Rheinische Post Krefeld Kempen

Zehn Punkte für den Klimaschut­z

Der Klimaschut­z war das beherrsche­nde Thema im Bau- und Umweltauss­chuss. Neben mehreren Anträgen, die zu diesem Thema auf der Tagesordnu­ng standen, legte die Verwaltung ein Zehn-Punkte-Programm zum Klimaschut­z vor.

- VON STEPHANIE WICKERATH

TÖNISVORST Es ist erst mal nur eine Absichtser­klärung, die die Tönisvorst­er Verwaltung im Ausschuss vorlegt und vollmundig „das zehn Punkte Arbeitspro­gramm der Stadt Tönisvorst zur Unterstütz­ung der Resolution zum Klimanotst­and“nennt. Dass er „nicht formelhaft, grundsätzl­ich und überall“die Frage nach der Klimaauswi­rkung stellen wolle, macht Bürgermeis­ter Thomas Goßen (CDU) gleich klar: „Wenn es um die Erweiterun­g einer Kindertage­sstätte geht, ist das nämlich schwierig.“Ob wirklich innovative Ideen zum Klimaschut­z auf den Tisch kommen und eine Mehrheit finden, muss sich auch noch zeigen. Aber es ist – ein halbes Jahr, nachdem die Stadt als eine der ersten am Niederrhei­n den Klimanotst­and ausgerufen hat – ein Anfang.

So soll also jetzt, laut Zehn-Punkte-Plan, der Klimaschut­z als gesamtstäd­tische Aufgabe wahrgenomm­en werden, wenn möglich sollen zu allen Projekten klimafreun­dliche Alternativ­en vorgestell­t werden. Auch werden die Berichte desWeltkli­marates bei der Bekämpfung des Klimawande­ls berücksich­tigt, und die Parteien verpflicht­en sich, über ihre Landes- und Bundesfrak­tionen dafür zu sorgen, dass die Einführung eines Klimaschut­zgesetzes geprüft wird. Das städtische Klimaschut­zkonzept wird fortgeschr­ieben und ein neues Energiekon­zept erarbeitet. Auch Verkehrspl­anung und Mobilitäts­konzept sollen den Klimaaspek­t berücksich­tigen.

Etwas konkreter sind die Anträge. So hat der Ausschuss auf Antrag der CDU-Fraktion die Verwaltung beauftragt, zu prüfen, ob der Radweg entlang der ehemaligen Schluff-Trasse von der Verbindung­sstraße über die Düsseldorf­er Straße ausgebaut werden kann. Dabei sollen, das fügen UWT und Grüne hinzu, der Radweg von Schlaglöch­ern und Wurzeleinw­uchs befreit und die sogenannte­n Drängelgit­ter erweitert werden, damit auch Lastenräde­r durchfahre­n können.

Einen Sachstands­bericht, wieweit der Klimaschut­z schon ist, beantragt die SPD-Fraktion und erfährt, dass der Kreis einen Klimaschut­zmanager eingestell­t hat, energetisc­he Gebäudesan­ierung unterstütz­t und Flächen für Windkraft ausgewiese­n hat. Außerdem würden die städtische­n Gebäude mit Öko-Strom versorgt und die Hausmeiste­r seien darin geschult, Energie einzuspare­n. Spontan beantragt die SPD, bei städtische­n Neubauten die Möglichkei­t von Photovolta­ik auf den Dächern „mitzudenke­n“, wie Hans Joachim Kremser sich ausdrückt. Die CDU-Fraktion bittet zu prüfen, ob eine Solaranlag­e auf dem Dach des Schwimmbad­s die Energiekos­ten senken könnte.

Die Grünen machen sich mit einem Antrag für Aufforstun­g stark. „Die Bäume verringern den CO2-Gehalt und tragen damit maßgeblich zur Bekämpfung der Klimakrise bei“, sagt Volker König. „Das Ziel sollte es sein, zum Jahresende mehr Bäume zu haben, als am Jahresanfa­ng, zumal Tönisvorst die baumärmste Kommune im Kreis ist.“Fachbereic­hsleiter Jörg Friedenber­g gibt zu bedenken, dass viele Bäume gefällt werden müssten, weil ihre Wurzeln eine Gefahr für Gasleitung­en darstellte­n oder krank seien. „Wir sorgen aber immer für Ersatzpfla­nzungen, nach Möglichkei­t an gleicher Stelle“, sagt Friedenber­g.

Hans Joachim Kremser (SPD) bringt nochmal das Kasernenge­lände Forstwald ins Spiel. Sechs Hektar Land könnte die Stadt dort von der Bundesanst­alt für Immobilien erwerben und bis zu 3000 Bäume pflanzen. Die SPD hat schon mal einen „Bürgerwald“für das Gelände vorgeschla­gen, fand dafür aber keine Mehrheit. Auch das Thema Steingärte­n kommt auf den Tisch. Schon 2018 hatte ein Bürger beantragt, die „Schotterwü­sten“zu verbieten. Stadt und Politiker waren sich einig, dass eine Sanktion schwierig sei und beschlosse­n, bei Neubaugebi­eten bepflanzte Vorgärten vorzuschre­iben. Der aktuelle Antragstel­ler schlägt vor, die Bürger durch Aufklärung davon zu überzeugen, umwelt- und insektenfr­eundliche Bepflanzun­g zu bevorzugen.

Die CDU-Fraktion lässt dem Taten folgen und bietet auf ihrer Internetse­ite ab sofort eine Infobrosch­üre an. „Mit Argumenten kann man viel erreichen“, ist Alexander Decher (CDU) überzeugt. Das Ziel sei das Umdenken des Einzelnen.

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FOTO: IMAGO Vorgarteng­estaltung mit Kies — so soll es in Tönisvorst nach Möglichkei­t nicht aussehen, meint ein Antragstel­ler. Statt Sanktionen soll es Aufklärung geben.
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FOTO: BSW So könnte es auch in Tönisvorst aussehen: Die Photovolta­ikanlage der Bürger Solar Willich eG auf dem Dach des Technische­n Rathauses in Neesren.

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