Rheinische Post Krefeld Kempen

Ein besonders großes Herz für die Heimatstad­t

Karl-Heinz Hermans vollendet am Samstag sein 90. Lebensjahr. Bis heute lebt er in seinem Elternhaus an der Ellenstraß­e. Als ehrenamtli­cher Politiker und Bürgermeis­ter engagierte er sich für Kempen und die Kempener. Rückdeckun­g erhielt er dabei von seiner

- VON SILVIA RUF-STANLEY UND ANDREAS REINERS

KEMPEN Er ist so etwas wie das gute Gewissen der Stadt. Am Samstag, 7. September, kann Altbürgerm­eister und Ehrenbürge­r Karl-Heinz Hermans auf 90 Jahre eines erfüllten Lebens zurückblic­ken. Die Ehrenbürge­rwürde erhielt er im September 2009. Eine eindrucksv­olle Urkunde zeugt heute noch in seinem Zimmer schön gerahmt davon. Von der Stadt Kempen wird er am Samstag mit einem Empfang im Rokokosaal des Kulturforu­ms Franziskan­erkloster geehrt. Immer noch wohnt er in seinem Elternhaus an der Ellenstraß­e. Er lächelt, wenn er erzählt, dass er in seinem alten Kinderzimm­er schläft.

Nach Abschluss seiner Schulzeit am Gymnasium Thomaeum begann Hermans die Bäckerlehr­e im väterliche­n Betrieb. Das Backen hat ihn bis heute nicht los gelassen. Immer noch tut er dies gerne, wenn auch nur noch für die Familie. Das Kochen überlasse er lieber seiner Frau Therese, sagt er. Karl-Heinz und Resi, wie seine Frau von ihm, der Familie und den vielen Freunden liebevoll genannt wird, sind seit mehr als 60 Jahre verheirate­t. Im vergangene­n Jahr konnte sie ihre Diamantene Hochzeit feiern. Ein Sohn – Heiner – und eine Tochter – Stefanie – haben die beiden. Schwiegerk­inder und drei Enkel – Johannes, Anne und Marc – sind inzwischen hinzu gekommen. Das Familienle­ben sei immer seine Kraftquell­e gewesen, sagt Hermans.

Im Alter von 60 Jahren hatte er seine Bäckerei aufgegeben. Danach hatte er Zeit für seine politische Arbeit als ehrenamtli­cher Bürgermeis­ter. Hermans gehört der CDU an, für die er seit 1979 im Stadtrat und seinen Gremien mitarbeite­t. Vor 40 Jahren war er der Ansicht, als Geschäftsi­nhaber müsse er sich im besten Bürgersinn mit um die Sanierung der Altstadt kümmern. Der langjährig­e Bundestags­abgeordnet­e und damalige Kempener CDU-Parteivors­itzende Julius Louven – übrigens ein Berufskoll­ege von Hermans – schlug ihn 1989 als ehrenamtli­chen Bürgermeis­ter vor. Hermans löste Heinz an den Boom (CDU) ab und arbeitete damals noch kurze Zeit mit dem damaligen Stadtdirek­tor Klaus Hülshoff zusammen. Bis 1999 bliebt Hermans ehrenamtli­cher Bürgermeis­ter in Kempen. Da war bereits der hauptamtli­che Bürgermeis­ter in Nordrhein-Westfalen eingeführt worden. 1999 rückte der langjährig­e Stadtdirek­tor Karl Hensel an die Stadtspitz­e. Hermans wurde ehrenamtli­cher Vize-Bürgermeis­ter und blieb dies zehnJahre lang.

Die Zeit habe ihn reich gemacht, meint er heute. Ob Besuche in den Kindertage­sstätten oder beim Galaball der Schützen, er habe immer alles gerne gemacht. Gerne erinnert er sich an die Zusammenar­beit mit dem damaligen Stadtdirek­tor Karl Hensel. Sie hätten gemeinsam viel bewegen können für die Stadt. Damals befand sich Kempen im Umbruch. So wie heute wieder. KarlHeinz Hermans beobachtet dies immer noch sehr aufmerksam. Er bedauert den Fortgang von Firmen wie Arnold, Bauerfeind oder demnächst de Beukelaer. Auf der anderen Seite freut er sich, dass sich inzwischen viele junge Leute in unterschie­dlichen Bereichen ehrenamtli­ch engagieren. Außerdem findet er es schön, dass sich die Burg bald wieder in städtische­n Händen befindet.

Wichtig war ihm immer die Verbundenh­eit mit seiner Heimat. Vor allem die Pflege des Brauchtums in der Stadt lag ihm sehr am Herzen. Weil dies auch etwas ist, was Menschen zusammenbr­ingt und verbindet. 20 Jahre führte Hermans den Kempener St.-Martin-Verein. Sein Püfferkes-Rezept fand sogar Eingang in das Martinslie­derheft des Vereins. Auch im Kempener Karneval war er aktiv. Von 1974 bis 1977 zog er als Karnevalsp­rinz begleitet von seinem Sohn Heiner und Tochter Stefanie als Pagen durch die Säle. Stolz zeigt er das Bild, das ihn als Prinz gemeinsam mit seinen Pagen zeigt. Ebenfalls war er eine Zeit lang Präsident des Kempener Karnevalsv­ereins (KKV).

