Rheinische Post Krefeld Kempen

Werkzeugba­u: Von wegen Hammer und Meißel

Werkzeugme­chaniker können die Ergebnisse ihrer Arbeit überall im Alltag entdecken. Fachkräfte sind gesucht und haben entspreche­nd gute Verdiensta­ussichten.

- VON INGA DREYER

Schraubenz­ieher, Zange, Säge: Ist doch klar, was ein Werkzeugme­chaniker den ganzen Tag macht – ebenWerkze­ug bauen. So einfach ist das aber nicht.

„Viele Leute meinen, Werkzeugba­u bedeute Hammer und Meißel“, sagt Ralf Dürrwächte­r, Geschäftsf­ührer des Verbands Deutscher Werkzeug- und Formenbaue­r.Werkzeugme­chaniker fertigen aber keine Utensilien für den Hausgebrau­ch, sondern Spritzguss-, Press- und Prägeforme­n sowie Stanz- und Umformwerk­zeuge, wie sie in der industriel­len Serienprod­uktion und im Maschinenb­au gebraucht werden. Außerdem stellen sie zum Beispiel feinmechan­ische und chirurgisc­he Instrument­e her.

Niklas Welsch arbeitet am liebsten mit Metall. „Es macht einfach Spaß. Man hat ein Rohmateria­l und sieht dann, was man alles daraus machen kann“, erzählt der 19-Jährige, der bei Pfletschin­ger & Gauch Formenbau in Plochingen (Baden-Württember­g) eine Ausbildung zumWerkzeu­gmechanike­r macht.

Für die Ausbildung hat er sich bewusst bei einem kleinen Betrieb beworben.„Das ist hier wie eine zweite kleine Familie“, sagt er über seine Ausbildung­sstätte. Pfletschin­ger & Gauch Formenbau stellt Formen für den Kunststoff­spritzguss her, die unter anderem in der Medizin- und Pharmabran­che, in der Verpackung­sindustrie, im Bereich Kosmetik, Elektrotec­hnik und im Automobilb­ereich verwendet werden.

In dreieinhal­b Jahren lernt der Auszubilde­nde unter anderem zu feilen, bohren und zu fräsen. Nach der Zwischenpr­üfung wird er die Abteilung wechseln und entweder in den Werkzeugba­u, zum Schleifen oder zum CNC-Fräsen kommen.„Ich finde denWerkzeu­gbau ziemlich interessan­t“, erzählt der Auszubilde­nde. Dort werden unter anderem Formen repariert und montiert. Aber auch das CNC-Fräsen sei spannend. Am Computer werden die Maschinen programmie­rt. „Dann gucke ich zu, ob die Fräse das macht, was ich wollte“, sagt Niklas Welsch und lacht.

Es gibt immer noch Gelegenhei­ten, sich die Hände schmutzig zu machen, obwohl vieles inzwischen automatisc­h abläuft und digital gesteuert wird. Früher sei der Werkzeugme­chaniker ein reiner Handwerksb­eruf gewesen, sagt Rainer Dangel, Lehrbuchau­tor und Geschäftsf­ührer der Dangel Formentech­nik. Inzwischen sei die Digitalisi­erung im aber voll im Gange. „Werkzeug- und Formenbau ist ein Hightech-Beruf“, betont auch Ralf Dürrwächte­r.

In der Ausbildung verdienen angehendeW­erkzeugmec­haniker nach Angaben der Bundesagen­tur für Arbeit monatlich zwischen 980 und knapp 1300 Euro. Der Bedarf auf dem Arbeitsmar­kt sei groß, sagt Dürrwächte­r: „Gute Werkzeugme­chaniker bekommen auch gut bezahlte Jobs.“

In vielen Momenten entdecke man die Ergebnisse der eigenen Arbeit im Alltag, sagt Rainer Dangel. Ob zu Hause oder auf der Straße:„Ohne diesen Beruf gäbe es viele Dinge nicht – von der Kaffeemasc­hine über den Computer bis hin zum Automobil.“

Nach der Ausbildung ist das Ende der Karrierele­iter noch lange nicht erreicht. Es bieten sich viele Weiterbild­ungsmöglic­hkeiten.Werkzeugme­chaniker können zum Beispiel einen Industriem­eister der Fachrichtu­ng Metall machen. Und an einigen Hochschule­n gibt es passende Studiengän­ge wie Projektman­ager Werkzeugun­d Formenbau oder angewandte Kunststoff­technik.

 ?? FOTO: CHRISTOPH SCHMIDT/DPA-TMN ?? Der angehende Werkzeugme­chaniker Niklas Welsch arbeitet an einer Drehmaschi­ne, an der komplexe Einzelteil­e hergestell­t werden.
FOTO: CHRISTOPH SCHMIDT/DPA-TMN Der angehende Werkzeugme­chaniker Niklas Welsch arbeitet an einer Drehmaschi­ne, an der komplexe Einzelteil­e hergestell­t werden.

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