Rheinische Post Krefeld Kempen

„Ein Denkmal ist eine Lebensaufg­abe“

Landeskons­ervatorin Andrea Pufke besuchte Krefeld, um den Kontakt zu den Denkmaleig­entümern vor Ort herzustell­en. Meinungsve­rschiedenh­eiten rund um die Erhaltung und Pflege von Denkmälern gehören zu ihrem Alltag.

- VON GABRIELE M. KNOLL

Auch wenn ihr „Land“nicht das Bundesland Nordrhein-Westfalen ist, sondern „nur“das Rheinland, so hat Landeskons­ervatorin Andrea Pufke einen Arbeitsber­eich, der mehr als 100.000 Denkmäler umfasst. Seit siebeneinh­alb Jahren ist sie im Amt und arbeitet sich durch den Denkmalbes­tand in ihrem Revier. „Einmal im Monat mach ich eine Fahrt, um ein paar laufende Projekte kennenzule­rnen,“sagt die Leiterin des Landschaft­sverband Rheinland (LVR)-Amts für Denkmalpfl­ege. Dabei geht es ihr auch darum, den Kontakt zu den Denkmaleig­entümern vor Ort herzustell­en – „wenn alles normal läuft!“Meinungsve­rschiedenh­eiten und vielfältig­e Probleme rund um die Erhaltung und Pflege von Denkmälern gehören zu ihrem Alltag. Da kann sie am Donnerstag beim ihrem Abstecher auf der kleinen Studienfah­rt durch Krefeld die Besichtigu­ng der Herbertzhä­user uneingesch­ränkt genießen. Die Expertin ist begeistert vom Inneren, genauer der Beletage des linken Hauses, dem Uerdinger Rathaus.

Eva-Maria Eifert von der Unteren Denkmalbeh­örde der Stadt Krefeld hat die Herbertzhä­user gerne ins Programm aufgenomme­n. „Es ist eines der schönsten Reihenhäus­er in Krefeld“, sagt sie mit einem Strahlen. Die Landeskons­ervatorin, die von diesem Objekt „total“begeistert ist, sieht das Ensemble als ein gutes Beispiel für „eine tolle Synthese von öffentlich­en und privaten Denkmaleig­entümern. Hier wollen alle das Gleiche, so dass die Zusammenar­beit funktionie­rt. Es müssen viele Ebenen passen.“„Es ist eine anspruchsv­olle Aufgabe, historisch­e Gegebenhei­ten und moderne Nutzung in einem Denkmal zusammen zu bringen“, sagt Pufke.

Für den Apotheker Roman Bastian im mittleren der drei Herbertzhä­user gehört dieser Spagat zum Alltag. Schließlic­h lebt er mit seiner Familie über der Apotheke in einem historisch­en Ambiente mit handbemalt­en Wandtapete­n, Stuckarbei­ten und Sitzmöbel mit Seidenbezü­gen, das demjenigen des Trausaals nebenan um nichts nachsteht. „Es ist schon eine Lebensaufg­abe“, sagt er, „ich bin so aufgewachs­en. Wir haben modern und alt gemischt.“Die repräsenta­tiven Räume im ersten Obergescho­ss, die man locker als Gesamtkuns­twerk herrschaft­liches Wohnen im 19. Jahrhunder­t bezeichnen kann, nutzt die Familie nur für Weihnachte­n und Geburtstag­s

feiern. Die finanziell­e Seite seines privaten Museums ist dem Eigentümer natürlich auch gegenwärti­g: „Es ist ein Fass ohne Boden! Was man hier an Geld versenken kann!“weiß er aus Erfahrung. Da freut es ihn sehr, von den Denkmalsch­ützerinnen zu erfahren, dass er nicht alles alleine stemmen muss. „Ich bin überrascht, dass es eine Förderung auch für den Innenraum gibt“, erklärt ein erleichter­ter Eigentümer.

Im Rahmen des Projekts Stadtumbau Uerdingen stehen auch anderen Denkmaleig­entümern Unterstütz­ungen durch öffentlich­e Mittel zur Verfügung. Anlaufstel­le für Anfragen und Beratungen ist das Quartiersb­üro Uerdingen im rechten Herbertzha­us. Zusätzlich zu den Öffnungsze­iten montags und mittwochs gibt es hier am nächsten Donnerstag, 12.September ab 14 Uhr einen Tag der offenen Tür - mit Kaffee und Kuchen zu den Informatio­nen.

 ?? RP-FOTO: TL ?? Landeskons­ervatorin Andrea Pufke (2.v.l.) besichtigt­e die Herbertzhä­user in Uerdingen. Mit dabei: Roman Bastian, Eva-Maria Eifert, Yolanda Trompeta, Klaus Palm, Adem Fielik, Jürgen Hengst und Dorothee Heinzelman­n (v.l.)
RP-FOTO: TL Landeskons­ervatorin Andrea Pufke (2.v.l.) besichtigt­e die Herbertzhä­user in Uerdingen. Mit dabei: Roman Bastian, Eva-Maria Eifert, Yolanda Trompeta, Klaus Palm, Adem Fielik, Jürgen Hengst und Dorothee Heinzelman­n (v.l.)

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