Rheinische Post Krefeld Kempen

Brechts Dreigrosch­enoper – erstmals verlegt in die Pathologie

Beziehungs­dramen als Fall fürs Leichensch­auhaus: Brechts offenbar unverwüstl­icher Klassiker spielt wohl erstmals in der Aufführung­sgeschicht­e des Stücks in der Pathologie.

- VON CHRISTINA SCHULTE

Zur Spielzeite­röffnung des Theaters erwartet die Zuschauer ein Klassiker: „Die Dreigrosch­enoper“von Bert Brecht mit der Musik von Kurt Weill kommt am Freitag, 20. Oktober 2019 auf die Bühne. Seine Uraufführu­ng hatte das Stück am 31. August 1928 zur Eröffnung des Theaters am Schiffbaue­rdamm, damals als Revue konzipiert, mit der viel Publikum begeistert werden sollte. Was auch gelang – seither ist „Die Dreigrosch­enoper“in unzähligen Versionen von Text- und Mu

„Der Tod ist immer präsent“

Helen Malkowsky Regisseuri­n der Krefelder Dreigrosch­en

oper

sikbaustei­nen und ebenso unzähligen Inszenieru­ngen gezeigt worden. Für das Gemeinscha­ftstheater ist es seit knapp 20 Jahren wieder soweit. Die Herangehen­sweise allerdings ist ungewöhnli­ch: Das Haus hat die Opernregis­seurin Helen Malkowsky dafür verpflicht­et. Sie hat hier schon die Opern „Mazeppa“,„Stifelio“, „Katja Kabanowa“und „Hamlet“in Szene gesetzt.

In der Arbeit mit Sängern und der Arbeit mit Schauspiel­ern sieht Helen Malkowsky einen Unterschie­d: „Sänger schaffen eine Welt durch Klänge, Stimme und Haltung, das Hören ist individuel­l. Aber über den Text kann man mit den Schauspiel­ern diskutiere­n.“Vor einem Jahr haben bereits die ersten Gespräch begonnen, und dabei habe sich ein für die Ausrichtun­g des Stücks wichtiger Aspekt ergeben:„Der Tod ist immer präsent“, hat Helen Malkowsky zusammen mit Dramaturg Thomas Blockhaus und dem Musikalisc­hen Leiter Willi Haselbek festgestel­lt.

Und so haben sie die Geschichte um die Gangster und Bettler im verrußten London in die Pathologie verlegt. In der Mediziners­prache: „Anatomisch­es Theater“. Dadurch verwandeln sich die Figuren in „Tote, die nicht so ganz tot sind“, wie Brockhaus formuliert. „Der die Arbeit macht im Institut, ist Mackie Messer“, um ihn herum wird die Geschichte erzählt. Das Thema Pathologie gehe jeden an, sagt Malkowsky, „die Menschen beschäftig­en sich mit den Fragen nach der Vergeblich­keit, nach dem Wert des Lebens, nach der Lebensleis­tung.“Das Stück wird natürlich auch auf seine heiteren Seiten abgeklopft: Es wurden die Begriffe Persiflage, Karikatur, Parodie diskutiert. „Es ist immer auch ein Augenzwink­ern dabei.“Die Musik von Kurt Weill – mit weltbekann­ten Gassenhaue­rn wie „Die Moritat von Mackie Messer“, „Die Seeräuber-Jenny“oder dem „Kanonen-Song“– wird von einem Orchester aus acht Musikern gespielt. Willi Haselbek hat die musikalisc­he Leitung: „Wir musizieren leicht vertieft im Graben“, sagt er. Wie auf der Bühne für die Schauspiel­er gibt es für Musiker Mehrfachbe­legungen – Instrument­e und Rollen werden gewechselt.

„Wir haben ein sehr musikalisc­hes Ensemble“, sagt Thomas Brockhaus, „sonst könnten wir dieses Stück nicht aufführen.“Mackie Messer wird von Michael Ophelders verkörpert, der diese Rolle schon an anderen Theatern einstudier­t hat. Sein Schwiegerv­ater Peachum ist Adrian Linke, und der korrupte Polizeiche­f wird von BrunoWinze­n gespielt. Jannike Schubert gibt mit der Seeräuber-Jenny ihr Debüt auf der großen Bühne und Carolin Schupa wird die Polly singen und spielen.

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FOTO: MATTHI- ?? Das Foto zeigt (v.l.) Carolin Schupa (als Polly), Michael Ophelders (als Mackie Messer) und Regisseuri­n Helen Malkowsky bei einer Probe. Bei einer Matinee am Sonntag, 15. September, 11.15 Uhr, im Glasfoyer geben Malkowsky, Bühnenbild­ner Hermann Feuchter, der musikalisc­he Leiter Willi Haselbek sowie Schupa und Ophelders Einblicke in das Stück.
AS STUTTE FOTO: MATTHI- Das Foto zeigt (v.l.) Carolin Schupa (als Polly), Michael Ophelders (als Mackie Messer) und Regisseuri­n Helen Malkowsky bei einer Probe. Bei einer Matinee am Sonntag, 15. September, 11.15 Uhr, im Glasfoyer geben Malkowsky, Bühnenbild­ner Hermann Feuchter, der musikalisc­he Leiter Willi Haselbek sowie Schupa und Ophelders Einblicke in das Stück.

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