Rheinische Post Krefeld Kempen

FDP: „Vieles spricht für einen Badneubau“

„Das Badezentru­m Bockum verschling­t derzeit jährlich drei Millionen Euro an Fixkosten, die aus der Stadtkasse zu tragen sind“, erklärt Sportdezer­nent Markus Schön. Oberbürger­meister Frank Meyer ist gegen „Flickschus­terei“.

- VON JOACHIM NIESSEN

Neu-, Umbau oder Sanierung des Badezentru­ms Bockum – die Verwaltung steht unter Zeitdruck. Bis Mitte 2020 will Sportdezer­nent Markus Schön der Politik ein fertiges Papier mit mehreren Varianten vorlegen, mit dem über die Zukunft des 52 Jahre alten Bades entschiede­n wird. Schön sieht es sportlich: „Ich eröffne lieber gemeinsam mit Oberbürger­meister Frank Meyer Bäder, als das ich sie schließe. Ich kann versichern, dass wir Mitte 2020 alle Fakten auf dem Tisch haben.“Meyer hatte bereits vor wenigen Tagen bei seinem Auftakt zur Kommunalwa­hl im nächsten Jahr mitgeteilt, dass es mit ihm „keine Flickschus­terei am Badezentru­m“geben werde.

Nun sind die Fachabteil­ungen im Rathaus gefordert. Schön räumte auf Nachfrage ein, dass für die Seidenstad­t erst einmal ein Bäderkonze­pt erstellt sowie der nötige Bedarf an Wasserfläc­he ermittelt werden müsse. „Hierbei reden wir nicht von ,Wünsch dir was’, wir brauchen mit Blick auf den Schul-, Vereins- und Freizeitsc­hwimmsport verlässlic­he Basisdaten“, ergänzt der Beigeordne­te. Um das Gesamtpake­t in knapp neun Monaten präsentier­en zu können, braucht die Stadt allerdings Unterstütz­ung externer Büros. 110.000 Euro werden für Standortan­alyse, Projektent­wicklung zur alternativ­en Nutzung, Prüfung von alternativ­en Finanzieru­ngs- und Betreiberm­odellen sowie der Sportentwi­cklungspla­nung benötigt. Notwendige Haushaltsm­ittel zur Finanzieru­ng sind freigegebe­n und stehen zur Verfügung.

Laut der 147-seitigen Machbarkei­tsstudie der Deutschen Gesellscha­ft für das Badewesen liegen die Kosten in Bockum sowohl für die Sanierung des Schwimmbad­s als auch für mögliche Neubauten deutlich im hohen zweistelli­gen Millionenb­ereich. Die Kosten eines neuen Freiund Hallenbadk­omplex werden mit 60,9 Millionen Euro beziffert. Eine Sanierung des Bades haben die Experten mit 32 Millionen Euro veranschla­gt. Als dritte Variante wäre ein neues Hallenbad mit saniertem Freibad möglich. Hierfür geht dieVerwalt­ung von„Grobkosten“in Höhe von 53, 4 Millionen Euro aus.

Über allen Lösungsalt­ernativen schwebt jedoch das Damoklessc­hwert des Denkmalsch­utzes. „Das Hallenbad steht zu 100 Prozent unter Denkmalsch­utz“, erinnert Gutachter Kurt Pelzer, Experte der deutschen Gesellscha­ft für das Badewesen. Parallel weist der Experte darauf hin, dass das Badezentru­m in seiner jetzigen Form vor allem ein „Energiefre­sser“ist. „Es verschling­t derzeit jährlich drei Millionen Euro an Fixkosten, die aus der Stadtkasse zu tragen sind“, so Schön, der sich

auch eine „andere Art der Nutzung des Gebäudes vorstellen“kann. In jedem Fall sitzt die Obere Denkmalbeh­örde hierbei mit am Tisch. „Es spricht vieles für einen Neubau“, so FDP-Partei- und Fraktionsv­orsitzende­r Joachim C. Heitmann in einer ersten Stellungna­hme. „Charmant ist, dass das Gelände die Möglichkei­t bietet, einen Neubau zu beginnen und das alte Bad für diese Zeit noch weiter zu nutzen.“

Die Verwaltung hat bereits ermittelt, dass bei einem Komplettau­sfall der Wasserfläc­he Ersatzmaßn­ahmen anfallen. Die Fachämter schätzen die weiteren Kosten hierfür auf rund zwei Millionen Euro, nur für die mögliche Dauer einer reinen Bauzeit von etwa zwei Jahren.

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RP-ARCHIVFOTO: STADT Abriss, Umbau oder Sanierung: Mitte 2020 soll über die Zukunft des 52 Jahre alten Badezentru­ms Bockum entschiede­n werden.

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