Rheinische Post Krefeld Kempen
„Ein Denkmal ist eine Lebensaufgabe“
Landeskonservatorin Andrea Pufke besuchte Krefeld, um den Kontakt zu den Denkmaleigentümern vor Ort herzustellen. Meinungsverschiedenheiten rund um die Erhaltung und Pflege von Denkmälern gehören zu ihrem Alltag.
Auch wenn ihr „Land“nicht das Bundesland Nordrhein-Westfalen ist, sondern „nur“das Rheinland, so hat Landeskonservatorin Andrea Pufke einen Arbeitsbereich, der mehr als 100.000 Denkmäler umfasst. Seit siebeneinhalb Jahren ist sie im Amt und arbeitet sich durch den Denkmalbestand in ihrem Revier. „Einmal im Monat mach ich eine Fahrt, um ein paar laufende Projekte kennenzulernen,“sagt die Leiterin des Landschaftsverband Rheinland (LVR)-Amts für Denkmalpflege. Dabei geht es ihr auch darum, den Kontakt zu den Denkmaleigentümern vor Ort herzustellen – „wenn alles normal läuft!“Meinungsverschiedenheiten und vielfältige Probleme rund um die Erhaltung und Pflege von Denkmälern gehören zu ihrem Alltag. Da kann sie am Donnerstag beim ihrem Abstecher auf der kleinen Studienfahrt durch Krefeld die Besichtigung der Herbertzhäuser uneingeschränkt genießen. Die Expertin ist begeistert vom Inneren, genauer der Beletage des linken Hauses, dem Uerdinger Rathaus.
Eva-Maria Eifert von der Unteren Denkmalbehörde der Stadt Krefeld hat die Herbertzhäuser gerne ins Programm aufgenommen. „Es ist eines der schönsten Reihenhäuser in Krefeld“, sagt sie mit einem Strahlen. Die Landeskonservatorin, die von diesem Objekt „total“begeistert ist, sieht das Ensemble als ein gutes Beispiel für „eine tolle Synthese von öffentlichen und privaten Denkmaleigentümern. Hier wollen alle das Gleiche, so dass die Zusammenarbeit funktioniert. Es müssen viele Ebenen passen.“„Es ist eine anspruchsvolle Aufgabe, historische Gegebenheiten und moderne Nutzung in einem Denkmal zusammen zu bringen“, sagt Pufke.
Für den Apotheker Roman Bastian im mittleren der drei Herbertzhäuser gehört dieser Spagat zum Alltag. Schließlich lebt er mit seiner Familie über der Apotheke in einem historischen Ambiente mit handbemalten Wandtapeten, Stuckarbeiten und Sitzmöbel mit Seidenbezügen, das demjenigen des Trausaals nebenan um nichts nachsteht. „Es ist schon eine Lebensaufgabe“, sagt er, „ich bin so aufgewachsen. Wir haben modern und alt gemischt.“Die repräsentativen Räume im ersten Obergeschoss, die man locker als Gesamtkunstwerk herrschaftliches Wohnen im 19. Jahrhundert bezeichnen kann, nutzt die Familie nur für Weihnachten und Geburtstags
feiern. Die finanzielle Seite seines privaten Museums ist dem Eigentümer natürlich auch gegenwärtig: „Es ist ein Fass ohne Boden! Was man hier an Geld versenken kann!“weiß er aus Erfahrung. Da freut es ihn sehr, von den Denkmalschützerinnen zu erfahren, dass er nicht alles alleine stemmen muss. „Ich bin überrascht, dass es eine Förderung auch für den Innenraum gibt“, erklärt ein erleichterter Eigentümer.
Im Rahmen des Projekts Stadtumbau Uerdingen stehen auch anderen Denkmaleigentümern Unterstützungen durch öffentliche Mittel zur Verfügung. Anlaufstelle für Anfragen und Beratungen ist das Quartiersbüro Uerdingen im rechten Herbertzhaus. Zusätzlich zu den Öffnungszeiten montags und mittwochs gibt es hier am nächsten Donnerstag, 12.September ab 14 Uhr einen Tag der offenen Tür - mit Kaffee und Kuchen zu den Informationen.