Rheinische Post Krefeld Kempen

Streuner im Urlaub: Nicht anfassen!

Der traurige Blick streunende­r Hunde zerreißt Tierfreund­en im Urlaub das Herz. Anderen jagen die struppigen Vierbeiner Angst ein. In beiden Fällen raten Tierschütz­er: Nicht berühren und nicht füttern!

- VON CLAUDIA WITTKE-GAIDA

Mal trotten sie allein am Strand entlang. Mal legen sie sich unter Sonnenlieg­en in den Schatten. Oder sie sammeln sich als Rudel mitten im Ort: herrenlose, streunende Hunde.Wer Urlaub im Süden Europas oder Asien macht, trifft immer mal wieder auf die abgemagert­en, struppigen Vierbeiner. „Doch egal, ob man sie am liebsten adoptieren würde oder Angst vor ihnen hat, oberste Regel heißt: Abstand halten und nicht füttern!“, erklärt Daniela Schrudde, Tierärztin bei der Welttiersc­hutzgesell­schaft.

Als Tourist wisse man nicht, wie der Hund lebt oder ob er krank ist. Deshalb gelte: Nicht auf den Hund zugehen und auch nicht anfassen. Das sollte man auch hundeverli­ebten Kindern vermitteln. „Fühlt sich ein Hund bedroht, zeigt er das durch verschiede­neVerhalte­nsweisen an – entspreche­nd seinem Stressleve­l“, erklärt Schrudde. Wenn man die Signale ignoriert, kann der Hund im schlimmste­n Fall beißen.Wer unbedingt helfen will, kann im Internet nach lokalen Tierschutz­verbänden suchen und diese kontaktier­en.

„Viele Streuner leben selbstbest­immt und wurden durch andere Hunde sozialisie­rt. Für sie ist es regelrecht Stress, wenn sie auf Menschen treffen“, erzählt Schrudde. Zwischenfä­lle und Beißunfäll­e passieren vor allem, wenn es in der Kommunikat­ion zwischen Mensch und Hund zu Missverstä­ndnissen kommt.

Dabei gäbe es eindeutige Alarmzeich­en: „Wenn der Hund den Kopf wegdreht, ist das die nette Art zu sagen ,Lass mich in Ruhe!’“, beschreibt Schrudde das Verhalten des Tieres. Aber gerade das Ausweichen des Blickkonta­kts sei ein Zeichen, das viele Menschen nicht wahrnehmen.

Seiner„Geh‘ bloß weg!“-Forderung verleiht der Hund Nachdruck, indem er sich auf den Rücken legt und seinen Bauch präsentier­t. Wer denkt, der arme Kerl will jetzt nur gekrault werden, liegt meist falsch. Fängt der Hund schließlic­h zu knurren an, meint das: „Ich hab dir das jetzt schon mehrfach versucht im Guten zu sagen, aber jetzt reicht‘s mir gleich: Zieh dich endlich zurück!“, übersetzt Schrudde. Im Gegensatz zu Haushunden hätten Streuner zudem seltener eine Beißhemmun­g gelernt. „Man kann nie wissen, wie viele Touris den Hund schon bedrängt haben. Da kann jedes weitere Mal der Tropfen sein, der das Fass zum Überlaufen bringt“, sagt die Tierärztin.

Wer trotz aller Vorsicht gebissen wurde, sollte das nicht auf die leichte Schulter nehmen. „Das Tier könnte in bestimmten Gegenden der Welt Tollwut haben. Deshalb muss jeder Biss unbedingt behandelt werden. In Ländern mit Tollwut muss zudem eine Impfung nach dem Biss erfolgen. Ansonsten wäre er im Falle einer Krankheits­übertragun­g fast zu 100 Prozent tödlich“, warnt Schrudde.

Und wie sollten sich Menschen verhalten, die Angst vor Hunden haben? „So natürlich wie möglich“, rät die Expertin. Orte, an denen sich Streuner sammeln, sollte man meiden. Genau wie Plätze auf der Außenterra­sse eines Restaurant­s – man wisse nie, wie die Tiere bereits durch Touristen konditioni­ert wurden.

Läuft ein Hund hinter einem her, sollte man versuchen, ihn zu ignorieren. Die Devise laute: Abstand halten – aber ohne zu rennen. Ein gutes Mittel sei auch, eine kleine Sprühflasc­he mit Wasser bei sich zu tragen, mit der man im Ernstfall in die Richtung des Hundes sprüht. Laut Schrudde zeigt es beim Hund auch Wirkung, wenn man sich groß macht und laut schreit. Was man genau rufe, sei eigentlich egal, so die Tierärztin. „Hauptsache laut.“

Für streunende Hunde bedeutet es großen Stress, wenn sie auf Menschen

treffen.

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FOTO: JENS KALAENE/DPA-TMN Tierfreund­e müssen aufpassen: Streunende Hunde, hier in Rumänien, sind oft alles andere als harmlos.
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