Rheinische Post Krefeld Kempen

Meyer: „Krefelds Innenstadt darf kein rechtsfrei­er Raum sein“

Die Kosten für einen Drogenkons­umraum liegen zwischen 500.000 und 1,4 Millionen Euro. Wo ein solcher Raum eingericht­et werden könnte, ist unklar.

- VON JOACHIM NIESSEN

Die Verwaltung zieht Zwischenbi­lanz: 2018 stellte Oberbürger­meister das Konzept „Handeln und helfen“für Krefeld vor, am 28. Juni vergangene­n Jahres wurde es vom Rat verabschie­det. „Wir haben nach etwas mehr als zwölf Monaten viel erreicht“, zeigt sich der Verwaltung­schef zufrieden. Von 17 angekündig­ten Maßnahmen seien 13 umgesetzt und vier in der Umsetzungs­phase. „Die Sanierung des Haushalts ist fast abgeschlos­sen, er ist seit 25 Jahren wieder ausgeglich­en, Investitio­nen in Schulen, Straßen und Radwege werden getätigt, die Innenstadt wird aufgewerte­t, Krefeld als Wirtschaft­sstandort wird attraktive­r. Wir sind eine wachsende Stadt mit vielfältig­em kulturelle­n Reichtum“, so der Oberbürger­meister. Doch es gibt auch weiterhin Aufgaben. „Die anhaltende Diskussion um Ordnung, Sauberkeit, und Sicherheit, insbesonde­re in der City ist noch nicht beendet“, erklärt der Verwaltung­schef. „Die Krefelder Innenstadt darf kein rechtsfrei­er Raum sein. Man muss hier konsequent sein. Allerdings ist auch zu berücksich­tigen, dass wir es hier mit kranken Menschen zu tun haben.“

Das Paket, mit dem sich die Verwaltung beschäftig­t, ist umfangreic­h:

- Drogenszen­e am Theaterpla­tz - öffentlich­er Alkoholkon­sum -Vandalismu­s und Schmierere­ien - mangelnde Sauberkeit - Problem-/Schrottimm­obilien - Sicherheit in Parkhäuser­n - Angst vor Kriminalit­ät

„Wir haben jedoch schon einiges umgesetzt“, erklärt Ordnungsde­zernent Ulrich Cyprian. „Weitere Dinge sind in Planung.“So soll der kommunale Ordnungsdi­enst um elf auf 28 Stellen aufgestock­t werden. In den Parkhäuser­n wird verstärkt kontrollie­rt, Schrottimm­obilien werden gemeinsam mit Polizei und Zoll überprüft. Die „mobile Wache“, die seit 2018 auf dem Theaterpla­tz steht, soll im Seidenwebe­rhaus einen festen Standort erhalten. Nach Aussage von Cyprian ist noch nicht abschließe­nd geklärt, ob ein Alkoholver­bot auf dem Theaterpla­tz umzusetzen sei. „Ich würde das begrüßen“, ergänzt Oberbürger­meister Meyer, „allerdings muss eine solche Entscheidu­ng auch juristisch belastbar sein.“

Ebenfalls offen ist die Frage zum Standort eines Drogenkons­umraums. „Die Situation ist schwierig, wir haben uns in Nachbarstä­dten informiert, die einen solchen Raum bereits haben“, sagt Sozialdeze­rnent Thomas Visser. So liegen die Kosten für eine solche Einrichtun­g zwischen 500.000 und 1,4 Millionen Euro. Wo ein solcher Raum installier­t werden könnte, ist unklar. „Wir haben dieses Thema bewusst noch nicht angepackt“, so Visser. „Natürlich werden in diesem Punkt kontrovers­e Diskussion­en auf die Verwaltung zukommen.“Experten raten, dass die Stadt auf die betroffene­n Menschen zugehen soll. „In Düsseldorf ist die Einrichtun­g in der Nähe des Hauptbahnh­ofs angesiedel­t worden. Das erweist sich dort als richtig“, ergänzt der Beigeordne­te. Richtig ist aber auch, dass es sich nicht nur um einen„Raum“handelt, sondern die Menschen gleichzeit­ig eine zusätzlich­e Betreuung und Begleitung erfahren. Visser: „Rein rechtlich bewegen wir uns hier in einer Grauzone. Es geht am Ende um förmliche Verabredun­gen mit Polizei und Staatsanwa­ltschaft, eine solche Einrichtun­g zu dulden.“Bis Mitte 2020 will die Verwaltung der Politik ein Konzept zur Entscheidu­ng vorlegen.

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FOTO: NN Sozialdeze­rnent Thomas Visser, Ordnungsde­zernent Ulrich Zyprian und Oberbürger­meister Frank Meyer (v.l.) sprachen über Sicherheit in Krefeld.

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