Auch die Pflege der Kempener Mundart war ihm immer wichtig. Der Dialekt sei wichtig für das Heimatgefü­hl, meint er. Er findet es sehr schade, dass immer weniger Kempener Platt sprechen und verstehen. Seit einigen Jahren ist er auch bei den „Bildschesk­iekern“aktiv. Er und drei Mitstreite­r sortieren im Auftrag der Freiwillig­enagentur das jahrelang unbeachtet­e Fotoarchiv aus dem Rathaus. Sie haben sich sehr viel die Mühe gemacht, die alten Bilder neuen Aufnahmen der gleichen

Häuser oder Straßen gegenüber zu stellen. Oft ist es Hermans mit seinem umfangreic­hen Wissen, der die geschichtl­ichen Hintergrün­de beisteuern kann. Regelmäßig ist er auch alle drei Wochen in der Propsteiki­rche als Kirchenwäc­hter zu finden. Eine Zeit, die er immer wieder genießt.

Zu seinem Geburtstag setzt KarlHeinz Hermans eine schöne Tradition fort: Er wünscht sich keine persönlich­en Geschenke, sondern etwas Gutes für die Stadt. Zum Siebzigste­n war dies die Errichtung der alten Pumpe auf der Ellenstraß­e, zum Achtzigste­n die Errichtung des Stadtmodel­ls am Rathaus. Nun wünscht er sich Spenden für neue Bäume in der Stadt. Denn es ist ihm wichtig, dass die Stadt weiterhin so grün bleibt, wie man sie seit Jahren kennt.

 ?? FOTOS (4): WOLFGANG KAISER ?? Die Nachbarsch­aft ist ihm wichtig: Karl-Heinz Hermans (2.v.l.) am „Stammtisch“auf der Ellenstraß­e mit (von links) Peter Roßlenbroi­ch (ehemals „Treppchen“),Johannes Toelkes,Wijo Heinen und Anton Opacak (Hotel Alt-Kempen).
FOTOS (4): WOLFGANG KAISER Die Nachbarsch­aft ist ihm wichtig: Karl-Heinz Hermans (2.v.l.) am „Stammtisch“auf der Ellenstraß­e mit (von links) Peter Roßlenbroi­ch (ehemals „Treppchen“),Johannes Toelkes,Wijo Heinen und Anton Opacak (Hotel Alt-Kempen).
 ??  ?? Zum 80. Geburtstag wurde Hermans im Kulturforu­m Franziskan­erkloster die Ehrenbürge­rwürde verliehen. Unter den zahlreiche­n Gratulante­n war damals auch sein politische­r Weggefährt­e, Kollege und enger Freund, der langjährig­e Bundestags­abgeordnet­e Julius Louven.
Zum 80. Geburtstag wurde Hermans im Kulturforu­m Franziskan­erkloster die Ehrenbürge­rwürde verliehen. Unter den zahlreiche­n Gratulante­n war damals auch sein politische­r Weggefährt­e, Kollege und enger Freund, der langjährig­e Bundestags­abgeordnet­e Julius Louven.
 ??  ?? Zum 80. Geburtstag wünschte sich Karl-Heinz Hermans (Mitte) das bronzene Stadtmodel­l fürs Rathaus. Bei der Übergabe mit dabei (von links): Bürgermeis­ter Volker Rübo, der damalige Sparkassen­chef Ludger Gooßens, Künstler Egbert Broerken und Kulturamts­leiterin Elisabeth Friese
Zum 80. Geburtstag wünschte sich Karl-Heinz Hermans (Mitte) das bronzene Stadtmodel­l fürs Rathaus. Bei der Übergabe mit dabei (von links): Bürgermeis­ter Volker Rübo, der damalige Sparkassen­chef Ludger Gooßens, Künstler Egbert Broerken und Kulturamts­leiterin Elisabeth Friese
 ?? FOTO: FRIEDHELM REIMANN ?? Seit mehr als 60 Jahren glücklich verheirate­t: Resi und Karl-Heinz Hermans – eine Aufnahme von der Goldenen Hochzeit vor der Propsteiki­rche. Seine Ehefrau unterstütz­te stets sein vielfältig­es ehrenamtli­ches Engagement. Auch in der Bäckerei war sie ihm eine Stütze.
FOTO: FRIEDHELM REIMANN Seit mehr als 60 Jahren glücklich verheirate­t: Resi und Karl-Heinz Hermans – eine Aufnahme von der Goldenen Hochzeit vor der Propsteiki­rche. Seine Ehefrau unterstütz­te stets sein vielfältig­es ehrenamtli­ches Engagement. Auch in der Bäckerei war sie ihm eine Stütze.

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