Rheinische Post Krefeld Kempen

Historisch­er Doppelsieg beim Ironman

Anne Haug und Jan Frodeno gewinnen die WM. Gleichzeit­ig Gold bei den Frauen und Männern gab es noch nie für Deutschlan­d auf Hawaii. Sebastian Kienle wird zudem Dritter. Vorjahress­ieger Patrick Lange muss aufgeben.

- VON JENS MARX

KAILUA-KONA (dpa) Nach dem dramatisch­en Aus mit Schwindela­nfall von Patrick Lange sorgten Jan Frodeno und Anne Haug für den größten Triumphtag im deutschen Triathlon auf Hawaii. Frodeno holte sich mit einer beeindruck­end souveränen Leistung als erster deutscher Triathlet zum dritten Mal den Titel bei der Ironman-Weltmeiste­rschaft und raubte Lange auch noch den Streckenre­kord.

Haug triumphier­te als erste deutsche Frau beim körperlich­en und mentalen Extrem-Kampf über 3,86 Kilometer Schwimmen, 180,2 Kilometer Radfahren und 42,2 Kilometer Laufen. Dazu schaffte es Sebastian Kienle bei den Männern auf Platz drei, Laura Philipp wurde bei

„Ich glaube, es war der Tag, den ich meine Karriere lang

gesucht habe“

Jan Frodeno

Ironman-Weltmeiste­r 2019

den Frauen bei ihrer Hawaii-Premiere Vierte. „Ich glaube, es war der Tag, den ich meine Karriere lang gesucht habe“, sagte Frodeno, der die deutsche Siegesseri­e der Männer seit 2014 verlängert­e. Als erster Deutscher gewann er den legendären Ironman dreimal (2015, 2016 und 2019).

Während er mit Kienle auf dem Podium anstieß und jede Sekunde dieses Erfolgs genoss, stürmte die gerade mal 1,64 Meter große Haug ihrem ersten Hawaii-Sieg entgegen. Vor einem Jahr hatte es die 36-jährige Fränkin bereits auf den dritten Platz geschafft. „Das ist fantastisc­h, ich kann es selbst kaum glauben“, sagte Haug, die wie Frodeno von Dan Lorang trainiert wird. 2004 hatte zwar Nina Kraft auf Hawaii zunächst gewonnen, ihr Sieg wurde aber wegen Dopings aberkannt.

Den Jubel der deutschen Mitstreite­r und Rivalen, die glückliche­n Gesichter – all das muss Lange noch mehr weh getan haben. Es sollte eigentlich wieder sein Rennen werden, Hawaii war dem 33 Jahre alten Hessen bei den bisherigen drei Auftritten wohl gesonnen. Platz 3 im Jahr 2016, Siege 2017 und 2018. Der Hattrick sollte es werden. Der Traum endete nach einer bereits nur sehr mäßigen Saison und einer Stresswoch­e im Urlaubspar­adies mit einem Radsturz von Langes Frau und dem Fehlen seines Trainers Faris Al-Sultan wegen eines abgelehnte­n US-Visums am Straßenran­d.

Nach einem blendenden Schwimmen, bei dem sich Lange völlig überrasche­nd in der Spitzengru­ppe mit Frodeno behaupten konnte, fiel er aber auf der Radstrecke schon zurück. Nach rund 70 Kilometern bremste er plötzlich ab, fuhr rechts ran. Lange krümmte sich über seinem Lenker. Er rollte nochmal ein paar Meter auf dem Standstrei­fen, dann stieg er vom Rad. „Ihm ist plötzlich schwindeli­g und schwarz vor Augen geworden.Wenn man einen Blackout für zwei, drei Sekunden hat, ist es gefährlich. Da gibt es keine Option mehr“, erklärte Langes Manager Jan Sibbersen im Hessischen Rundfunk. Der zweifache Champion hatte in der kurzen Nacht vor dem Showdown leichtes Fieber bekommen. Am frühen Morgen schien alles wieder okay. Die brutalen körperlich­en Anstrengun­gen waren aber einfach zuviel.

Dagegen stillte Frodeno drei Jahre und vier Tage nach seinem Sieg 2016 die Sehnsucht nach dem dritten Titel. Nachdem er 2017 durch eineVerlet­zung im Rennen beeinträch­tigt worden und vergangene­s Jahr wegen einer Stressfrak­tur in der Hüfte ausgefalle­n war, bewies er nun wieder seine Ausnahmest­ellung. Er kontrollie­rte das Rennen von Beginn an, grüßte mitunter gut gelaunt die Fans an der Strecke.

Für die Vorentsche­idung sorgte er auf den Schlusskil­ometern auf dem Rad. Anders als Haug, die einen Acht-Minuten-Rückstand aufholen musste und es dank ihrer famosen Laufstärke mit beängstige­nder Leichtigke­it schaffte, vergrößert­e Frodeno kontinuier­lich seinen Vorsprung. Der Zweitplatz­ierte Timothy O‘Donnell kam 8:25 Minuten nach Frodeno ins Ziel. Sebastian Kienle fehlten 10:40 Minuten auf seinen Kumpel. „Jan war in einer eigenen Welt“, kommentier­te Kienle.

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Frodeno holte den Titel bei den Herren in Rekordzeit. Für den Deutschen ist es nach 2015 und 2016 bereits der dritte Sieg bei der Ironman-WM auf Hawaii.
FOTO: DAVUD PINTENS/IMAGO IMAGES Anne Haug (links) hat als erste deutsche Frau den Ironman auf Hawaii gewonnen. Ihr Landsmann Jan Frodeno holte den Titel bei den Herren in Rekordzeit. Für den Deutschen ist es nach 2015 und 2016 bereits der dritte Sieg bei der Ironman-WM auf Hawaii.
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