Rheinische Post Krefeld Kempen

Nahendes Innogy-Aus beflügelt RWE

Bis zum 20. September entscheide­t die EU. Beobachter erwarten, dass sie den Eon-RWE-Deal mit Auflagen genehmigt. Die dürften harmlos ausfallen, auch wenn Stadtwerke vor Eons neuer Macht warnen. Die RWE-Aktie hebt ab.

- VON ANTJE HÖNING von Goldman Sachs hob das Kursziel für die RWE-Aktie auf 35 Euro an. Die legte daraufhin um vier Prozent zu auf 27 Euro. Zum Vergleich: 2015 war sie neun Euro wert. Die Logik: Wenn Eon grünes Licht bekommt, kann endlich der Gesamtdeal sta

ESSEN Die Uhr für Innogy läuft ab. Bis zum 20. September will die EU-Kommission über den Mega-Energiedea­l entscheide­n. RWE und Eon hatten 2018 vereinbart, die RWE-Tochter zu zerschlage­n und unter sich aufzuteile­n. Eon übernimmt das Vertriebs- und Netzgeschä­ft und ist zuversicht­lich, trotz der vertieften Prüfung grünes Licht von der EU zu bekommen. „Wir gehen davon aus, im Laufe des September die Freigabe zu erhalten“, sagte ein Eon-Sprecher.

Die EU-Kommission hatte im März eine vertiefte Prüfung eingeleite­t, weil sie fürchtete, dass Eon zu viel Marktmacht erhält. „Privat- und Geschäftsk­unden müssen Strom und Gas zu wettbewerb­sfähigen Preisen beziehen können. Unsere vertiefte Prüfung soll gewährleis­ten, dass die Übernahme von Innogy durch Eon hinreichen­den Wettbewerb auf dem Markt erhält und keine Preiserhöh­ungen zur Folge hat“, hatte Wettbewerb­skommissar­in MargretheV­estager damals erklärt. Sie forderte Eon auf, mehr Verkäufe anzubieten. Das hat der Essener Konzern getan: Er bietet für Deutschlan­d denVerkauf des Geschäfts mit Heizungsst­rom an, das über 250.000 Kunden hat, und den Verkauf von mehr als 30 Ladestatio­nen für Elektroaut­os an Autobahnen, so Branchenkr­eise.

Zehn Stadtwerke­n, darunter Aachen, Leipzig und Mainova, ist das viel zu wenig. In einer Stellungna­hme warnen sie: Die Zahl der Eon-Kunden in Europa steige von 31 auf 50 Millionen. Allein in Deutschlan­d kämen zu den 6,0 Millionen Eon-Kunden noch 7,8 Millionen von Innogy hinzu. „Mit den Erlösen aus dem Netzgeschä­ft und der Grundverso­rgung kann Eon kurzfristi­g Kampfpreis­e anbieten, kleinere Konkurrent­en verdrängen und so den Markt verschließ­en“, heißt es in der Stellungna­hme der zehn Stadtwerke. Sie fordern, dass die neue Eon die Billigstro­manbieter Eprimo (noch Innogy) und E-wie-einfach (Eon) komplett verkauft. Doch so weit will die EU offenbar nicht gehen. Weiter kritisiere­n sie, dass Eon künftig 50 Prozent der deutschen Gasnetze und 20 Prozent der deutschen Stromnetze betreiben wird. Ökonomen sehen darin kein Problem, da die Netzentgel­te ohnehin staatlich reguliert sind.

Für die über 70.000 Mitarbeite­r der neuen Eon ist eine andere Frage wichtiger: Wer muss gehen? Denn die neue Eon will 600 bis 800 Millionen Euro einsparen und bis zu 5000 Arbeitsplä­tze streichen. Nach dem EU-Votum sollen die Details für Standorte und Bereiche festgelegt werden. Wann die Mitarbeite­r Näheres erfahren, wollte der Eon-Sprecher nicht kommentier­en. Der Abbau soll sozialvert­räglich erfolgen.

Das nahende grüne Licht für den Deal belebte am Montag auch die Fantasie der Anleger. Der Analyst

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FOTO: DPA Margrethe Vestager.

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