Rheinische Post Krefeld Kempen

1,1 Millionen Euro Entlastung für Eltern

Der Arbeitskre­is von CDU, Grünen und Eltern hat seine Ergebnisse zu den Kita-Beiträgen in Willich präsentier­t. Die Einkommens­grenze soll auf 42.000 Euro angehoben werden, auch Besserverd­ienende sollen entlastet werden.

- VON MARC SCHÜTZ

WILLICH Um 1,1 Millionen Euro pro Jahr sollen die Eltern, deren Kinder Kindertage­seinrichtu­ngen oder Tagespfleg­eeinrichtu­ngen in der Stadt Willich besuchen, entlastet werden. Das ist das Ergebnis des Arbeitskre­ises ausVertret­ern von CDU, Grünen und Jugenamtse­lternbeira­t, der in den vergangene­n Monaten dreimal getagt hat.

Künftig sollen beispielsw­eise Eltern für die Betreuung ihrer Kinder erst bezahlen müssen, wenn ihr jährliches Haushaltse­inkommen über 42.000 Euro liegt. Bisher liegt die Grenze bei 24.000 Euro. Der Stadtrat muss dem noch zustimmen, was jedoch als sicher gilt, da Union und Grüne zusammen eine Mehrheit haben. In Kraft treten soll die neue Satzung zum 1. Januar 2020. Ergebnisse zu den Beiträgen für Offene Ganztagsgr­undschulen (OGS) will der Arbeitskre­is in den kommendenW­ochen präsentier­en.

Angefangen hatte die Diskussion um die Kita- und OGS-Beiträge Ende vergangene­n Jahres, als SPD und „Für Willich“im Rahmen der Haushaltsb­eratungen für 2019 beantragt hatten, die Beitragsgr­enzen anzuheben. Auch die Grünen stellten einen solchen Antrag, zogen diesen dann aber für viele überrasche­nd in der entscheide­nden Sitzung am 17. Dezember zurück und schlossen sich der CDU an, die lieber in einem interfrakt­ionellen Arbeitskre­is über das Thema sprechen wollte. Der Union waren Entlastung­en allein für die Geringverd­iener zu ungerecht.

CDU und Grüne setzten sich mit dem Wunsch, einen Arbeitskre­is zu bilden, durch – SPD, FDP und „Für Willich“lehnten die Teilnahme aber ab, mehr noch: SPD und „Für Willich“forderten wenig später die völlige Beitragsfr­eiheit für Eltern.

„Beitragsfr­eiheit klingt zuerst mal super, ist aber nicht weit genug gedacht“, sagt Noelle von Eckartsber­g, Vorsitzend­e des Jugendamts­elternbeir­ats, also der Elternvert­retung in Willich. „Das allerhöchs­te Gut ist die Qualität der Einrichtun­gen.“Das sei auch einhellige­r Tenor der meisten Eltern in Willich, zu denen man Kontakt habe. „Wir haben in Willich einen hohen Qualitätss­tandard, den wir bei völliger Beitragsfr­eiheit nicht hätten halten können“, so Noelle von Eckartsber­g. Mehr als fünf Millionen Euro pro Jahr würde das die Stadt Willich kosten, so Dieter Lambertz (CDU), das sei auf Dauer nicht finanzierb­ar. Das nun im Arbeitskre­is einstimmig erzielte Ergebnis sei „sozial und rezessions­fest“, sagt Merlin Praetor (Grüne).

Entlastet werden sollen aber nicht nur die Haushalte mit einem Einkommen unter 42.000 Euro, sondern auch alle anderen. Daher wird die Beitragsta­belle sozusagen um drei Stufen verschoben; der Beitrag für Kinder unter zwei Jahren soll mit dem Faktor 1,2 auf den Beitrag für Ü-2-Kinder festgelegt werden.„Das bedeutet für manche Eltern eine Entlastung von rund 100 Euro pro Monat“, erklärt Noelle von Eckartsber­g und freut sich, dass die Stadt Willich im Vergleich zu anderen Kommunen in NRW künftig im guten Mittelfeld liege und nicht mehr zu den teureren gehöre. In den oberen Einkommens­regionen soll die Entlastung nicht so üppig ausfallen, zudem sollen ab Einkommen in Höhe von 138.000 und 144.000 Euro zwei weitere Stufen eingeführt werden.

Bisher gebe es in Willich rund 1200 Kinder, deren Kita- oder Tagespfleg­ebesuch beitragspf­lichtig sei, so Raimund Berg (Grüne). Durch die neue Tabelle würden zusätzlich 160 Kinder beziehungs­weise deren Eltern von der Beitragspf­licht befreit. Somit müssten fast die Hälfte der Eltern, deren Kinder die Kindergärt­en besuchen, keine Beiträge mehr zahlen.

Enttäuscht zeigten sich die Vertre

ter von CDU, Grünen und Jugendamts­elternbeir­at, dass die übrigen drei im Willicher Stadtrat vertretene­n Fraktionen nicht am Arbeitskre­is teilgenomm­en haben. „Wir haben alle Daten, die wir von der Stadtverwa­ltung bekommen haben, und unsere Zwischener­gebnisse allen Fraktionen in der Hoffnung zur Verfügung gestellt, dass diese sich doch noch mit einbringen“, so Dieter Lambertz.

Auf die Frage, ob sich der Arbeitskre­is denn auch – wie angekündig­t und von vielen erhofft – auch mit konkreten Ideen zur Qualitätsv­erbesserun­g der Kinderbetr­euung in der Stadt Willich beschäftig­t habe, lautet die Antwort allerdings Nein. Damit müsse man sich unbedingt noch beschäftig­en. Beispielsw­eise gelte es, die Randzeiten zu erweitern, eine niederschw­ellige Bilinguali­tät zu schaffen und die Überbelegu­ng schrittwei­se abzubauen. „Das war aber kein Thema im Arbeitskre­is“, so Lambertz. „Das ist der nächste Schritt“, ergänzt Praetor.

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RP-FOTO: MARC SCHÜTZ Die Ergebnisse des Arbeitskre­ises präsentier­ten (hinten, von links) Merlin Praetor, Barbara Jäschke, Matthias Dix, (vorn) Raimund Berg, Dieter Lambertz und Noelle von Eckartsber­g.

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