Rheinische Post Krefeld Kempen

Niederland­e zu stark für DFB-Team

Die Holländer drehen ein packendes EM-Qualifikat­ionsspiel in Hamburg nach der Pause und gewinnen 4:2.

- VON ARNE RICHTER, KLAUS BERGMANN UND JAN MIES

HAMBURG (dpa) Was für ein Dämpfer: Holland hat Revanche genommen, Joachim Löws junge Nationalma­nnschaft ist auf dem Weg zur EM wieder unter Zugzwang. Trotz der vom Bundestrai­ner geforderte­n kollektive­n Energielei­stung hat die Auswahl des Deutschen Fußball-Bundes im Prestige-Duell gegen die Niederland­e eine bittere 2:4 (1:0)- Niederlage zum Auftakt in die EM-Saison kassiert. „Bei jeder Niederlage überwiegt die Enttäuschu­ng.Wir kriegen die Gegentore viel zu leichtfert­ig, schenken das 2:3 einfach so her. Das darf uns einfach nicht passieren. Wir waren gut im Spiel bis zum 2:3, da kann dann so ein Spiel auch mal kippen“, sagte Serge Gnabry.

Der Bayern-Profi rechtferti­gte die Stammplatz­garantie des Bundestrai­ners und erzielte vor 51.299 Zuschauern im ausverkauf­ten Hamburger Volksparks­tadion in der 9. Minute den frühen Führungstr­effer für die DFB-Auswahl. Treffer von Hollands jungem Barca-Star Frenkie de Jong (59.), ein Eigentor des glücklosen Jonathan Tah (66.) und der späte K.o. durch Donyell Malen (79.) und Georginio Wijnaldum (90.+1) besiegelte­n aber die erste Niederlage der DFB-Auswahl auf dem Weg zur EM 2020. Toni Kroos‘ (72.) Ausgleich per Handelfmet­er nutzte nichts. Das Ticket für die EM-Endrunde kann frühestens im Oktober gebucht werden.

Knapp ein halbes Jahr nach dem 3:2-Coup in Amsterdam überzeugte die Löw-Auswahl zwar lange mit großer Geschlosse­nheit und taktischer Disziplin. Der Aufwärtstr­end beim Neuaufbau nach demWM-Desaster konnte aber letztlich nicht bestätigt werden. Erstmals in der laufenden Qualifikat­ion und erstmals seit Oktober 2015 ging nach 14 Siegen wieder ein Spiel in einer Ausscheidu­ngsrunde für ein großes Turnier verloren.

Löw, der bei den Siegen in Weißrussla­nd (2:0) und gegen Estland (8:0) im Juni nach einem Sportunfal­l gefehlt hatte, bot in seinem 176. Länderspie­l als Bundestrai­ner den Leipziger Timo Werner anstelle des am Kreuzband verletzten Leroy Sané im Sturm auf.

Gegen die zunächst etwas aktiveren Niederländ­er sorgte Gnabry, der im Verbund mit Werner und Marco Reus immer wieder das Tempo anzog, für den Start nach Maß. Kapitän Manuel Neuer parierte auf der Gegenseite einen unplatzier­ten Schuss des auffällige­n Memphis Depay, ehe Joshua Kimmich, der mit Toni Kroos in der Mittelfeld-Zentrale waltete, Lukas Klosterman­n mit einem starken Pass einsetzte. Der RB-Profi scheiterte noch an Jasper Cillessen im Tor der Gäste, dann war Gnabry zur Stelle.

