Rheinische Post Krefeld Kempen
Nikolaus, komm in unser Haus
Nikolaus-Darsteller sind gefragt. Die christliche Symbolfigur besucht am heutigen 6. Dezember viele Kindergärten, Schulen und Seniorenheime. Wir stellen zwei Darsteller vor und schildern persönliche Erlebnisse.
Seit 27 Jahren verwandelt sich Kristian Holler alljährlich um den 6. Dezember herum in den heiligen Bischof von Myra, besser bekannt als Nikolaus. Für seine etwa zehn Auftritte im Jahr streift der Herner, der in Krefeld arbeitet, Albe (weißes Gewand), Stola (Amtszeichen des Klerikers) und Chormantel über. Am liebsten besucht er Kinder in Kindergärten und Grundschulen; denn die Größeren hätten nicht mehr so viel Freude am Nikolaus. „Man merkt so ab der fünften Klasse, dass die Begeisterung abnimmt“, sagt der 48-Jährige.
Der Überlieferung nach war Nikolaus von Myra ein griechischer Bischof im Römischen Reich, der im 3. und 4. Jahrhundert in der Nähe des heutigen Touristenorts Antalya in der Türkei gelebt haben soll. Wissenschaftlich belegt ist, dass es in Myra im 4. Jahrhundert einen Bischof mit Namen Nikolaus gegeben hat, von dem Wunderberichte verbreitet waren und der kultisch verehrt wurde.
Der Nikolaus tritt nicht nur in Kindergärten und Schulen auf, sondern ist auch in Senioreneinrichtungen ein gern gesehene Gast. Dort ist aber besonders viel Feingefühl gefragt, insbesondere bei den Einzelbesuchen an den Betten von Demenzkranken.
Grundvoraussetzung für jeden, der als Nikolaus auftritt, ist die Nächstenliebe. „Es muss einem Freude bereiten“, betont Holler, die Geschichten des Heiligen Nikolaus mit Leben zu füllen.„Und dazu gehört auch, möglichst alle Anwesenden einzubinden, auch diejenigen, die mit dem religiösen Brauch nichts anzufangen wissen“, sagt der 48-Jährige. „Gerade die Vorwitzigen kann man selbst ein bisschen ärgern, wenn man sie direkt anspricht und bittet, beispielsweise ein Gedicht aufzusagen“, sagt er.
In seinen fast 30 Jahren als Nikolaus habe sich kaum etwas verändert, sagt Holler. „Nach wie vor glänzen die Augen der Kinder, wenn man kommt. Und in die meisten Tüten kommt auch immer noch dasselbe wie früher, nämlich Süßigkeiten, Nüsse, Obst und ein kleines Spielzeug“, sagt er. Christian Schwerdtfeger
udnasd Lmieudn: t e„rLasesisnt “u enrs - schallt, dann tritt Hubert Schüler herein – mit prächtigem Gewand und goldenem Stab als Heiliger Nikolaus. Bereits seit 69 Jahren übt der Mönchengladbacher (84) dieses Ehrenamt aus. Schon mit 15 wurde er das erste Mal zum Heiligen Nikolaus. Nach dem Tod seines Patenonkels führte er die Tradition fort. Er hofft fürs nächste Jahr auf einen Platz im Guinnessbuch der Rekorde als dienstältester Nikolaus. Dann macht er die 70 Jahre voll.
Schüler bezeichnet sich selbst als Sakralkünstler: „Wenn ich das Bischofsornat anziehe, dann spricht der Heilige Nikolaus durch mich.“Für jeden der insgesamt 16 Orte, die er in diesem Jahr besucht, hat er ein eigenes Gedicht geschrieben. Viele kann er auswendig aufsagen: „Wie schnell doch so ein Jahr vergeht. Nun ist es wieder so weit, heut der Nikolaus vor Euch steht, in seinem bischöflichen Kleid“, lauten die Verszeilen, mit denen Schüler die Bewohner im Altenheim Sankt Michael in Mönchengladbach begrüßt.
Erinnerungen an sein Ehrenamt hat Schüler in dicken Fotobüchern gesammelt. Bei seinen Besuchen ist ihm vor allem das persönliche Wort wichtig, damit gewinnt er viele. „Ich bekomme so viele Anfragen, dass ich vielen absagen muss“, sagt er.
Ein Honorar lehnt Schüler ab – lediglich Spenden nimmt er entgegen. Diese gehen an Krebserkrankte, denn vor rund 30 Jahren hatte er selbst diese Krankheit. Der Glaube an Gott habe ihn durch diese schwere Zeit getragen, keine Hiobsbotschaft könne ihn davon abbringen. Einmal, da habe er als Nikolaus vor Geistlichen gesprochen, die ihn danach gefragt hätten, ob er auch eine theologische Ausbildung habe. Er entgegnete: „Ich habe nur die Theologie des Herzens studiert.“
Marie Ludwig