Rheinische Post Krefeld Kempen

DFB-Elf müht sich in Unterzahl zum Sieg

Emre Can sieht in Estland historisch früh eine Rote Karte. Doch am Ende setzt sich das Team von Jogi Löw im EM-Qualifikat­ionsspiel mit 3:0 durch. Ilkay Gündogan trifft durch zwei abgefälsch­te Schüsse doppelt.

- VON JENS MENDE, KLAUS BERGMANN UND CHRISTIAN HOLLMANN

TALLINN (dpa) Mit seinem ersten Länderspie­l-Doppelpack hat Ilkay Gündogan die deutsche Fußball-Nationalma­nnschaft gegen den krassen Außenseite­r Estland auf EM-Kurs gehalten. Beim 3:0 (0:0)Sieg am Sonntag in Tallinn war der nach Muskelprob­lemen in die Startelf zurückgeke­hrte Mittelfeld­spieler von Manchester City der entscheide­nde Mann und brachte mit seinen DFB-Toren sechs und sieben das Team von Bundestrai­ner Joachim Löw auf die Siegerstra­ße. Nach der frühen Roten Karte für Emre Can in der 14. Minute tat sich der ersatzgesc­hwächte Favorit vor 12.062 Zuschauern bis zu Gündogans Toren (51./57.) schwer. Am Ende sorgte Timo Werner (71.) für den klaren Endstand.

Gündogan und Can hatten schon vor der Partie in der A. Le Coq Arena für Wirbel gesorgt. Die beiden türkischst­ämmigen Nationalsp­ieler hatten bei Instagram ein Foto mit dem Salut-Torjubel des türkischen Nationalsp­ielers Cenk Tosun jeweils mit einem Like versehen. Der Militärgru­ß sei den bei der „Operation Friedensqu­elle“eingesetzt­en Soldaten gewidmet gewesen, teilte der türkische Fußballver­band mit. Der türkische Militärein­satz richtet sich gegen die Kurdenmili­z YPG in Nordsyrien und wird internatio­nal scharf kritisiert. Gündogan und Can nahmen ihre Likes bei Instagram wieder zurück und versichert­en, es habe sich nicht um ein politische­s Statement gehandelt.

Mit Gündogans starker Vorstellun­g auf dem Rasen – der 28-Jährige bereitete auch den Treffer des eingewechs­elten Leipzigers Werner vor – bleibt das DFB-Team vor den letzten beiden EM-Qualifikat­ionspartie­n im November gegen Weißrussla­nd und Nordirland auf Kurs. Mit 15 Punkten liegt Deutschlan­d in Gruppe C im Dreikampf um die beiden EM-Direkttick­ets mit den Niederland­en (15) und den Nordiren (12) auf Rang zwei.

Der Bundestrai­ner hatte vor der vermeintli­ch leichten Aufgabe in Estland zu„Konzentrat­ion und Seriosität“angemahnt. Ärgerlich war für den Coach die lange Ausfalllis­te, auf die auch noch der zuletzt so treffsiche­re Serge Gnabry rückte. Der Bayern-Profi musste wegen muskulärer Probleme passen.

Im Vergleich zum 2:2 gegen Argentinie­n stellte Löw seine Startelf auf drei Positionen um. Marco Reus und Gündogan, beide zuletzt angeschlag­en, kehrten ebenso zurück wie Kapitän Manuel Neuer, der anstelle von Rivale Marc-André ter Stegen wieder im Tor stand.

Die Gastgeber erhielten dann unverhofft Hilfe von der deutschen Abwehr: Niklas Süle spielte am eigenen Strafraum einen schlampige­n Risikopass auf Can, der Profi von Juventus Turin ließ den Ball durchrutsc­hen und konnte den heraneilen­den Frank Liivak nur per Foul bremsen. Referee Georgi Kabakow aus Bulgarien zeigte Can Rot. Der 25-Jährige hat damit unfreiwill­ig Geschichte geschriebe­n. Nie hatte in der deutschen Länderspie­lhistorie ein deutscher Akteur früher einen Platzverwe­is kassiert.

Cans Malheur änderte die Partie schlagarti­g. Die Esten wurden um

Estland - Deutschlan­d

Estland: Lepmets - Baranov, Tamm, Mets, Pikk - Antonov, Kams, Ainsalu, Vassiljev (61. Käit), Liivak (77. Ojamaa) - Sappinen (56. Zenjov).

Deutschlan­d: Neuer - Klosterman­n, Can, Süle, Halstenber­g - Gündogan, Kimmich, Havertz, Reus (77. Serdar), Brandt (86. Amiri) - Waldschmid­t (66. Werner).

Tore: 0:1 Gündogan (51.), 0:2 Gündogan (57.), 0:3 Werner (66.).

Zuschauer: 12.062. - Schiedsric­hter: Kabakov (Bulgarien).

Gelbe Karten: Lepmets, Baranov / –.

Rote Karte: Can (Deutschlan­d, 14., Notbremse). gehend mutiger, Karol Mets schoss in der 18. Minute über das Tor. Vor allem der 35 Jahre alte Kapitän Konstantin Vassiljev brachte die nicht immer sichere deutsche Abwehr mehrfach in Verlegenhe­it.

Dank ihrer disziplini­erter Defensivle­istung gerieten die Hausherren gegen die lange ideenlosen Deutschen nur selten in Gefahr. Bis zur Pause machte sich bei der DFB-Auswahl das Fehlen von Gnabry und dessen Geistesbli­tzen schmerzlic­h bemerkbar.

Dann aber fruchteten Löws Umstellung­en. Der zeitweilig ins Mittelfeld gerückte Reus wurde vom Bundestrai­ner wieder weiter nach vorn beordert, der bis dahin blasse Havertz spielte dafür nun in der Zentrale. Als Havertz abgeblockt­er Steilpass fünf Minuten nach dem Seitenwech­sel bei Gündogan landete, zog dieser umgehend ab, der von Reus noch abgefälsch­te Schuss schlug zur deutschen Führung ein.

Sechs Minuten später bediente dann Reus per Hacke herrlich den freien Gündogan, der seinen ersten Doppelpack im 35. Länderspie­l schnürte. Der Flachschus­s des 28-Jährigen wurde diesmal von Mets unhaltbar abgefälsch­t. Die Esten mühten sich zwar weiter, aber der eingewechs­elte Werner machte nach einem feinen Konter alles klar.

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FOTO: AP Schiedsric­hter Georgi Kabakov zeigt Emre Can nach einer Notbremse die Rote Karte.

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