Rheinische Post Krefeld Kempen
Doppelschlag bricht Pinguinen das Genick
Die Krefelder mussten sich im Derby gegen die Kölner Haie mit 2:3 geschlagen geben. Die Fans beider Clubs plädierten mit Transparenten für den Erhalt des DEL-Standorts. Die KEV-Fans feierten ihr Team hinterher wie einen Sieger.
Was zu einer beispiellosen Aktion für den Erhalt des DEL-Standorts Krefeld nicht passte, war das Ergebnis. Im Kellerduell mussten sich die Pinguine dem rheinischen Rivalen Kölner Haie mit 2:3 geschlagen geben. 6625 Zuschauer sahen in der Yayla-Arena ein packendes Derby, in dem die Gastgeber bis zur letzten Spielminute optisch überlegen waren. Aber ein Doppelschlag der Gäste innerhalb von 87 Sekunden vor Ende des ersten Drittels brach ihnen letztendlich das Genick. Das Spiel stand ganz im Zeichen des drohenden Aus des DEL-Standort Krefeld. Selbst die Kölner Fans sorgten für Gänsehaut und machten sich für den Erhalt eindrucksvoll stark.
Bei herrlichem Spätsommer trafen sich die KEV-Fans schon früh an der Arena. Die Brauerei Königshof verteilte indes an verschiedenen Stellen 3000 Flaschen „Fantastisches Pils“, das für 2 Euro pro Flache zugunsten der Pinguine verkauft wurde. Trotz des drohenden Aus ließen sich die Fans der Schwarz-Gelben nach dem Motto jetzt erst recht die Stimmung nicht verderben. Den Aufruf zur bedingungslosen Unterstützung des Fan-Projekts und der Pinguine Supporters nahmen sich die Fans auf der Nordtribüne schon vor dem Spiel zu Herzen und sangen „KEV, ein Leben lang“. Bei der Vorstellung beider Teams rollten sie ein Transparent mit der Aufschrift „ Alles geben für unser Leben, Krefeld für immer Eishockeystadt“. In der Eile hatten die Fans beim Wort immer ein e vergessen. Auch die 600 Fans der Kölner Haie unterstützten ihren Rivalen von der anderen Rheinseite. „Krefeld ist Pflicht, Tradition ersetzt man nicht“, stand auf einem Transparent geschrieben, das die Haie-Fans beim ersten Powerbreak ausrollten und skandierten: „Krefeld muss bleiben.“Die übrigen Zuschauer erhoben sich von ihren Plätzen und applaudierten kräftig.
Die Pinguine versuchten vom Auftaktbully weg, sich bei den Fans für die Unterstützung zu bedanken. Trainer Brandon Reid hatte seine Sturmreihen zwei, drei und vier verändert. Wie am Freitag in Berlin war sein Team bereits in der 2. Minuten in Überzahl, aber der wichtige Führungstreffer wollte erneut einfach nicht fallen. Jeremy Welsh setzte einen Schlenzer an den Außenpfosten. Stattdessen gingen die Gäste mit ihrem zweiten Torschuss in Führung. Torwart Jussi Rynnäs war die Sicht versperrt (5.). Die Krefelder schockte der Rückstand nicht. Sie drängten auf den Ausgleich, konnten aber ihre zweite Überzahl nicht nutzen. Erst in der 19. Minute fiel der verdiente Ausgleich. Verantwortlich dafür war der Mann mit der Nummer 19, Jacob Lagacé. Mit einer tollen Bewegung erzielte er seinen ersten Saisontreffer. Mitten in dem lautstarken Jubel auf den Rängen gingen die Haie nur 16 Sekunden nach dem Ausgleich in Führung und sorgten weitere 91 Sekunden später mit ihrem dritten Treffer für Stockstarre bei den KEV-Fans.
Mit dem Mut der Verzweiflung versuchten die Pinguine, die ab der 41. Minute ohne Torsten Ankert (Oberkörperverletzung) auskommen mussten, sofort nach Wiederbeginn, das Heft in die Hand zu nehmen. Sie überstanden eine Strafe gegen Philipp Bruggisser und hatten dann durch Grant Besse die große Chance zum Anschlusstreffer. Doch er scheiterte bei seinem Alleingang an Torwart Wesslau. Besser machte
Krefeld - Köln 2:3 (1:3, 1:0, 0:0)
Pinguine: Rynnäs - Ankert/Cundari, Noonan/Riefers, Trivellato/Bruggisser, M. Schmitz – Costello/Pietta/ Besse, Lagace/Welsh/Saponari, Baun/Ewany/Postel, Kruminsch/Hospelt/Kuhnekath
Schiedsrichter: Rohatsch (Lindau)/ Bauer (Höchstadt). Zuschauer: 6625. Tore: 0:1 (4:55) Ugbekle (Müller/ Sill), 1:1 (18:07) Lagacé (Saponari/Welsh), 1:2 (18:24) Hanowski (Matsumoto/Gagné), ^1:3 (19:51) Zerressen (Akeson/Bast), 2:3 (32:25) Costello (Pietta/Cundari). Strafminuten: Krefeld 4, Köln 4
es Chad Costello, der den Puck mit ausgestrecktem Schläger ins kurze Eck legte (33.). Die Haie kamen nur selten gefährlich vors gegnerische Tor. Und wenn, war Rynnäs gegen F. Tiffels (29.) und Oblinger (35.) zur Stelle. Kurz vor der zweiten Pause stand Lagacé vor seinem zweiten Treffer, scheiterte aber an Wesslau. Der Schwede war auch zu Beginn des letzten Drittels bei einer guten Einschussmöglichkeit für Pietta zur Stelle. Auch wenn die Pinguine bis zum Schluss um den Ausgleich kämpften, stemmten sich die Kölner mit viel Einsatz dagegen, auch als Krefelds Torwart Rynnäs 75 Sekunden vor dem Ende seinen Arbeitsplatz verlassen hatte. Trotz der Niederlage feierten die KEV-Fans ihre Mannschaft. Das gab es zuletzt nach dem Ausscheiden in den Play-offs. „Die Spieler wollten heute Kampfgeist zeigen. Wir haben Fehler in der Verteidigungszone gemacht. Nach dem Rückstand verfielen meine Spieler nicht in Panik. Es wurde wie auch schon in Berlin mehr Präsenz vor dem gegnerischen Tor gezeigt. Heute ging das Spiel in die richtige Richtung. Alle müssen sich weiterhin reinhängen.“ „Wir wollten unbedingt das erste Bully gewinnen. Nach fünf Minuten haben wir uns ins Spiel gekämpft. Im 2. Drittel gab es auf beiden Seiten viele Torchancen. Die Defensivarbeit war nicht ausreichend. Beide wollten den Sieg. Wir haben viel dafür investiert.“
Haie-Trainer Mike Stewart
„Es war ein ausgeglichenes Derby. Das Spiel hatte gutes Niveau. Beide Mannschaften haben sehr gut gekämpft. Es hätte auch anders herum ausgehen können.“
Bundestrainer Toni Söderholm
„Wir haben mit viel Biss und Leidenschaft gespielt. Es war ein Schritt in die richtige Richtung. Das Glück war nicht auf unserer Seite. Nach dem Ausgleich dürfen wir nicht so schnell zwei Gegentore kassieren.“
Verteidiger Philip Riefers
„Wir haben ein gutes Spiel gemacht. Wenn es nicht läuft, werden kleine Fehler direkt bestraft. Wenn man eine Niederlagenserie hat, ist es nicht einfach. Köln, das war auch nicht das Gelbe vom Ei.“
Stürmer Kai Hospelt