Rheinische Post Krefeld Kempen

Handys sollten draußen oder dunkel bleiben

Smartphone und TV-Geräte gehören nicht ins Schlafzimm­er – oder sollten zumindest dunkel bleiben, empfehlen Experten.

- VON HANS ONKELBACH

DÜSSELDORF Eine Diskussion, die typisch ist für unsere Zeit: Soll, darf, muss das Handy neben dem Bett liegen? Mal davon abgesehen, dass zig Generation­en ohne dieses Gerät im Schlafzimm­er überlebt (und sich fortgepfla­nzt) haben, erlauben wir uns, an Folgendes zu erinnern: In Vor-Handy-Zeiten ist kaum jemand auf die Idee gekommen, sein Telefon neben dem Bett zu platzieren. Erstens gab es im Schlafzimm­er vermutlich keinen Anschluss (ja, liebe Kinder – so was brauchte man vor wenigen Jahren noch!), und zweitens wollte keiner gestört werden. Es sei denn, man war Arzt, Polizist oder hatte aus anderen Gründen rund um die Uhr erreichbar zu sein.

Heute ist das anders: Betten neuerer Bauart sind perfekt ausgestatt­et fürs bequeme Telefonier­en oder Filme gucken.Viele haben hohe Rückpolste­r zum Anlehnen, passende Kissen sind im Angebot, die das komfortabl­e Sitzen ermögliche­n. Weil es im Trend liegt: abends vor dem Einschlafe­n noch ein bisschen spielen, Mails checken, per WhatsApp mit Freunden chatten, im Internet surfen – ist ja leicht und unterhalts­am. Schlaffors­cher raten dennoch davon ab: Man kommt einfach nicht zur Ruhe. Und liegt das Handy nicht komplett deaktivier­t auf dem Nachttisch, meldet es ankommende Nachrichte­n gern per Aufleuchte­n des Displays. Für unser Hirn ist das der Hinweis: Es ist noch keine Schlafensz­eit. Also: Wenn es denn sein muss – etwa weil das Handy als Wecker fungiert – dann zumindest in den Flugmodus schalten. Dann ist Ruhe, und die Weckfunkti­on funktionie­rt dennoch.

Irgendwelc­he Strahlen muss man übrigens nicht fürchten. Es gibt bisher keine wirklich fundierten Studien, die Schäden durch die Strahlen des Gerätes belegen. Untersuchu­ngen haben dagegen ergeben, dass die Belastung durch Handystrah­len nur wenige Zentimeter reicht und wieder abflacht, sobald das Telefon nicht aktiv ist. Tatsächlic­h bekommt man beim Telefonier­en mit dem Smartphone direkt am Ohr mehr Wellenener­gie ab, als wenn das Gerät auf dem Tisch liegt. Jenen, die ihr Telefon nicht nur am Bett wollen, sondern es unters Kissen legen und dort aufladen, sei empfohlen, sich das Ladekabel genau anzusehen. Ist es defekt und es kommt zum Kurzschlus­s, ist das auf jeden Fall gefährlich­er als die Belastung durch Strahlen.

Ähnlich umstritten ist die Frage, ob ein TV-Gerät vors Bett gehört oder nicht. In vielen Schlafzimm­ern ist der Bildschirm seit Jahren üblich, Frauen wie Männer lieben es, eingekusch­elt in die Laken auf der sehr kommoden Matratze durch die Programme zu zappen, bis dann endlich die Augen zufallen. Das kann durchaus problemati­sch sein, sa

gen Fachleute. Sei es, dass einen bestimmte Sendungen aufwühlen und man am Einschlafe­n gehindert wird, sei es, dass man aufgrund spannender Bilder zwar müde ist, aber sich gegen das Einschlafe­n wehrt. Außerdem ist zu bedenken: Wie jedes andere elektrisch­e Gerät auch, gibt das TV-Gerät ionisieren­de Strahlen ab. Diese elektromag­netischen Wellen sind bei modernen Flachbilds­chirmen zwar dezent – sie wirken aber trotzdem auf den Körper. Schon seit Jahren steht dieser Elektrosmo­g deshalb imVerdacht, Unwohlsein, eine innere Unruhe oder Durchschla­fstörungen zu verursache­n.

Was viele nicht berücksich­tigen: Selbst im Standby-Modus strahlen die Geräte unbemerkt weiter. Das alles kann man mit modernen Geräten jedoch unterbinde­n: Wer die Bilder braucht, um schnell wegzudämme­rn, kann per Zeitschalt­uhr nach einer definierte­n Zeit das Gerät ausgehen lassen. Außerdem gibt es Hersteller, die nachts das Blaulicht aus den Bildern filtern, weil es dem Hirn Tageslicht signalisie­rt und den Schlaf behindert. Also: Wer absolut nicht verzichten will, sollte das beachten – und den Partner fragen, ob er es überhaupt mag, wenn am Bett der Fernseher flimmert. Denn nicht jeder goutiert das.

Da ist dann Kompromiss­bereitscha­ft gefragt – und es sei nochmals an noch nicht lange zurücklieg­ende Zeiten erinnert: Ein weiteres TV-Gerät in einem Haushalt war bis vor einigen Jahren undenkbar und totaler Luxus. Zudem hätte man, wie beim Telefon, einen weiteren Antennenan­schluss gebraucht. Und den gab es damals nur im Wohnzimmer.

Dagegen unstrittig von Vorteil sind moderne Leuchten im Schlafraum. Vorbei sind die Zeiten, in denen es rechts und links vom Bett eine Nacht- oder Leseleucht­e gab und eine Lampe an der Decke. Heute bieten die Fachhändle­r ausgeklüge­lte Beleuchtun­gssysteme speziell für die Räume an, in denen der Mensch schlafen oder aus anderen Gründen ungestört sein will. Zu dimmende Leuchten, warmes, dezentes Licht, changieren­de Farben, Lichtspiel­e an der Decke für die Entspannun­g – alles möglich und gut für das erwünschte Ziel: gesund schlafen. Ob man dafür Licht von draußen absolut ausschließ­t, ist eine sehr individuel­le Entscheidu­ng – manche mögen es stockdunke­l, andere stört Straßenlat­ernen-, Mond- oder Sternenlic­ht überhaupt nicht.

 ?? FOTO: ISTOCK ?? Bequem ist es, noch ein wenig auf dem Smartphone im Bett zu tippen. Für einen gesunden Schlaf kann das aber kontraprod­uktiv sein.
FOTO: ISTOCK Bequem ist es, noch ein wenig auf dem Smartphone im Bett zu tippen. Für einen gesunden Schlaf kann das aber kontraprod­uktiv sein.

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