylbilder haben unverkennbar Studien am Mikroskop gedient. Ihre Begeisterung für die Formen und Strukturen, die dem Auge sonst verborgen bleiben, kann man bei ihren Bildern gut nachvollziehen.
Eine unglaubliche Feinheit in ihrer künstlerischen Arbeit muss man Inken Horn attestieren. Die Flächen in ihren Tuschezeichnungen füllt sie mit auch schon fast mikroskopisch kleinen Elementen. Wenn man sich in aller Muße den Zeichnungen hingibt, entdeckt man vieles auf verschiedenen Ebenen.„Es reichen wenige Punkte, um eine Figur sichtbar zu machen.
„Ich liebe die sich auflösenden Strukturen und das Spiel mit den Ebenen“, erklärt Horn. Und so kann man auch ein aufgelöstestes Bild einer Schulklasse in einer Zeichnung wiederfinden - aber frühestens auf den zweiten Blick.
Auf den ersten Blick erschließen sich dagegen die Kompositionen mit geometrischen Formen von Susanne Pochowski. Den statischen Formen in ihren Acrylgemälden auf Leinwand gibt sie durch Striche oder Bläschen noch eine gewisse Dynamik.
Den großen Klassenraum im hinteren Schulgebäude - links vom Pausenhof - teilen sich drei Künstler. Wachs ist schon seit 12 Jahren das bevorzugte Arbeitsmaterial von Frank Bernemann.
Bis zu dreißig dünne Lagen streicht er mit dem Pinsel auf Holz und schneidet anschließend, wie in
der antiken Tradition der Gemmen, seine Motive hinein. Doch er lässt die Schnitte nicht offen, sondern verschließt sie noch mit einer transparenten Schicht. Einen besonderen Reiz und eine andere Tiefenwirkung haben seine Arbeiten, bei denen fast aquarell- oder pastellartig Farbe einbezogen wird.
Düstere Farben prägen die Ölbilder auf Leinwand von Peter Schmitz. Nahezu lebensgroß hat er Personen porträtiert, die vor dunklen, bedrohlich wirkenden Hintergründen sitzen. Aus ihren Körperhaltungen lassen sich Fragen und Zweifel interpretieren. Bewusst möchte Schmitz mit seinem Zwitterwesen aus Mensch und Hund irritieren.
Bodenständig realistisch ist eine Industriebrache von Hajo Buschmeier, die sich die Natur zurückzuerobern scheint.
Im ersten Stock hält Christine Prause ihre Ateliertür offen. Eine Reihe von farbenfrohen Landschaftsansichten hängt an derWand. Doch die quadratischen Arbeiten, die Wirkungen der drei Grundfarben zeigen, bestimmen ihr Schaffen mehr. Sie spachtelt experimentell die Farben auf kleine Holztafeln und lässt sich von den Wirkungen der Farbschichten überraschen.