Rheinische Post Krefeld Kempen
Drahtseilakt auf der Lewerentzstraße
Gut besucht war der so genannte Drahtseilakt auf der Lewerentzstraße. Die Aktion soll einen Teil dazu beitragen, dass das Südviertel rund um die einstige Problemstraße mit neuem Leben erfüllt wird.
Hunderte Menschen flanieren bei bestem Wetter über die Lewerentzstraße. Rund 20 Vereine und Gruppierungen präsentieren sich. Dazu gibt es Essens- und Getränkestände vom veganen Imbissfahrrad bis hin zu Frozen Joghurt und Tee: Fast alles an Nahrung, was das Herz begehrt, ist beim „Drahtseilakt“zu finden. Die Besucher, die zu Beginn noch etwas zurückhaltend sind, trauen sich im Tagesverlauf mehr und mehr, die verschiedenen Angebote auszuprobieren. „Hier sind vor allem die Kinder die Vorreiter. Sie haben keine Berührungsängste. Die Erwachsenen sind zurückhaltender“, sagt Claire Neidhardt, beim Stadtmarketing verantwortlich für die Aktion.
Besonders der Fassadentanz am Gebäude der Samtweberei fesselt die Zuschauer. Große Menschentrauben beobachten die Tänzerinnen, die, mit Seilen und Klettergeschirren, an der Außenwand des Gebäudes in der Vertikalen tanzen. Dreimal bildet sich hier die Menschentraube. Tänzerinnen und Sänger ernten viel Applaus.
Für die vielen Kinder sind vor allem die vielen Mitmach-Möglichkeiten interessant. Ob Fechten, Football oder Spiele: Die Kleinsten sind Feuer und Flamme. So auch Max Focken. Der kleine Neffe von Ringer-Weltmeisterin Aline Focken ist mit seiner Mutter und der berühmten Tante da und greift mit vollem Eifer die Puppe an, mit der die Footballer der Krefeld Ravens Tacklings üben.„Man sieht eher den Ringer in ihm“, sagt Tante Aline lachend und fährt fort: „Es ist eine tolle Veranstaltung. Der Kleine hat Spaß, und wir probieren alles aus.“
Auch ihrVerein Germania Krefeld ist dabei und gibt allen, die es probieren möchten, die Chance, sich im Ringen zu versuchen. „Dabei sollen auch ein paar echte Talente sein, hat mir Herr Focken (Alines Vater und Germania-Trainer d.Red.) gesagt“, erzählt Neidhardt.
Auch andere Besucher sind begeistert. So wie Familie Margotte. „Den Kindern gefällt es sehr gut, sie haben viel probiert“, sagt Mutter Christiane, und Tochter Yael erzählt: „Ich habe schon gefochten und gewonnen.“Tee habe sie auch getrunken, der sei lecker gewesen. „Tee hatten wir auch, der war wirklich toll“, sagen die ältere Schwes
ter Yuna und Bruder Ian. Der Jüngste der Geschwister, der dreijährige Mic, fand vor allem die überall stehenden Hollywoodschaukeln toll. „Da habe ich schon drin gesessen“, berichtet er stolz.
Nicht nur für die Kinder ist viel geboten. Erwachsene und Jugendliche können sich zum Beispiel ganz am Ende der Straße, kurz vor dem Ring, am Stand der Hochschule Niederrhein austoben. „Wir machen hier einenWorkshop für Ideen zur Stadtentwicklung. Die Menschen legen mit Wortschablonen Sätze, die wir dann auf Latten sprühen und als Diskussionsgrundlage nutzen“, erläutert Lucas Brux. Er studiert public und social Design und will mit seinen Kommilitonen genau diesen Platz beleben. „Seit hier keine Autos mehr stehen hat der Platz sehr viel Potenzial. Das wollen wir heben“, sagt er.
Am Abend klingt der „Drahtseilakt“mit einer „Silent Disco“aus.„Da wir uns imWohngebiet befinden haben wir keine normale Disco organisiert, sondern jeder Besucher bekommt einen Funkkopfhörer gegen ein Pfand. Dort kann er zwischen zwei Kanälen mit unterschiedlichen DJs wählen und dann tanzen“, erläutert Neidhardt das Konzept.
Ob der Drahtseilakt wiederholt wird, steht noch nicht fest.