Rheinische Post Krefeld Kempen

Transhuman­isten-Ulk im „Tatort“

Kommissari­nDer Fall aus Ludwigshaf­enLena Odenthal ist bekommters­t philosophi­sch,es im „Tatort“dann mit albern futuristis­chen– eine schwierige Eingriffen Mischung.zu tun.

- VON CHRISTIAN SIEBEN

LUDWIGSHAF­EN Im neuen „Tatort“aus Ludwigshaf­en wird es philosophi­sch. Zumindest zeitweise. In einer Spezialkli­nik forscht der aufstreben­de Professor Bordauer (Sebastian Bezzel) an neuesten medizinisc­hen Methoden. Er heilt Depression­en mit Implantate­n im Gehirn, baut künstliche Skelette für Gelähmte und will Menschen unsterblic­h machen, indem er Bio-Daten in riesigen Clouds speichert. In den Fokus der Polizei gerät die Klinik, als in der Nähe ein querschnit­tsgelähmte­s Unfallopfe­r spurlos schwindet. Der junge Mann hatte zuvor verzweifel­t versucht, beim Professor behandelt zu werden. Um das Geld dafür aufzutreib­en, hatte der Patient einen befreundet­en Autohändle­r Ali (herrlich schmierig: Gregor Bloéb) erpresst.

Hat Ali seinen Erpresser getötet und die Leiche verschwind­en lassen? Oder wurde das Opfer doch in der Klinik behandelt, und die Behandlung ging schief? Als kurze Zeit später auch noch eine junge Ärztin tot aufgefunde­n wird, sind sich die Ermittleri­nnen Odenthal (Ulrike Folkerts) und Stern (Lisa Bitter) sicher: Irgendwas läuft da in der Klinik von Professor Bordauer ziemlich aus dem Ruder.

Der Film von Regisseur Tom Bohn greift aktuelle Debatten über die Grenzen der Medizin auf. Im Mittelpunk­t steht die sogenannte Transhuman­ismus-Forschung. Dabei versuchen Forscher aus diversen Fachrichtu­ngen, die geistigen und körperlich­en Grenzen des Menschen durch den Einsatz von Technik Schritt für Schritt zu erweitern. Kritiker bemängeln jedoch, dass es dieser Forschung vielfach an ethischen Grundlagen mangelt. Tatsächlic­h läuft alles auf die Frage hinaus: Darf der Mensch versuchen, seine menschlich­e Natur zu überwinden?

Trotz des spannenden Themas bleibt „Maleficius“unter seinen Möglichkei­ten. Das hat mehrere Gründe: Dem immer noch jugendlich wirkenden Sebastian Bezzel (vielen noch bekannt aus dem Bodensee-„Tatort“) nimmt man die Rolle des Wissenscha­ftlers ohne Gewissen nur bedingt ab. Auch einige Nebenrolle­n sind seltsam besetzt. Tim Ricke etwa spielt Alis rechte Hand Wolfi. Der Bodybuilde­r war bislang vor allem in Reality-Formaten wie „Die Trovatos“oder „Krass, Schule“zu sehen. Nichts gegen den Duisburger, aber für den Sonntagabe­nd könnten die Macher vielleicht auf erfahrener­es Personal zurückgrei­fen. Eine schöne Überraschu­ng ist indes der Auftritt von Heinz Hoenig, der als Klinikpfar­rer einige starke Szenen hat. Wobei man dem 67-Jährigen bessere Dialoge gewünscht hätte. Seinen besten Satz „Der größte Trick, den der Teufel je gebracht hat, war die Welt glauben zu lassen, es gäbe ihn gar nicht“muss er daher gleich zweimal sagen. Geklaut ist er natürlich auch noch.

Und dann ist da noch das actionreic­he Ende von „Maleficius“, das wir hier natürlich nicht verraten, aber auch nicht verschweig­en können. Es gerät nämlich albern und slapstickh­aft. Gegen 21.35 Uhr wird dieser Krimi daher endgültig zur Ulk-Veranstalt­ung. Schade.

„Tatort: Maleficius“, Das Erste, So., 20.15 Uhr

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FOTO: DPA ?? Kommissari­n Lena Odenthal (Ulrike Folkerts) am Fundort der zweiten Leiche.
FOTO: SWR/SABINE HACKENBERG FOTO: DPA Kommissari­n Lena Odenthal (Ulrike Folkerts) am Fundort der zweiten Leiche.

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