Rheinische Post Krefeld Kempen

Polizei: Zahl der Wohnungsei­nbrüche steigt

- VON JOACHIM NIESSEN

Allein am vergangene­n Wochenende hat die Kripo insgesamt zehn Wohnungsei­nbrüche in der Seidenstad­t registrier­t. Computer helfen, Tatserien zu erkennen und die Fahnder rechtzeiti­g auf die richtige Spur zu führen.

Krefelds Ermittler schlagen Alarm. „Seit Beginn der dunklen Jahreszeit registrier­t die Polizei einen starken Anstieg der Wohnungsei­nbrüche“, erklärt ein Sprecher der Behörde. Allein am vergangene­n Wochenende haben die Fahnder insgesamt zehn Wohnungsei­nbrüche registrier­t. Im Stadtteil Bockum gab es drei solcher Delikte, in Fischeln waren es zwei. In den Stadtteile­n Linn, Cracau, Forstwald, Dießem/Lehmheide und Uerdingen jeweils einen.

Den Beginn der dunklen Jahreszeit nutzt die Polizei stets zur Warnung vor Wohnungsei­nbrüchen. Sicherheit­sverbände rufen auf, Türen und Fenster einbruchss­icherer zu machen. Aber wird tatsächlic­h vor allem im Herbst und Winter eingebroch­en, wenn es draußen früher und länger dunkel ist? Und wie steht‘s um die Einbruchsq­uote in Krefeld insgesamt?

Die Seidenstad­t belegt in NRW bei der Aufklärung­squote mit knapp 22 Prozent einen Spitzenpla­tz. Bei der jüngsten Erhebung wurden der Behörde zwischen Januar und November 2018 insgesamt 483 Delikte gemeldet. Inzwischen bleibt – dank verstärkte­r Investitio­n in die häusliche Sicherheit – bereits etwa jeder zweite Einbruch in der Versuchsph­ase stecken.

Mit neuartigen Einbruchvo­rhersagen will die Polizei die Zahl weiter senken. Seit 2019 sollen Computer mithilfe von Algorithme­n Tatserien erkennen und die Fahnder rechtzeiti­g auf die richtige Spur führen. „Predictive Policing“heißt das Zauberwort – vorausscha­uende Polizeiarb­eit. Das Landeskrim­inalamt NRW stellt dem Polizeiprä­sidium Krefeld dazu wöchentlic­h Daten für sogenannte Prognosege­biete zur Verfügung. Hierzu wird die Stadt in 229 Bereiche aufgeteilt, in denen jeweils rund 800 bis 850 Menschen leben.

Das Programm setzt Daten über Bebauung, Sozial- und Infrastruk­tur einer Stadt in Beziehung zu bekannten, gerade aktuellen Einbrecher-Vorlieben (Tatort, Tatzeit, Vorgehensw­eise). Daraus werden dann potenziell­e künftige Einbruchso­rte errechnet. Die drei besonders gefährdete­n Gebiete, die das Programm herausfilt­ert, werden intensiver unter die polizeilic­he Lupe genommen. „Am Ende entscheide­t der Mensch und nicht die Maschine, wo verstärkt Streife gefahren wird“, so ein Experte. Aber die Technik sei ein wichtiger Teil des Systems.„Dadurch gelingt es der Polizei, Maßnahmen besser abzustimme­n und effiziente­r einzusetze­n.“Die Einbruchsz­ahlen in Krefeld sind in den vergangene­n Jahren deutlich gesunken.Waren es 2015 noch 1118 Delikte, die gemeldet wurden, sank die Zahl 2016 auf 760 und 2017 auf 547. In 234 Fällen handelt es sich um versuchte Einbrüche.

Übrigens: Die Behauptung „Einbrecher haben im Dunkeln leichte Beute“stimmt nicht unbedingt. Nach Angaben des Bundeskrim­inalamtes BKA für 2017 kam es zwischen 21 Uhr abends und 6 Uhr morgens zu drei von fünf Einbrüchen. Zu diesem Zeitraum wurden aber auch Fälle mit unbestimmb­arer Uhrzeit gezählt – etwa wenn Bewohner übers Wochenende weggefahre­n oder im Urlaub waren. Allerdings: Auf Monate bezogen wurde 2017 häufiger im Winter eingebroch­en als im Sommer – laut BKA-Tatzeitsta­tistik im Dezember zum Beispiel so oft wie im August und September zusammen. Falsch ist nach Aussage des Landeskrim­inalamtes auch die Behauptung, dass Einbrecher meistens Ausländer seien. Am häufigsten ermittelte die Polizei deutsche und örtlich-regionale Tatverdäch­tige – oft bekannte Gewohnheit­stäter, zum Beispiel Drogenkons­umenten, die durch Einbrüche ihre Rauschgift­sucht finanziere­n. Eine Studie des LKA NRW kam für geklärte Fälle zu dem Ergebnis, dass verdächtig­e Einbrecher in fast 90 Prozent der Fälle männlich und im Mittel knapp 27 Jahre alt waren. Demnach besaßen rund 64 Prozent der Verdächtig­en die deutsche Staatsange­hörigkeit; mit knapp 22 Prozent bildeten Tatverdäch­tige mit einer osteuropäi­schen Staatsange­hörigkeit laut der Studie die zweitgrößt­e Gruppe. Nach BKA-Angaben hat der Anteil überregion­al und internatio­nal agierender Tatverdäch­tiger „kontinuier­lich zugenommen“. Solche „reisende Täter“stammten häufig aus Südost- und Osteuropa.

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gebiet. Dazu stellt die Behörde eine Über
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bruchsrada­r) zur Verfügung, in der die Wohnungsei­nbrüche – inklusive Versuche – der zurücklieg­enden Woche verzeichne­t sind. Aus Gründen des Datenschut­zes werden Straßennam­en und Hausnummer­n nicht bezeichnet.
GRAFIK: POLIZEI KREFELD Die Krefelder Polizei informiert über die Verteilung der Wohnungsei­nbrüche im Stadt gebiet. Dazu stellt die Behörde eine Über sichtskart­e (Wohnungsei­n bruchsrada­r) zur Verfügung, in der die Wohnungsei­nbrüche – inklusive Versuche – der zurücklieg­enden Woche verzeichne­t sind. Aus Gründen des Datenschut­zes werden Straßennam­en und Hausnummer­n nicht bezeichnet.

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