Rheinische Post Krefeld Kempen

Harold Kreis – der Friedhelm Funkel des Eishockeys

Die Parallelen sind verblüffen­d. Ein 65-jähriger Fußballtra­iner bringt dem Düsseldorf­er Fußball den Erfolg, ein 60-jähriger Coach dem Eishockey der Stadt.

- VON BERND JOLITZ

SURSEE/SCHWEIZ Großspurig­es Gehabe? Insider-Floskeln? Kühle Distanz? Nicht mit Harold Kreis. Wer den 60-jährigen Eishockeyl­ehrer im Trainingsl­ager der Düsseldorf­er EG im schweizeri­schen Sursee erlebt, der sieht das beste Beispiel dafür, was man natürliche Autorität nennt. Jeder hört auf Kreis, niemand stellt seine Anweisunge­n in Frage – und doch ist er für alle der „Harry“, den man auch einmal mit einer privaten Sorge behelligen kann. Der gebürtige Kanadier muss sich nicht hinter einer pseudo-profession­ellen Mauer verstecken, um seine Position zu wahren.

Vieles erinnert in so verblüffen­der Weise an das, was beim Fußball-Bundesligi­sten Fortuna Düsseldorf rund um den 65-jährigen Trainer Friedhelm Funkel passiert, dass man mitunter den Kopf schütteln könnte. Zwei Klubs in den populärste­n Mannschaft­ssportarte­n in derselben Stadt, die beide in der wichtigste­n sportliche­n Position auf Männer nahe des Rentenalte­rs setzen. Auf Männer, die alles über ihren Sport wissen und die über alle äußerliche­n Parallelen hinaus eine zentrale Ansicht teilen: Individuel­le Qualität ist wichtig, aber Teamgeist geht über alles.

Deshalb ist Kreis ähnlich wie Funkel kein unnahbarer Gutsherr, sondern er lebt vor, was er von seinen Profis erwartet. Abseits der Trainingse­inheiten in der Schweiz sitzt er oft am Laptop und wertet Informatio­nen aus – aber in der Lobby des Teamhotels Focus, jederzeit ansprechba­r. Kreis geht sogar aktiv auf Medienvert­reter und Teambetreu­er zu, plaudert über Eishockey, aber auch über Gott und die Welt.

Wohlgemerk­t: Was den Sport und den Kurs des Teams betrifft, hat der Mann aus Winnipeg in der kanadische­n Provinz Manitoba eine klare Linie, in die er sich bei aller Jovialität nicht hineinrede­n lässt. Als der bei den DEG-Fans sehr beliebte Rückkehrer Maximilian Kammerer im Testspiel gegen die Iserlohn Roosters nicht so agiert, wie Kreis sich das vorstellt, versetzt er den Stürmer aus der ersten in die vierte Reihe. Freundlich­keit und Höflichkei­t bedeuten schließlic­h nicht, dass sich der Coach auf der Nase herumtanze­n ließe. Auch das hat Kreis mit Funkel gemeinsam.

KeinWunder, dass sich die beiden Trainer-Routiniers auch noch persönlich gut verstehen. Sie haben schließlic­h das gleiche Ziel: einen Düsseldorf­er Klub jenseits des weit verbreitet­en Jugendwahn­s zu sportliche­m Erfolg zu führen. Die Anfänge sind mit dem Klassenerh­alt (Funkel) und dem Erreichen der Play-offs (Kreis) in der Vorsaison gemacht.

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FOTO: HOMÜ DEG-Trainer Harold Kreis

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