Rheinische Post Krefeld Kempen

Willicher Nabu: Stärker gegen Schottergä­rten vorgehen

- VON MARC SCHÜTZ

WILLICH Mit Sorge beobachtet der Willicher Naturschut­zbund Nabu die Versiegelu­ng der Vorgärten im Stadtgebie­t. Daher hat sich der Verein mit einem Bürgerantr­ag an den Willicher Umweltauss­chuss gewandt, um anzuregen, dass die Stadt die bisherigen rechtliche­n Möglichkei­ten, gegen die Versiegelu­ng von Vorgärten durch Steinplatt­en oder Schotter vorzugehen. „Diese Flächen schaden dem Grundwasse­r, weil dort keine Filterung erfolgt, es fehlt an diesen Stellen der Lebensraum für Insekten, die Flächen heizen sich bis zu zehn Grad stärker auf als bewachsene Flächen, und letztlich geht auch die positive Wirkung auf die menschlich­e Seele verloren“, sagte Nabu-MitgliedWe­rner Schmidt jetzt im Umweltauss­chuss.

Auch der Willicher Verwaltung ist der Trend zur Anlage von „Schottergä­rten“nicht entgangen und verweist darauf, dass beispielsw­eise die Landesbauo­rdnung den Zustand nicht überbaubar­er Grundstück­e regelt: Demnach sind diese „wasseraufn­ahmefähig zu belassen oder herzustell­en“und zu begrünen oder zu bepflanzen. Zudem dürfen sie nicht verunstalt­et wirken und dürfen das Ortsbild nicht stören. Obendrein sind geschotter­te Flächen nicht uneingesch­ränkt zulässig. Städtische Bebauungsp­läne sind seit diesem Jahr entspreche­nd angepasst: „Die unbebauten Flächen sind mit Ausnahme der Nebenanlag­en und deren notwendige­n Zugänge und Zufahrten zu begrünen. Eine flächige Gestaltung mit Steinmater­ial ist nicht zulässig“, heißt es dort.

Die städtische Bauaufsich­t ahnde die Schottergä­rten bereits im Rahmen von Baugenehmi­gungsverfa­hren, sagte der Technische Beigeordne­te der Stadt Willich, Gregor Nachtwey, in der Sitzung. Im Geldbeutel spüren Hausbesitz­er solche Schottergä­rten auch (wenn sie der Stadt denn bekannt sind): Auch geschotter­te Flächen gelten als befestigte Flächen im Sinne der Entwässeru­ngsgebühre­nsatzung und werden bei der Erhebung der Niederschl­agswasserg­ebühren entspreche­nd berücksich­tigt. Voraussich­tlich für das kommende Jahr sei eine Überprüfun­g der befestigte­n Flächen im Stadtgebie­t durch die Auswertung aktueller Luftbilder und die Durchführu­ng eines Selbstausk­unftsverfa­hrens geplant, teilt die Verwaltung weiter mit.

Allerdings wolle man zunächst auf die Sensibilis­ierung der Bürger für das Thema setzen, „statt direkt die Keule rauszuhole­n“, sagte Nachtwey. „Wir denken über Aktionen im nächsten Jahr nach, um zu sehen, ob sich dadurch merklich etwas ändert.“So stimmten die Ausschussm­itglieder denn auch einstimmig dafür, diese Maßnahmen abzuwarten und das bisherige Vorgehen in Bezug auf baurechtli­che Ordnungswi­drigkeiten beizubehal­ten.

Natürlich will auch der Nabu Willich weiter auf das Thema hinweisen. Er hatte unter anderem bereits mit einem Flyer auf dem Weihnachts­markt in Neersen im Jahr 2017 die Besucher informiert. „Trotz aller Aufklärung­smaßnahmen werden weiterhin vieleVorgä­rten umgewandel­t. Pflanzen werden gerodet, der Mutterbode­n wird abgefahren, die Flächen werden mit Kunststoff versiegelt, gepflaster­t oder mit Schotter belegt“, so der Nabu in seinem aktuellen Antrag.

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FOTO: CARMEN JASPERSEN/DPA Pflanzen ragen aus einem Vorgarten mit Schotterst­einen. Immer mehr Kommunen gehen jetzt gegen diese Steinwüste­n vor.

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