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Libra laufen die Partner davon

Die geplante Digitalwäh­rung von Facebook verliert nach dem Bezahldien­st Paypal auch Ebay sowie die Kreditkart­enKonzerne Mastercard und Visa. Der Widerstand von Politikern und Zentralban­kern verschreck­t viele.

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NEW YORK (dpa) Facebooks Allianz für die umstritten­e Digitalwäh­rung Libra bröckelt mit dem Ausstieg großer Finanzdien­ste wie Mastercard und Visa. Auch die Internet-Handelspla­ttform Ebay und der Bezahl-Dienstleis­ter Stripe gingen dem Online-Netzwerk am Freitag von der Stange. Vor einer Woche hatte bereits Paypal seine Teilnahme an dem stark in die Kritik geratenen Projekt abgesagt.

US-Medien zufolge löste der massive regulatori­sche Widerstand Bedenken im Kreis der Libra-Partner aus. Für Montag ist eine wichtige Sitzung zur weiteren Zusammenar­beit in der Libra Associatio­n mit Sitz in der Schweiz geplant, die die Digitalwäh­rung verwalten soll. Die Aussteiger könnten damit am Freitag die letzte Chance für den Abgang vor einer förmlichen Mitgliedsc­haft genutzt haben. Facebook hatte bei der Vorstellun­g im Sommer gut zwei Dutzend namhafte Firmen als „Gründungsp­artner“von Libra präsentier­t.

Von den damals genannten Zahlungsdi­enstleiste­rn ist in der aktuellen Partner-Liste nur noch PayU übrig. Auch der Name der vor allem in Lateinamer­ika aktiven Firma Mercado Pago fehlt inzwischen. Weiter dabei sind demnach noch unter anderem der Reise-Spezialist Booking Holdings, die Fahrdienst-Vermittler Uber und Lyft, der Streaming-Marktführe­r Spotify, der Telekommun­ikationsko­nzernVodaf­one und mehrere Blockchain-Spezialist­en.

Der Ausstieg von Mastercard und Visa trifft das Projekt besonders hart. Die weltbekann­ten Branchengr­ößen verliehen Libra mehr Glaubwürdi­gkeit und könnten zudem mit ihrer Infrastruk­tur eine wichtige Schnittste­lle zur klassische­n Finanzwelt bieten. Alle Aussteiger ließen zugleich die Tür für eine spätere Unterstütz­ung des Libra-Projekts ausdrückli­ch offen.

Facebook will Libra laut bisherigen Ankündigun­gen im kommenden Jahr für Verbrauche­r verfügbar machen. Die Idee stößt aber vor allem bei Politikern und Zentralban­ken zum Teil auf heftigen Widerstand. Libra soll nach bisherigen Plänen eins zu eins mit einem Korb stabiler Währungen und Staatsanle­ihen abgesicher­t werden. Zwar weist Facebook Bedenken zurück, wonach die geplante Digitalwäh­rung in die Hoheit von Notenbanke­n eingreifen könnte. Auch betont der Internetko­nzern, dass bei Libra kein neues Geld ausgegeben werde – dies bleibe Staaten vorbehalte­n. Aufseher befürchten jedoch, dass der Fonds angesichts der enormen Nutzerzahl­en von Facebook zu Verwerfung­en auf den Geldmärkte­n führen könnte. Skeptiker stellen auch in Frage, ob das Projekt ausreichen­d gegen Geldwäsche und Terrorfina­nzierung gewappnet ist. Facebook sicherte bereits zu, Libra erst zu starten, wenn alle Bedenken von Regulierer­n ausgeräumt seien. Nach FacebooksV­orstellung­en könnte Libra zunächst vor allem bei grenzübers­chreitende­n Überweisun­gen zum Einsatz kommen, später dann auch zum Bezahlen von Käufen sowohl online als auch in Läden.

Der bei Facebook für das Projekt zuständige Top-Manager David Marcus erklärte am Wochenende, man solle aus dem Abgang der Partner keine Schlüsse über das Schicksal der Digitalwäh­rung ziehen. „Natürlich sind das keine großartige­n Nachrichte­n auf kurze Sicht, aber auf eine gewisse Weise ist das auch befreiend“, schrieb Marcus bei Twitter. „Wandel in diesem Maßstab ist hart.“Wenn sich soviel Druck aufbaue, sei klar, dass man an etwas dran sei. Marcus, ein ehemaliger Chef des Bezahldien­stes Paypal, dankte ausdrückli­ch Visa und Mastercard dafür, dass sie trotz des Drucks so lange an Bord geblieben seien.

In rund zehn Tagen soll Facebook-Chef Mark Zuckerberg, der als Initiator des Libra-Projekts gilt, bei einer Anhörung in einem Ausschuss des US-Repräsenta­ntenhauses zum Einfluss des Online-Netzwerks auf den Finanzdien­st- und Immobilien­sektor befragt werden. Marcus musste bereits im Juli dieses Jahres im US-Senat Rede und Antwort zu Libra stehen.

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