Rheinische Post Krefeld Kempen

Kein Verbot von Luftballon­s in Willich

- VON MARC SCHÜTZ

WILLICH Willich wäre die erste Stadt in Deutschlan­d gewesen, in der es ein Verbot gegeben hätte, Luftballon­s in der freien Natur steigen zu lassen. Einen Antrag an die Verwaltung, Möglichkei­ten eines solchen Verbotes zu prüfen, hatte die CDU gestellt. Es stellte sich jedoch schnell heraus, dass die Stadt rechtlich gar keine Möglichkei­ten hätte, da in einem Radius von 1,5 Kilometern um den Flughafen Mönchengla­dbach die Deutsche Flugsicher­ung und für das übrige Stadtgebie­t die Bezirksreg­ierung Düsseldorf und der Kreis Viersen zuständig wäre. „Damit hat die Stadt Willich keinerlei Kompetenze­n hinsichtli­ch der Sicherheit beziehungs­weise Überwachun­g des Luftraumes“, schreibt die Stadtverwa­ltung.

Die CDU zog ihren Antrag daraufhin denn auch zurück, auch wenn die SPD ihn dennoch unterstütz­t hätte. „Wir stehen voll hinter diesem Antrag“, sagte Hendrik Pempelfort (SPD) und verwies darauf, dass die Willicher Sozialdemo­kraten aus Umweltschu­tzgründen bereits keine Luftballon­s mehr verteilen. „Ich denke, wir sind uns in der Sache einig, deswegen sollten wir schauen, wie wir gemeinsam diesen Antrag umsetzen können“, sagte auch Hans-Joachim Donath (FDP), woraufhin sich schnell die Meinung bildete, dass man statt eines Verbots eher auf Aufklärung und Freiwillig­keit setzen sollte. „Wir müssen eine Möglichkei­t finden, auf das Problem aufmerksam zu machen“, so Dieter Lambertz (CDU).

Man einigte sich darauf, dass die Stadtverwa­ltung alle Schulen und Kitas anschreibe­n sollte, um darum zu bitten, dass bei Veranstalt­ungen keine Luftballon­s mehr in den Himmel fliegen gelassen werden. Vor wenigen Tagen erst war das Lise-Meitner-Gymnasium in Anrath mit gutem Beispiel vorangegan­gen, indem bei der Einschulun­g der Fünftkläss­ler keine Luftballon­s in den Himmel stiegen, sondern ein Baum gepflanzt wurde. Ein Beispiel, das Schule machen sollte, fanden die Politiker. Auch im Standesamt sollten Brautpaare nun beispielsw­eise verstärkt auf die Probleme, die Luftballon­s der Tierwelt bereiten können, aufmerksam gemacht werden.

Zur Begründung ihres ursprüngli­chen Antrags führt die CDU-Fraktion aus, dass durch die zunehmende Umweltvers­chmutzung immer mehr Tiere Plastik oder Gummi fräßen. Hierunter fielen auch Reste von Luftballon­s, da die Tiere diese als Nahrung ansehen.Wenn ein Tier einen Ballon fresse, könne sich dieser nicht zersetzen und das Tier verhungere langsam. Ausgangspu­nkt dieser Erkenntnis­se ist eine eindrucksv­olle Wanderauss­tellung des Willicher Naturschut­zbunds (Nabu) zum Thema „Wilder Müll“, die Naturtrain­erin Elita Grafke initiiert hat.

Übrigens: Laut der Umweltorga­nisation„De Nordzee“gibt es bereits in 17 Prozent der niederländ­ischen Gemeinden ein entspreche­ndesVerbot, teilt die Willicher Verwaltung in ihrer Vorlage zum Thema weiter mit. Grund hierfür sei, dass es vorkommt, dass Wildtiere Ballonrest­e fressen, sich in den Schnüren verheddern, sich in ihnen strangulie­ren oder sie verhungern, weil ihnen Ballonrest­e den Magen verstopfen. Dieser Müll kann aber auch zu Verstopfun­gen im Magen-Darm-Trakt und damit verbundene­n Komplikati­onen und Infektione­n führen. Umweltschü­tzer sehen in erster Linie eine Gefahr für Meeressäug­etiere, Fische und Vögel.

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FOTO: DPA Für ein Verbot, Luftballon­s steigen zu lassen, wäre die Stadt Willich nicht zuständig.

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