Die Elftal um Supertalen­t de Jong und Europas „Fußballer des Jahres“Virgil van Dijk hatte nach dem Rückstand Probleme mit der kompakt stehenden DFB-Abwehr. Die Konter-Chancen wurden allerdings nicht konsequent ausgespiel­t. Reus vergab zudem kurz vor dem Pausenpfif­f die Chance auf das 2:0, das Cillessen mit einem Reflex vereitelte. Die in der EM-Qualifikat­ionsgrup

Deutschlan­d - Niederland­e

Deutschlan­d: Neuer (Bayern München/33/89) - Ginter (Bor. Mönchengla­dbach/25/27)/84. Brandt (Borussia Dortmund/23/26), Süle (Bayern München/24/21), Tah (Bayer Leverkusen/23/7) - Klosterman­n (RB Leipzig/23/3), Kimmich (Bayern München/24/43), Kroos (Real Madrid/29/93), N. Schulz (Borussia Dortmund/26/9) - Gnabry (Bayern München/24/9), Reus (Borussia Dortmund/30/42)/61. Gündogan (Manchester City/28/34), Werner (RB Leipzig/23/26)/61. Havertz (Bayer Leverkusen/20/4)

Niederland­e: Cillessen (FC Valencia/30/51) - Dumfries (PSV Eindhoven/23/10)/58. Pröpper (Brighton and Hove Albion/28/16), De Ligt (Juventus Turin/20/18), Van Dijk (FC Liverpool/28/29), Blind (Ajax Amsterdam/29/65) - de Roon (Atalanta Bergamo/28/13)/58 Malen (PSV Eindhoven/20/1), F. de Jong (FC Barcelona/22/10), Wijnaldum (FC Liverpool/28/58) - Promes (Ajax Amsterdam/27/39), Depay (Olympique Lyon/25/49), Babel (Galatasara­y Istanbul/32/59)/81. Ake (FC Bournemout­h/24/11).

Zuschauer: 51.299 in Hamburg (ausverkauf­t). Schiedsric­hter: Soares Dias (Portugal).

Tore: 1:0 Gnabry (9. Minute), 1:1 de Jong (59.), 1:2 Tah (66./Eigentor), 2:2 Kroos (73./Handelfmet­er), 2:3 Malen (79.), 2:4 Wijnaldum (90.+1).

Gelbe Karten: Kimmich / Depay, de Roon, de Jong.

pe C mit zuvor einem Sieg und einer Niederlage schon unter Druck stehenden Gäste kamen bis dahin zu Kopfballch­ancen durch Matthijs de Ligt (22.) und Depay (40.).

Die unterhalts­ame zweite Hälfte begann mit weiteren Kontern der DFB-Auswahl, die Gnabry (51.) und kurz darauf Reus aber nicht nutzen konnten. Den Niederländ­ern, die Deutschlan­d vor knapp einem Jahr schmerzhaf­t in der Nations League geschlagen hatten, zunehmend den Ballbesitz zu überlassen, rächte sich wenige Minuten später: Neuer konnte noch gegenWijna­ldum (55.) klären, de Jong war dann aber gedankensc­hneller als Schulz und traf zum Ausgleich.

Löw reagierte und brachte Kai Havertz für Werner und Ilkay Gündogan für Reus (jeweils 61.), doch stärker wurden in dieser Phase die Niederländ­er. Tah unterlief das Eigentor nach einer scharfen Hereingabe von Depay. Den Elfmeter, den Kroos sicher verwandelt­e, verursacht­e de Ligt mit einem Handspiel. Der eingewechs­elte Malen nutze die nächste Unkonzentr­iertheit in der deutschen Abwehr, Wijnaldum machte alles klar.

 ?? FOTO: CHRISTIAN CHARISIUS/DPA ?? Synchronsp­ringen zum Ball: Deutschlan­ds Verteidige­r Niklas Süle im Kopfballdu­ell mit dem Niederländ­er und früheren Bundesliga­profi Ryan Babel (r.).
FOTO: CHRISTIAN CHARISIUS/DPA Synchronsp­ringen zum Ball: Deutschlan­ds Verteidige­r Niklas Süle im Kopfballdu­ell mit dem Niederländ­er und früheren Bundesliga­profi Ryan Babel (r.).

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