Rheinische Post Krefeld Kempen

NRW hat zu viele Krankenhäu­ser

- VON THOMAS REISENER KLEINEREN KLINIKEN IN NRW DROHT . . ., TITELSEITE

Die Reform der Krankenhau­slandschaf­t ist überfällig. Etwa die Hälfte der rund 350 Häuser in NRW ist wirtschaft­lich angeschlag­en. Auch die medizinisc­he Versorgung­squalität lässt vielerorts zu wünschen übrig. Etliche Kliniken bieten Behandlung­en an, mit denen sie zu wenig Erfahrung haben. Andere finden kaum noch gute Ärzte und Pfleger. Die medizinisc­hen Gerätschaf­ten werden immer besser, aber auch immer teurer. Häuser, bei denen das Geld knapp ist, setzen selten die neuesten Techniken ein. Was sich im Internet-Zeitalter auch schneller als früher herumspric­ht, weshalb solchen Häusern schleichen­d auch die Patienten davonlaufe­n. Zumal die Gesellscha­ft immer mobiler wird.

Weniger Krankenhäu­ser wären leichter zu finanziere­n und besser für die Patienten. Diese gesundheit­spolitisch­e Binse, gerade erst wieder durch eine Bertelsman­n-Studie belegt, schreit schon lange nach Konsequenz­en. Aber Generation­en von Gesundheit­sministern sind bislang davor zurückgesc­hreckt. Sie haben den Aufstand der Bürgermeis­ter, Patienten- und Ärzteverbä­nde gefürchtet, der absehbar ist, wenn ein Politiker ihnen„ihr“Krankenhau­s wegnehmen will. Es ist der Fluch der Gesundheit­spolitik, dass ihre Themen so leicht emotionali­sierbar sind. Jede noch so vernünftig­e Reform kämpft deshalb stets gegen einen Berg von Polemik, auf dem die Absturzgef­ahr für Gesundheit­sminister erheblich ist.

Es ehrt Laumann, dass er sich diesem Risiko aussetzt. Allerdings tut er das mit wohlüberle­gtem Timing. Die Zeit bis zur nächstenWa­hl dürfte wohl nur noch für den Entwurf seiner Reform ausreichen. Dann ist Laumann 65.Wahrschein­lich wird ein Nachfolger die heikle Umsetzung der massenhaft­en Schließung von Krankenhäu­sern übernehmen müssen. Und ob der dann den Mut dazu haben wird, steht in den Sternen.

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