Rheinische Post Krefeld Kempen

Linke-Ratsfrau glänzt auf Biennale in Venedig

Julia Suermondt, die für die Partei „Die Linke“im Krefelder Rat sitzt, ist bei einem der bedeutends­ten Film-Festivals der Welt vertreten: Sie hat den Schnitt für einen Film über den Regisseur Edgar Reitz besorgt.

- VON JENS VOSS von Reitz im Besonderen. Spielszene­n aus seinen Filmen werden eingeblend­et. Im Film geht es auch um die Geschichte und um die Rettung des Kinos. „Es geht darum, dass ein Film im Kino die Zeit taktet und der Zuschauer den ganzen Film erlebt“,

Es ist wohl der Höhepunkt ihrer bisherigen berufliche­n Laufbahn: Die Krefelder Linke-Ratsfrau Julia Suermondt (38) ist bei den Filmfestsp­ielen der Biennale inVenedig vertreten – nicht als Fan, nicht als Kino-Zuschauer, sondern als wesentlich­e Mitautorin eines Film-Porträts über den Regisseur Edgar Reitz. Reitz ist mit seiner „Heimat“-Reihe eine europäisch­e Berühmthei­t geworden und hat auch in anderer Hinsicht Kino-Geschichte geschriebe­n. Suermondt hat den Film mit dem Titel„800mal einsam. Ein Tag mit dem Filmemache­r Edgar Reitz“geschnitte­n. Am Tag vor ihrem Abflug nach Venedig sagte sie unserer Redaktion: „Eigentlich ist mir dieser Hype um die Biennale nicht so wichtig, aber jetzt fange ich doch so langsam an, mich zu freuen.“Zu Recht: Der Film wird in Venedig als Wettbewerb­sbeitrag mit acht Produktion­en in der Kategorie „Dokumentar­film über das Kino“konkurrier­en. Am Freitagabe­nd war die Weltpremie­re des Films.

Regisseuri­n ist die Filmemache­rin, Fotografin und Dozentin Anna Hepp. Sie hat in der Szene einen Namen und steht für preisgekrö­nte Qualität. Für ihre Dokumentat­ion mit dem Titel „Ein Tag und eine Ewigkeit“über den Alltag ihrer Großmutter kurz vor deren Tod hat sie allein fünf internatio­nale Kurzfilmpr­eise ergattert.

Der Regisseur ist der Star, natürlich. Dennoch wird der Cutter, also derjenige, der den Schnitt besorgt, immer mitgenannt, weil er eminent wichtig für das Entstehen eines Films ist. Was früher „Cutter“war (von englisch cut, schneiden), ist heute der „Editor“, also der Herausgebe­r. Die begrifflic­he Neuerung ist wohl auch der Versuch, der Bedeutung des Schnitts Rechnung zu tragen. Denn der Film entsteht recht eigentlich erst beim Schnitt; die Zusammenar­beit von Regisseur und Editor im Schneidera­um ist über viele Wochen lang sehr intensiv, im besten Fall kongenial. „Ziel ist es, wenn man sich das Material anschaut, das Besondere der Figur freizuschl­agen“, umschreibt Suermondt den Arbeitspro­zess.

Wie kam Anna Hepp auf Julia Suermondt? „Anna Hepp und ich haben oft zusammenge­arbeitet“, berichtet Suermondt, „sie hat mich für den Schnitt angefragt, weil sie der Meinung war, dass der Film viele politische Aspekte hat, zu denen ich Zugang habe.“Suermondt, die in London und Köln Kunst, Medien und Film studiert hat, hat eben als Ratsfrau konkrete politische Erfahrung und ein geschärfte­s linkes Pro

fil – sie war der politische Kopf, den Hepp sich für das Edgar-Reitz-Projekt gewünscht hat.

Der Film über Reitz ist kein üblicher Dokumentar­film. Er spielt im Essener Lichtburg-Kino; Edgar Reitz und Regisseuri­n Hepp unterhalte­n sich, allein im Saal sitzend, über das Kino im Allgemeine­n und das Werk

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FOTO: SUERMONDT Julia Suermondt (38) in Venedig; im Hintergrun­d der Markusplat­z mit dem zum Markusdom gehörenden Campanile. Suermondt ist zur Premiere eines Films über Edgar Reitz zur Biennale gereist.
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MONDT ?? Die Filmcrew am Freitag nach der Premiere des Films über Edgar Reitz. Ganz rechts: Julia Su
ermondt; links neben ihr die Re
gisseurin Anna Hepp.
FOTO: SUER- MONDT Die Filmcrew am Freitag nach der Premiere des Films über Edgar Reitz. Ganz rechts: Julia Su ermondt; links neben ihr die Re gisseurin Anna Hepp.

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