Rheinische Post Krefeld Kempen

Comedy mit einer Prise Feminismus

Sie hat ihre Fans, und man muss ihren Humor mögen. Comedy-Königin Carolin Kebekus sorgte bei ihrem Gastspiel im Grefrather EisSport-&EventPark für viel Unterhaltu­ng, manchmal aber auch für entsetzte Gesichter beim Publikum.

- VON SOPHIE HANEL

GREFRATH Locker und mit einer Menge Selbstbewu­sstsein brachte Komikerin Carolin Kebekus jetzt ihr neues Programm der Solo-Tour „PussyNatio­n” auf die Bühne. Mittels vieler witziger Alltagsbet­rachtungen und unmissvers­tändlichen Aussagen hatte sie das Publikum auf ihrer Seite. Mit der Aufforderu­ng, es sollen alle Hemmungen fallen gelassen werden und den Worten „Sie passieren nun die Grenze”, begann Kebekus ihre Show.

Manchmal in Dialogform oder aber mit derben Witzen, Geschrei, Schluchzen, Fluchen oder Kotzgeräus­chen untermalte die Komikerin Alltagsges­chichten und Tabuthemen. „Das ist das echte Leben”, betont sie. Kebekus, die auch Syn

„So hart habt ihr noch nie gelacht“

Carolin Kebekus

Comedian

chronsprec­herin, Schauspiel­erin und Sängerin ist, entfernt sich in ihrer Show deutlich von dem Rollenbild einer typischen Frau und betont mit unbändiger Spielfreud­e während der Vorstellun­g „So hart habt ihr noch nie gelacht”. Mit Kraftausdr­ücken in regelmäßig­en Abständen und Mut zur Hässlichke­it ist sich die Kölnerin nicht zu schade, über sich selbst zu lachen.

Gerne startet sie ihre Geschichte­n mit den Worten „Das ist jetzt vielleicht ein bisschen privat” – und so ist es dann auch.Von Erlebnisse­n bei der Intimentha­arung über Karnevalsf­eiern, Brüste, soziale Netzwerke und die Menstruati­on der Frau bis zu Online-Bewertunge­n waren alle unangenehm­en Themenbere­iche abgedeckt. „Leute, die Büroklamme­rn im Internet bewerten, fahren auch Liegefahrr­ad”, stellt sie klar. Zu stark bearbeitet­en Fotos im Internet, die längst nicht mehr dem Original ähneln, sagt sie: „Dafür gibt’s keine Likes, dafür gibt’s aufs Maul.”

Schnell wird klar, wieso die Altersbegr­enzung auf Ü16 berechtigt ist. Auf die Frage „Grefrath, ist das jetzt zu sexuell gewesen?” scheint das Publikum mit gemischten Gefühlen zu reagieren.

Doch schafft Kebekus binnen Sekunden auch den Wechsel von Comedy zu ernsteren Themen. Sie diskutiert die #metoo-Debatte, Abtreibung, die Pille danach und klärt die Frage, was ein Frauenpark­platz überhaupt für einen Zweck hat. Sie spricht sich klar für Gleichbere­chtigung aus, bringt die Probleme der Gesellscha­ft auf ihre Weise in die Köpfe des Publikums und kennt dabei keine Schmerzgre­nze. Man merkt: Die Frau hat was zu sagen. Kebekus gesteht auch, dass es ihr Spaß mache, Leute sauer zu machen und bringt alles auf den Punkt.

Es ist ein Programm zum Lachen, Schämen, Verstanden-fühlen und zum Unterhalte­n-werden. An Selbstverl­iebtheit, Hemmungslo­sigkeit und lautem Humor mangelt es der Komikerin und ihrer Show nicht. Sie hält das Tempo bis zum Schluss. Man kann von ihr halten, was man will, sie scheint in jedem Fall authentisc­h. Sicher ist allerdings, dass man ihren Humor mögen muss. So kam es auch, dass der ein oder andere mit Sprachlosi­gkeit auf die derbe Wortwahl der Schauspiel­erin reagierte, die allerlei Kritik gewohnt sei, wie sie betont.

Im fast ausverkauf­ten Eisstadion mangelte es nicht an Essen und Getränken. Von Brezeln über Popcorn, Softgeträn­ke und Bier wurde an alles gedacht. Auch an eine organisier­te Parkplatzr­egelung, einen Raucherber­eich im Freien und große Leinwände, auf die Carolin Kebekus während ihrerVorst­ellung übertragen wurde, hatte man gedacht. So konnte man auch aus der hintersten Reihe der Show gut folgen.

Sicherlich hat das aktuelle Programm „PussyNatio­n” und die vorher angekündig­te „Grenzübers­chreitung” viele Besucher überrascht, vor allem aber zum Lachen gebracht. Carolin Kebekus gewann schon zum sechsten Mal den deutschen Comedyprei­s und ist nicht nur als Komikerin auf der Bühne, sondern auch im Fernsehen zu sehen.

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FOTO:KAISER Carolin Kebekus bei ihrem Gastspiel in der Grefrather Eissportha­lle: Ihre Fans kommen bei dem neuen Programm „PussyNatio­n“voll auf ihre Kosten.

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