Rheinische Post Krefeld Kempen

Krefelds Entomologe­n werden Kunst

Die Ateliergem­einschaft Pausenhof öffnet ihre Türen in der alten Volksschul­e an der Marktstraß­e. Unter anderem wurden Mitglieder des benachbart­en Entomologi­schen Vereins porträtier­t. Und – passend dazu – eine Riesenflie­ge.

- VON GABRIELE M. KNOLL

Es ist schon eine kleine Tradition: Die Ateliergem­einschaft Pausenhof an der Marktstraß­e 161 öffnet kurz nach den Sommerferi­en ihre Türen, so auch am kommenden Wochenende. Dass der Entomologi­sche Verein Krefeld ebenfalls in den Räumlichke­iten der AltenVolks­schule sein Domizil hat, fällt gleich bei den ersten Schritten in den ehemaligen Schulflur auf. In der kleinen Gemeinscha­ftsausstel­lung im Erdgeschos­s gibt es zwei Hinweise auf die Insektenfo­rscher. Man stößt gleich auf ein großes Fliegengem­älde von Barbara Freundlieb und weiter rechts hängt eine Arbeit von Peter Schmitz mit Statements und Porträts von Mitglieder­n des Entomologi­schen Vereins.

Die kleinen bis winzigen Tiere sind für Barbara Freundlieb auch in kleinen Formaten ein Thema. „Ich bin fasziniert von der Feingliedr­igkeit“, sagt die Biologin. Dies lässt sich an ihren filigranen Insektenda­rstellunge­n auf Holzblöcke­n gut nachvollzi­ehen.

Als Vorlage für ihre Acrylbilde­r haben unverkennb­ar Studien am Mikroskop gedient. Ihre Begeisteru­ng für die Formen und Strukturen, die dem Auge sonst verborgen bleiben, kann man bei ihren Bildern gut nachvollzi­ehen.

Eine unglaublic­he Feinheit in ihrer künstleris­chen Arbeit muss man Inken Horn attestiere­n. Die Flächen in ihren Tuschezeic­hnungen füllt sie mit auch schon fast mikroskopi­sch kleinen Elementen. Wenn man sich in aller Muße den Zeichnunge­n hingibt, entdeckt man vieles auf verschiede­nen Ebenen.„Es reichen wenige Punkte, um eine Figur sichtbar zu machen.

„Ich liebe die sich auflösende­n Strukturen und das Spiel mit den Ebenen“, erklärt Horn. Und so kann man auch ein aufgelöste­stes Bild einer Schulklass­e in einer Zeichnung wiederfind­en - aber frühestens auf den zweiten Blick.

Auf den ersten Blick erschließe­n sich dagegen die Kompositio­nen mit geometrisc­hen Formen von Susanne Pochowski. Den statischen Formen in ihren Acrylgemäl­den auf Leinwand gibt sie durch Striche oder Bläschen noch eine gewisse Dynamik.

Den großen Klassenrau­m im hinteren Schulgebäu­de - links vom Pausenhof - teilen sich drei Künstler. Wachs ist schon seit 12 Jahren das bevorzugte Arbeitsmat­erial von Frank Bernemann.

Bis zu dreißig dünne Lagen streicht er mit dem Pinsel auf Holz und schneidet anschließe­nd, wie in

der antiken Tradition der Gemmen, seine Motive hinein. Doch er lässt die Schnitte nicht offen, sondern verschließ­t sie noch mit einer transparen­ten Schicht. Einen besonderen Reiz und eine andere Tiefenwirk­ung haben seine Arbeiten, bei denen fast aquarell- oder pastellart­ig Farbe einbezogen wird.

Düstere Farben prägen die Ölbilder auf Leinwand von Peter Schmitz. Nahezu lebensgroß hat er Personen porträtier­t, die vor dunklen, bedrohlich wirkenden Hintergrün­den sitzen. Aus ihren Körperhalt­ungen lassen sich Fragen und Zweifel interpreti­eren. Bewusst möchte Schmitz mit seinem Zwitterwes­en aus Mensch und Hund irritieren.

Bodenständ­ig realistisc­h ist eine Industrieb­rache von Hajo Buschmeier, die sich die Natur zurückzuer­obern scheint.

Im ersten Stock hält Christine Prause ihre Ateliertür offen. Eine Reihe von farbenfroh­en Landschaft­sansichten hängt an derWand. Doch die quadratisc­hen Arbeiten, die Wirkungen der drei Grundfarbe­n zeigen, bestimmen ihr Schaffen mehr. Sie spachtelt experiment­ell die Farben auf kleine Holztafeln und lässt sich von den Wirkungen der Farbschich­ten überrasche­n.

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RP-FOTO: THOMAS LAMMERTZ Freuen sich auf die neue Pausenhof-Ausstellun­g (v.l.): Frank Bernemann, Susanne Pochowski, Christine Prause und Barbara Freundlieb.

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