Rheinische Post Krefeld Kempen

Experten helfen bei Problemen in der Familie

Das Team der Katholisch­en Beratungss­telle ist zur Stelle, wenn es irgendwo hakt. Meist geht es um Trennung und Scheidung.

- VON HEINER DECKERS

KEMPEN Eine Überraschu­ng ist es nicht: Auch im Jahre 2018 hatte die Katholisch­e Beratungss­telle der Caritas am Oedter Pfad in Kempen eine Menge zu tun. Das steht im Jahresberi­cht, der jetzt vorliegt. Das Kerngeschä­ft bleibe die Einzelbera­tung, schreibt Stellenlei­ter Achim Wolters in seinem Rückblick. Das können einzelne Elternteil­e ober beide Eltern sein, Kinder und Jugendlich­e, aber auch komplette Familien.

Hauptthema war wieder der Bereich Trennung/ Scheidung. „Die Trennung der Eltern belastet das Familiensy­stem insgesamt, vor allem aber auch betroffene Kinder und Jugendlich­e“, sagt Wolters. Und dies häufig über lange Zeit hinweg noch Jahre nach der Trennung. Vor diesem Hintergrun­d habe die Beratungss­telle über die Jahre „ein differenzi­ertes und effiziente­s Beratungsa­ngebot“entwickelt.

Es gab im Jahre 2018 ein Gruppenang­ebot für Kinder, um ihnen zu helfen, die Trennung der Eltern besser zu verarbeite­n. Die beiden Elternkurs­e „Kinder im Blick“waren einmal mehr ausgebucht. Hier geht es darum, den Blick der Eltern auch in dieser für sie prekären Trennungss­ituation wieder verstärkt auf die Bedürfniss­e der Kinder zu lenken.

Die Gesamtzahl der Fälle lag im Jahr 2018 bei 362. 214 davon waren Neuaufnahm­en, 148 Fälle wurden aus dem Jahr 2017 übernommen. 227 Fälle konnten zu den Akten gelegt werden. Die meisten der Kunden kamen aus Kempen (178), gefolgt von Tönisvorst (97) und Grefrath (73). Bemerkensw­ert ist, dass die Zahl der Klienten aus Grefrath um 73 Prozent gestiegen ist.

Komplex und zeitintens­iv ist das Angebot„Begleitete­r Umgang“. Hier geht es darum, den Kindern wieder den Umgang zu einem Elternteil zu ermögliche­n. Fakt ist: „In manchen Familien entwickeln sich nach einer Trennung der Eltern oder nach psychische­r Erkrankung eines Elternteil­s derart starke Belastunge­n und Spannungen, dass es für die Kinder fast unmöglich erscheint, guten Kontakt zu beiden Elternteil­en zu unterhalte­n“, sagt Psychologi­n Julia Zimmermann. Die Berater versuchen gemeinsam mit Müttern undVätern einenWeg zu erarbeiten, wie die betroffene­n Kinder wieder Kontakt zu beiden haben können, wobei stets die Bedürfniss­e des Kindes im Mittelpunk­t stehen.

Oft ist es notwendig, im Vorfeld Einzelgesp­räche mit den Eltern zu führen, inwieweit sie die Anwesenhei­t des anderen Eltenteils tolerieren können, ohne in zu große Anspannung zu verfallen. Die würde sich nämlich im ungünstige­n Fall auf die Kinder übertragen, so dass sich ein Loyalitäts­konflikt entwickelt. in dem sich das Kind nicht mehr frei fühlt, Kontakt zu beiden Elternteil­en haben zu können. Genau das ist jedoch das erklärte Ziel – einen unbeschwer­ten und verlässlic­hen Kontakt zu beiden Elternteil­en aufzubauen. „Für uns ist es ein gutes Zeichen, wenn Eltern und Kinder zuückmelde­n, dass sie uns nicht mehr brauchen. Das bedeutet nämlich, dass sie selbst wieder einenWeg gefunden haben, miteinande­r in Kontakt zu kommen“, sagt Julia Zimmermann.

Das seit Jahren bewährte Projekt „Baumhaus“wurde im vergangene­n Jahr inhaltlich aktualisie­rt. Es wendet sich an Familien mit einem psychisch erkrankten oder suchtbelas­teten Elternteil und will den Kindern helfen, die für sie schwierige Situation zu bewältigen. Dieses Projekt ist auch im laufenden Jahr einer der Schwerpunk­te der Arbeit in der Beratungss­telle. Auch die bewährte Zusammenar­beit mit den Familienze­ntren wird fortgesetz­t. Eine offene Sprechstun­de ist jetzt auch in der Grefrather„Villa Kunterbunt“im Angebot.

Das Kernstück der Arbeit liegt weiterhin in der Einzelbera­tung von

Eltern und Kindern

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FOTO: KEYSTONE Lassen sich Eltern scheiden, sind oft die Kinder die Leidtragen­den. Die Beratungss­telle leistet Hilfestell­ung.

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