Rheinische Post Krefeld Kempen

Ein Schiff allein ist nicht die Rettung

- VON BENJAMIN LASSIWE SCHICKEN WIR EIN SCHIFF!, POLITIK

Die EKD will ein eigenes Rettungssc­hiff ins Mittelmeer schicken. Und die Evangelisc­he Kirche im Rheinland will sie unterstütz­en. Das ist grundsätzl­ich richtig. Es darf nicht sein, dass Tag für Tag Menschen im Mittelmeer ertrinken. Hier darf niemand wegsehen, und wenn es keine staatliche Rettungsmi­ssion wie„Sophia“mehr gibt, muss die Zivilgesel­lschaft einspringe­n. Zumal es kaum eine Organisati­on gibt, die weltweit so gut vernetzt ist, wie die beiden großen Kirchen. Mehr als einmal hat sich die Zusammenar­beit der EKD mit den Protestant­en in Italien in der Flüchtling­sarbeit schon bewährt. Nicht übersehen werden sollte auch, dass sich die Partnerkir­chen der deutschen Protestant­en in diversen afrikanisc­hen Ländern aktiv darum bemühen, dass sich Menschen gar nicht erst auf denWeg nach Europa machen.

Denn ein Rettungssc­hiff allein ist keine Lösung. Es bekämpft nur ein Symptom. Es rettet nur diejenigen, die sich schon längst in Gefahr begeben haben. Nötig sind deswegen auch staatliche, nachhaltig­ere Maßnahmen. Eine UN-Blauhelmmi­ssion in Libyen zum Beispiel. Denn nur ein direktes Eingreifen der weltweiten Staatengem­einschaft wird mittelfris­tig dafür sorgen können, dass in dem nordafrika­nischen Land keine Flüchtling­e mehr in Lagern festgehalt­en werden. Dazu braucht es Maßnahmen, die verhindern, dass sich Menschen auf denWeg durch dieWüste und über das Meer nach Europa machen. Neue und bessere Perspektiv­en in den Herkunftsl­ändern der Migranten. Ein Einwanderu­ngsgesetz für Menschen, die in Europa eine bessere wirtschaft­liche Zukunft suchen, und konkrete Resettleme­nt-Programme für Menschen, die in ihrer Heimat vom Krieg bedroht sind.Wenn Europas Politik auf diesen Feldern nicht endlich handelt, wird die Flotte der Rettungssc­hiffe im Mittelmeer auch in zwanzig Jahren noch Menschen aus dem Wasser ziehen müssen. BERICHT

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