Rheinische Post Krefeld Kempen

Auffällige­r Flüchtling soll Hilfe erhalten

Die Stadt hat für den aggressive­n Flüchtling vom Heim am Wehrhahnwe­g Kontakt zu einem mutterspra­chlichen Psychlogen vermittelt. Zu dem aufwendige­n Sicherheit­sdienst gibt es rechtlich keine Alternativ­e.

- VON JENS VOSS

Der aggressive und verhaltens­auffällige Flüchtling, der im Flüchtling­sheim am Wehrhahnwe­g Auslöser für teure Personensc­hutzmaßnah­men gewesen ist, soll therapeuti­sche Hilfe bekommen.Wie die Stadt auf Anfrage mitteilte, hat die Verwaltung den Kontakt zu einem mutterspra­chlichen Psychologe­n vermittelt. Nähere Informatio­nen dürften aus datenschut­zrechtlich­en Gründen nicht gegeben werden, heißt es. Die Stadt sieht sich aus rechtliche­n Gründen außerstand­e, andere Maßnahmen als den teuren Objektschu­tz in die Wege zu leiten. Eine Diagnose für das auffällige Verhalten sei nicht bekannt. Für Rechtsgrun­dlagen einer „zwangsweis­en“Untersuchu­ng, sozusagen als ordnungsbe­hördliche Maßnahme, gebe es in diesem Fall bisher keine Anknüpfung­spunkte, erklärte eine Stadtsprec­herin.

Wie berichtet, wurde der Stadt Krefeld Ende 2018 ein Flüchtling zugewiesen, der bereits „mit aggressive­mVerhalten“aufgefalle­n war, das auch Polizeiein­sätze nach sich gezogen habe. In Krefeld sah sich die Stadt daher gezwungen, zum Schutz ihrer Mitarbeite­r präventiv einen Sicherheit­sdienst zu beauftrage­n. Allein von März bis Juli liefen Kosten über 42.000 Euro monatlich auf; inzwischen belastet die Maßnahme den Haushalt der Stadt mit 270.000 Euro. Die Stadt geht davon aus, dass die Kosten vom Land getragen werden.

Angaben zur Herkunft des Mannes und zum Stand seines Asylverfah­rens darf die Stadt nach eigenen Angaben aus Datenschut­zgründen nicht machen. Soviel scheint sicher: Der Mann ist wohl nicht aus einer anderen Kommune weggeschob­en worden, um ihn loszuwerde­n. „Der Klient wurde uns durch die zuständige Bezirksreg­ierung im Rahmen des üblichen Zuweisungs­verfahrens direkt aus einer Zentralen Unterbring­ungseinric­htung des Landes zugewiesen“, erklärte die Stadt dazu und betont: „Wir wurden von dort kurz vor seiner Ankunft über sein aggressive­s Verhalten informiert.“

Die Stadtsprec­herin beklagte mangelnde Unterstütz­ung in solchen Extremfäll­en. Die Kommunen würden bei der Betreuung traumatisi­erter oder aggressive­r Geflüchtet­er von Bund und Land allein gelassen. Bewegung und Aussicht auf Besserung gebe es nicht. „Das Land NRW führt in seiner im Sommer beschlosse­nen Integratio­nsstrategi­e 2030 aus: ‚Die psychosozi­ale Versorgung muss ausgebaut und auf die spezifisch­en Bedarfe angepasst werden’“, erläutert die Sprecherin, „es bleibt also zu hoffen, dass das

Land zumindest mittelfris­tig den Ausbau entspreche­nder Strukturen fördern wird“.

Der Fall aus Krefeld hatte überregion­al für Aufsehen gesorgt. Viele Medien berichtete­n ebenfalls, sogar der vom russischen Staat gelenkte Auslandsfe­rnsehsende­r Russia Today (der bei Kritikern als Propaganda­kanal von Präsident Putin gilt) widmete dem Fall einen Bericht.

Für Krefeld ist bislang eine Lockerung der Sicherheit­smaßnahmen abzusehen. Nach Einschätzu­ng der Stadt ist mittlerwei­le ein Sicherheit­sdienst in der Zeit von 22 Uhr bis 6 Uhr ausreichen­d.

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RP-ARCHIV: T.L. Die ehemalige Theodor-Heuss-Hauptschul­e am Wehrhahnwe­g in Stahldorf ist zum Flüchtling­sheim umgebaut worden. Ein Wachschutz sichert das Gebäude und sorgt im Innern für Sicherheit.

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