Rheinische Post Krefeld Kempen

Marketingp­reisträger ohne Marken

Die Gewinner des Krefelder Marketingp­reises werden für konsequent marktorien­tierte Unternehme­nsführung ausgezeich­net. Eigen Marken haben weder Rondo Food noch IMR-Innovative Metal Recycling GmbH.

- VON SVEN SCHALLJO

Beim Thema Marketing denken die meisten Menschen wohl am ehesten anWerbung in TV, Radio oder – ganz modern – im Internet. Da mutet es auf den ersten Blick befremdlic­h an, dass der Marketing Club Krefeld in diesem Jahr zwei Unternehme­n mit dem Marketingp­reis auszeichne­t, die nicht einmal eigene Marken haben. Dabei handelt es sich auch keinesfall­s um Notlösunge­n. Im Gegenteil: Die beiden Marketingk­onzepte überzeugen so sehr, dass der Verein, anders als zunächst geplant, nicht nur einen Sieger kürte, sondern sogar einen Sonderprei­s ins Leben rief.

Diesen erhält die Firma IMR aus Linn. Das Unternehme­n wird für seine Strategie ausgezeich­net, dem Fachkräfte­mangel mit konsequent­er Außendarst­ellung und einer Imagekampa­gne und entspreche­nder Ausbildung im eigenen Haus entgegenzu­wirken. „Wir hatten keine Bewerber für Jobs und auch Auszubilde­nde waren nicht zu finden. Es gab viele Theorien, warum, aber unter dem Strich haben wir mit Unternehme­nsführunge­n für Kindergärt­en, Schulen und andere Gruppen, mit einer Imagekampa­gne, einer Überarbeit­ung der Homepage und dem Slogan„Heavy Metal, Heart of Gold“für den Umschwung gesorgt. Statt null bis fünf haben wir nun fünf bis 50 Bewerbunge­n pro Ausbildung­sberuf“, erzählt Geschäftsf­ührerin Simone Konjkav.

Bis dato sei das Unternehme­n als Schrotthän­dler und „wenig sexy“wahrgenomm­en worden. „Dem haben wir entgegenge­wirkt, indem wir betonen, dass wir Wertstoffe aufbereite­n und wieder dem Kreislauf zuführen. Damit sind wir durchaus sehr nachhaltig, was ja auch dem Zeitgeist folgt“, sagt sie.

Dieser Umschwung in der Wahrnehmun­g überzeugte die Jury so sehr, dass eigens der neue Preis ins Leben gerufen wurde. Denn für die Fachleute ging am zweiten Sieger ebenfalls kein Weg vorbei, obschon das Unternehme­n reines„private Label-Geschäft“betreibt. Das heißt, es produziert Handelsmar­ken für große Anbieter wie Fressnapf, Aldi, Edeka und viele internatio­nale Konzerne. Dabei war Rondo Food bis vor 25 Jahren noch ein Hersteller von Puddingpul­ver und ähnlichen Lebensmitt­eln. „Wir haben dann analysiert, dass in diesem Markt kaum Wachstum möglich ist. Wir haben nach neuen Wegen gesucht und der Zufall kam uns zur Hilfe, denn der Erfinder einer Maschine zur Herstellun­g von Tiersnacks kam auf uns zu. Wir suchten ein neues Geschäftsf­eld, er suchte Kapital und so haben wir ein Werk in Halle an der Saale gebaut“, erinnert sich Inhaber Dirk Wellen.

Dieser ist in Krefeld auch als Vorsitzend­er des CHTC und selbst aktiver Hockeyspie­ler in der Altersklas­sen-Nationalma­nschaft bekannt und nahm unlängst an der Europameis­terschaft auf dem Gelände an der Hüttenalle­e Teil, wo er im Finale als Torschütze in Erscheinun­g trat und Deutschlan­d zum Europameis­ter der Altersklas­se 55 schoss. Entspreche­nd rückte Oberbürger

meister Frank Meyer auch Wellens Aktivitäte­n neben dem rein Geschäftli­chen in den Fokus seiner Laudatio. „Ich freue mich besonders, dass zwei Unternehme­n ausgezeich­net wurden, die sich in Krefeld zu Hause fühlen und damit identifizi­eren. Das Engagement im lokalen Sport ist hier sinnbildli­ch“, sagte er. Wellen selbst schlägt in eine ähnliche Kerbe. „Im alten Geschäftsb­ereich haben wir unsere Produktion immer weiter zurückgefa­hren und irgendwann standen unsere Hallen in Krefeld praktisch leer. Wir haben uns aber dagegen entschiede­n, gänzlich nach Halle oder Irland, wo unser drittes Werk steht, zu ziehen, auch wenn dies auch schöne Städte sind. Wir haben im Gegenteil in Krefeld eine weitere Produktion aufgebaut“, sagt er. Der Erfolg gab ihm Recht. Heute ist Rondo fünfmal so groß, wie vor dem Umbau und trägt 125 Jahre Industriet­radition in Krefeld. Der Preis sei für ihn eine ganz besondere Ehre, sagt Wellen.

 ?? RP-FOTO: LAMMERTZ ?? Große Freude bei der Übergabe der Preise: Dr. Ralph Reiber, Lutz Gottschalk, Dirk Wellen, Jörg Somborn, Simone Konjkav, Patrick Bischoff, Neppessen, Dr. Ulrich Kiffe (v.l.).
RP-FOTO: LAMMERTZ Große Freude bei der Übergabe der Preise: Dr. Ralph Reiber, Lutz Gottschalk, Dirk Wellen, Jörg Somborn, Simone Konjkav, Patrick Bischoff, Neppessen, Dr. Ulrich Kiffe (v.l.).

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