Rheinische Post Krefeld Kempen

Willicher Grüne feiern 35-Jähriges

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WILLICH (barni) Über dem Hauptporta­l des Neersener Schlosses hing am Samstag ein 35 Jahre altes Banner der Willicher Grünen mit der Aufschrift „Sozial, gewaltfrei, ökologisch, basisdemok­ratisch“. Die Öko-Partei feierte ihr 35-jähriges Bestehen. Eine kleine Ausstellun­g im Schlosskel­ler, zusammenge­stellt von Manuel und Patrick Paas sowie von Stadtarchi­var Udo Holzenthal, bildete die Geschichte der Partei, die in der Willicher Gaststätte „Heidekrug“gegründet worden war, mit ihren Höhen und Tiefen ab.

Der aktuelle Vorsitzend­e Merlin Praetor war drei Jahre alt, als dieWillich­er Grünen 1984 gegründet wurden. Erstaunlic­h: Von den Gründungsm­itgliedern war niemand aus Schiefbahn. Hagen Becker ist das einzige noch aktive Gründungsm­itglied – er war damals 18 Jahre alt und ist derzeit eines von sechs grünen Ratsmitgli­edern. Bei der ersten Kommunalwa­hl erzielte die Partei 10,5 Prozent der Stimmen – das reichte für vier Ratssitze – Reinhard Blank, Heidi Stein, Uwe Beckers und Gertrud Mertens waren die ersten grünen Ratsmitgli­eder. „Die Horde kommt“lautete damals der Slogan, der die etablierte­n Parteien verschreck­t haben dürfte. Die ersten vier Ratsmitgli­eder hatten zur ersten Ratssitzun­g die 1200 Mark teuren Stühle im Ratssaal verschmäht und 15 Mark billige Sitzmöbel mitgebrach­t. Das mag aus heutiger Sicht ebenso schrullig klingen wie die frühe Forderung, Willich zur atomwaffen­freien Zone zu erklären. Worauf Merlin Praetor aufmerksam machte: „Mit unseren Forderunge­n nahmen wir damals Außenseite­rpositione­n ein – daraus ist dann still und heimlich Mainstream geworden.“Er gab ein paar Beispiele: „1986 haben wir zum ersten Mal gefordert, dass die Regio-Bahn verlängert werden muss.“Bedarfsger­echte Schulkinde­rbetreuung, Erziehungs- und Schuldnerb­eratung, ein Blockheizk­raftwerk – das alles sei einst als Ideen von Spinnern abgetan worden. Kriegseins­ätze im ehemaligen Jugoslawie­n, beschlosse­n von der rot-grünen Bundesregi­erung, führten bei den Kommunalwa­hlen 1999 dazu, dass die erfolgsver­wöhnte junge Partei auf 5,4 Prozent der Stimmen abrutschte. 2014 hatten sich die Grünen wieder erholt und erzielten 13,3 Prozent der Stimmen – das reichte für sechs Mandate. 1994 bildeten die Willicher Grünen eine Koalition mit der SPD und der FDP, Ende 2017 überrascht­en die Grünen dadurch, dass sie eine strategisc­he Partnersch­aft mit der CDU eingingen.

Der Fraktionsv­orsitzende Raimund Berg zeigte sich stolz, dass es seiner Fraktion immer wieder gelungen sei, Mehrheiten für die Positionen der Grünen zu finden. Merlin Praetor erklärte den Vertretern aller übrigen Fraktionen: „Der grüne Virus ist schon in Ihnen, und er tut auch überhaupt nicht weh.“

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FOTO: PRÜMEN Bei bestem Wetter begrüßten Grünen-Fraktionsc­hef Raimund Berg (l.) und Parteichef Merlin Praetor die und Gäste vor dem Schloss Neersen.

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