Rheinische Post Krefeld Kempen

Mikro-Depots: Neuer Weg auf der letzten Meile

Immer mehr Paketdiens­tleister fahren zum Online-Käufer. Das geht über auch anders, findet die IHK.

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(agr/jon) Paketliefe­ranten, die die Straßen verstopfen, gehören immer häufiger zum Stadtbild in Großstädte­n dazu. Das Problem dürfte sich immer weiter verschärfe­n, denn die Menschen bestellen immer mehr Waren online. Heute sind es rund 3,5 Milliarden Sendungen im Jahr, in fünf bis sechs Jahren werden es rund eine Milliarden Lieferunge­n mehr jährlich sein. „Mit der herkömmlic­hen Logistik ist das nicht mehr zu bewältigen“, warnt Christian Jacobi vomVerkehr­sberater Agiplan. DenWeg der Lieferunge­n zum Kunden will die Industrie- und Handelskam­mer (IHK) Mittlerer Niederrhei­n in Krefeld drastisch verändern und erarbeitet gemeinsam mit Agiplan eine Studie zur Einrichtun­g von sogenannte­n Mikro-Depots.

Mikro-Depots sollen ein Umschlagpl­atz für Lieferunge­n zum Verbrauche­r, aber auch zu Einzelhänd­lern sein. Logistiker wie DHL, UPS, Hermes und andere könnten ihre Sendungen für ein bestimmtes Gebiet zu diesen Depots bringen, und von dort liefert sie ein weiterer Dienstleis­ter etwa mit Lastenfahr­rädern oder kleineren Elektromob­ilen zum Ziel aus – die letzte Meile zum Kunden, nennt dies die Studie, die die IHK in Auftrag gegeben hat und die vom Land NRW gefördert wird. Jacobi zufolge könnte ein Mikro-Depot im Radius von zwei Kilometer zwischen 40.000 und 50.000 Einwohner versorgen. „Einfacher kann man keinen Beitrag zum Klimaschut­z leisten“, findet IHK-Hauptgesch­äftsführer Jürgen Steinmetz. Oberbürger­meister Frank Meyer: „Das ist eine konstrukti­ve Antwort auf die Herausford­erungen. Jetzt müssen wir in die Immobilien­suche für ein solches Depot gehen. Aber ich bin optimistis­ch, dass wir das hinkriegen.“Meyer betonte, dass auch der örtliche Einzelhand­el von den Liefermögl­ichkeiten profitiere­n könne. Jacobi präzisiert­e: „Händler könnten über den Betreiber eines Mikro-Depots lokale Sendungen verschicke­n und sich damit neue Online-Märkte in der eigenen Stadt erschließe­n.“

In einem ersten Schritt stellt sich Steinmetz ein Mikro-Depot vor, „wobei man damit in der Endstufe nicht auskommt“.Wie diese konkret ausgestalt­et werden (Laderampen, Umschlagei­nrichtung, Platz für Lastenräde­r) und wo sie am sinnvollst­en eingericht­et werden können, das soll die Studie in einer zweiten Phase klären. Auch dafür erwartet Steinmetz nach eigenem Bekunden eine Förderung vom Land NRW. 2020 sollen alle Ergebnisse vorliegen. „Und dann wollen wir starten“, kündigte Steinmetz an.

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