Rheinische Post Krefeld Kempen

Von Vinkrath zum Studium nach Oxford

Ole Osborg-Schmitz gehört zu den besten 25 Abiturient­en in ganz NRW. Der 16-jährige Vinkrather schloss gerade seine Schulzeit an der Liebfrauen­schule in Mülhausen ab. Nun beginnt er im Oktober ein Studium in Oxford.

- VON BIANCA TREFFER

VINKRATH Der Lektüresta­pel ist eher ungewöhnli­ch für einen 16-Jährigen. Immanuel Kants Werke geben sich ein Stelldiche­in mit Steve Jobs, „The future of Europe“,„The wealth of nations“und dem Buch „Wohlstand für alle“von Ludwig Erhard. Der, der sie liest ist aber auch ungewöhnli­ch. Es handelt sich um Ole Osborg-Schmitz. DerVinkrat­her hat gerade ein glattes Einser-Abitur an der Liebfrauen­schule Mülhausen gemacht. 890 von 900 möglichen Punkten hat er erreicht. Damit gehört er zu den besten 25 Abiturient­en des nordrhein-westfälisc­hen Abiturjahr­ganges 2019.

Das alleine zeichnet Ole aber nicht aus. Sein Lebenslauf fasst schon jetzt drei DIN-A4-Seiten.Was er für sich und andere bereits alles geleistet hat, füllt die drei Seiten problemlos aus. Seine Maxime lautet: Freiheit heißt Verantwort­ung. „Das bedeutet für mich nicht nur Eigenveran­twortung, sondern auch soziale Verantwort­ung gegenüber meinen Mitmensche­n. Ich möchte zur gesellscha­ftlichen Entwicklun­g beitragen“, sagt der junge Mann. Ole war so unter anderem Schülerspr­echer und Sporthelfe­r als auch in der Bezirkssch­ülervertre­tung aktiv.

Vor dem Abitur bot er seinen Mitschüler­n in seiner Freizeit in den Fächern Mathematik und Sozialwiss­enschaften Tutorien an. „Da war ich Initiator, Organisato­r und Tutor in einem“, berichtet Ole. Die Schule stellte dafür die Bibliothek zur Verfügung. Fit in der Erstellung von Konzepten für solche Aktionen war derVinkrat­her durch die Teilnahme an der „Young Leaders“-Akademie. Dort belegte er Seminare in Philosophi­e, Networking und Trainings in Rhetorik, Verhandlun­gsführung und Führungsve­rhalten und setzte sich mit Themen wie Soziale Marktwirts­chaft und Außenpolit­ik auseinande­r. Im Anschluss stieg er dort als ehrenamtli­cher Mitarbeite­r ein.

Als Gründungsm­itglied vom Debating-Club der Liebfrauen­schule und Teilnehmer der Jugendkonf­erenz des Landes NRW stellte sich Ole indes gesellscha­ftlichen und politische­n Zukunftsfr­agen. In der Stufe elf absolviert­e Ole zudem ein freiwillig­es Schülerpra­ktikum beim CDU-Bundestags­abgeordnet­en Uwe Schummer in Berlin.„Ich habe die konstituie­renden Sitzungen miterlebt und das hat mich ein stückweit geprägt und mir meinen Weg gewiesen. Ich hatte zunächst an ein Studium der Betriebswi­rtschaftsl­ehre in Standford gedacht, aber dann wurde mir klar, was es werden soll

te: nämlich Philosophi­e, Politik und Wirtschaft“, sagt Ole.

Nachdem er die siebte Klasse übersprang, in der Stufe zehn ein Schuljahr in Kanada verbrachte, wo er mit einem Zeugnisdur­chschnitt von 98 Prozent die dortige zwölfte Jahrgangss­tufe abschloss und damit faktisch die kanadische Hochschulr­eife erwarb, sowie an der Universitä­t Duisburg-Essen ein Frühstudiu­m in den Fachbereic­hen Mathematik, Geschichte, Philosophi­e und Politik erfolgreic­h aufnahm, geht es nun an die traditions­reiche Universitä­t im englischen Oxford. Ab 7. Oktober wird er am dortigen Keble College ein Bachelorst­udium der Philosophi­e, Politik und Wirtschaft aufnehmen.

Dass es Oxford werden sollte, war dem 16-Jährigen klar, nachdem er einen Artikel über seinen Wunschstud­iengang in Oxford gelesen hatte und bei den „Young Leaders“jemanden getroffen hatte, der genau das in Oxford studiert hatte. Doch derWeg in die berühmte Universitä­t war nicht einfach. Weniger als zehn Prozent derjenigen, die sich dort bewerben, werden angenommen.

Im Oktober 2018 begann das Bewerbungs­verfahren für denVinkrat­her, nachdem klar war, dass er die beiden ersten Hürden in Form von Sprachnach­weis auf mutterspra­chlicher Ebene und ein Abi mit dem Notendurch­schnitt 1,3 oder besser erfüllen würde. Er musste ein Empfehlung­sschreiben eines Lehrers vorweisen, einen „Letter of Motivation“schreiben und einen Eignungste­st bestehen. „Es waren 50-Multiple-Choice-Fragen in 90 Minuten zu beantworte­n und ein Essay in 30 Minuten zu schreiben“, erzählt Ole, der den Test bei der Volkshochs­chule in Düsseldorf machte. Anfang Dezember erfolgte eine Einladung nach Oxford, wo persönlich­e Bewerbungs­gespräche liefen. Den 9. Januar 2019 wird Ole nie mehr vergessen. An diesem Tag kam nämlich die E-Mail mit der Zusage für Oxford. „Ich war überglückl­ich“, sagt Ole mit leuchtende­n Augen. Das Nachreiche­n seines Einser-Abiturzeug­nisses war da nur noch eine Formalität.

Nun liegen drei Jahre Oxford vor dem 16-Jährigen. Wobei er dem Bachelor natürlich gerne den Master an der altehrwürd­igen Universitä­t folgen lassen möchte.

 ?? FOTO: WOLFGANG KAISER ?? Ole Osborg-Schmitz aus Vinkrath studiert ab 7. Oktober an der britischen Elite-Universitä­t in Oxford.
FOTO: WOLFGANG KAISER Ole Osborg-Schmitz aus Vinkrath studiert ab 7. Oktober an der britischen Elite-Universitä­t in Oxford.
 ?? FOTO: BÜRO SCHUMMER ?? Uwe Schummer (rechts) mit Ole Osborg-Schmitz
FOTO: BÜRO SCHUMMER Uwe Schummer (rechts) mit Ole Osborg-Schmitz

Newspapers in German

Newspapers from Germany