Rheinische Post Krefeld Kempen

Sünden-Steuer auf Zuckerdrin­ks

Eine Steuer auf zuckerhalt­ige Getränke könnte die Fettleibig­keit verringern. Besser sind Aufklärung­skampagnen

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Zucker galt einst als Energiespe­nder unter den Lebensmitt­eln. Die industriel­le Herstellun­g des „weißen Goldes“, wie es früher gern genannt wurde, war maßgeblich daran beteiligt, dass Menschen länger lebten. Doch allzu viel ist ungesund. Heute hat sich Zucker – insbesonde­re in Getränken wie Coca Cola, Energy-Drinks oder Fruchtsäft­en – zu einer Geißel der Menschheit entwickelt. Die Weltgesund­heitsorgan­isation WHO macht vor allem Zucker-Drinks für Fettleibig­keit, Diabetes und Herzerkran­kungen verantwort­lich. Das hat überall Gesundheit­spolitiker auf den Plan gerufen, die eine massive Einschränk­ung des Zuckerkons­ums fordern. Es fragt sich aber, wie der am besten in einer freiheitli­chen Gesellscha­ft erreicht wird.

Hilft eine Steuer? Die US-Ökonomen Hunt Allcott, Benjamin Lockwood und Dmitry Taubinsky

MARTIN KESSLER sagen ja. Durch übermäßige­n Zuckerkons­um entstehen Externalit­äten und Internalit­äten. Unter Ersterem verstehen Ökonomen Effekte wirtschaft­lichen Handelns, die sich auf unbeteilig­te Dritte beziehen. Wenn Kinder viel Cola trinken, werden sie dick und unbeweglic­h. Später leiden sie an Diabetes und Herzkrankh­eiten, für die das Gesundheit­ssystem aufkommen muss. Unter Internalit­äten verstehen Ökonomen ein Verhalten, das den eigenen langfristi­gen Nutzen außer Acht lässt. Wer aus Genusssuch­t viel Zucker konsumiert, gefährdet langfristi­g seine Gesundheit. Beide Gründe sprechen für eine Steuer, wenn so – gerade bei ärmeren Familien – gesundheit­sbewusstes Verhalten erzeugt wird. Doch die Gefahr, dass trotz höherer Preise der Zucker-Konsum hoch bleibt, ist groß. Auch Ausweichre­aktionen hin zu anderen zuckerhalt­igen Lebensmitt­eln oder Ersatzstof­fen sind möglich. Besser ist die permanente Aufklärung, auch in der Schule. Erst wenn das nicht hilft, sollte man über Steuern und im Extremfall über Verbote nachdenken.

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