Rheinische Post Krefeld Kempen
800 Prozent teurer als 1997?
Der SPD-Politiker Bernd Scheelen weist darauf hin: 1997 hätte ein Neubau des Badezentrums 7,5 Millionen Euro gekostet und fragt: Woher die riesige Kostensteigerung?
Der SPD-Politiker und frühere Bundestagsabgeordnete Bernd Scheelen hat im Zusammenhang mit der Debatte um das Badezentrum ein Déjà-vu-Erlebnis: Bereits 1997 gab es in Krefeld den Streit um die Frage, ob man das Badezentrum abreißen oder neubauen sollte.Was Scheelen stutzen ließ, war die ungeheuerliche Steigerung der in Aussicht gestellten Kosten für einen Neubau.
Es gab seinerzeit eine Initiative für den Neubau; ihr lag „ein verbindliches Angebot der Firma Hochtief vor, die für 14,8 Millionen DM (also 7,5 Mio €) ein neues Bad mit wettkampftauglichem 50-Meter-Becken gebaut hätten“, berichtet Scheelen. Und fragt sich, wie es sein kann, dass die Baukosten in gut 20 Jahren um sage und schreibe 800 Prozent gestiegen sein sollen. „Kaum vorstellbar“, sagte der SPD-Mann und empfiehlt der Verwaltung, „auf die alten Unterlagen zurückzugreifen und vielleicht ein Gespräch mit Hochtief zu führen“. Scheelen erinnert sich, dass seinerzeit Iserlohn den anderen Weg gegangen ist: „Die hatten ein Bad Baujahr 1967 und haben es für das gleiche Geld einer möglichen Sanierung neu bauen lassen.“
Ein Grund für die Verteuerung dürften neue Auflagen sein. So hatte die in Kiel ansässige „Arbeitsgemeinschaft für zeitgemäßes Bauen“unlängst im RP-Gespräch darauf hingewiesen, dass die Baukosten in Deutschland in den vergangenen 19 Jahren durch verschärfte Anforderungen um 65 Prozent gestiegen seien. 65 Prozent – die von Scheelen vorgerechneten 800 Prozent bleiben damit bei weitem unerklärt.
Damals war ein Bürgerbegehren „Neubau statt Umbau“vom damaligen Vorsitzenden des Bayer-SkiClubs, Horst-LotharWolf, und Bernd Scheelen ins Leben gerufen worden. „CDU und Grüne wollten in das damals schon marode Bad 15 Millionen DM für die Sanierung stecken“, so Scheelen. Nach dem Modell anderer Städte hatte die Initiative vorgeschlagen, für dieselbe Summe ein neues Bad zu bauen. „Hochtief wäre bereit gewesen zum garantierten Festpreis von 14,8 Mio DM (7,5 Mio €) ein wettkampfgerechtes Bad zu errichten und das alte Bad abzureißen, berichtet Scheelen, „Pläne und Modelle dazu lagen vor“. Bei einem Bürgerentscheid sprachen sich dann zwar mehr als 90 Prozent der Teilnehmer der Abstimmung für ein neues Bad aus, doch wurde die notwendige Beteiligungsquote von 25 Prozent nicht erreicht.
Besonders glücklich verlief die weitere Geschichte des Badezentrum bekanntlich nicht. Die mit 15 Millionen DM veranschlagte Sanierung wurde seinerzeit begonnen; Mitten in den Sanierungsarbeiten kam es dann im August 2000 zu einer Beinahe-Katastrophe, als sich die Deckenverkleidung des Hallenbades löste und auf 60 bis 70 Schüler und ihre zwei Lehrerinnen niederging. 46 Jugendliche wurden leicht verletzt.